Rheinpfalz Nicht jeder Besucher ist ein Kunde

Die Shopping-Mall hat sich eingefügt in das Leben von Kaiserslautern. Viele nehmen sie mittlerweile als normalen Teil der Stadt wahr. Der Innenstadt-Handel konnte sich bisher mit ihr arrangieren.

„Das ,K in Lautern’ hat sich innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Publikumsmagneten entwickelt. In den ersten 100 Tagen seit der Eröffnung am 25. März besuchten mehr als zwei Millionen Gäste das ,K in Lautern’.“ Center-Manager Christian Andresen brach vergangene Woche mit dieser in einer Pressemitteilung verbreiteten Nachricht in Jubel über die Resonanz aus. Schon Tage vorher hatte er in der RHEINPFALZ-Sommerredaktion eine „höchst positive Bilanz“ der ersten Monate gezogen. Die Besucherzahlen lägen deutlich über den Erwartungen. Keine Frage, die Shopping-Mall „K in Lautern“ hat ihren Stellenwert in Kaiserslautern gefunden. Mit ihrer integrierten Lage mitten in der Innenstadt steht sie täglich im Mittelpunkt des Handelsgeschehens und damit auch des Publikums. Etwas relativieren muss man die Jubelarie des Center-Managers aber doch. In der Zwei-Millionen-Besucher-Bilanz spiegeln sich auch die ersten Wochen der Shopping-Mall, in denen das Einkaufszentrum einen wahren Ansturm der Stadt und der Region erlebte. Und noch etwas kommt hinzu: Das automatische Zählsystem der Shopping-Mall erfasst jeden als Besucher des Einkaufszentrums, auch wenn er nur den Durchgang der Rotunde, das gläserne Stadtgelenk, nutzt, um von der Mühlstraße in die Fackelstraße oder umgekehrt zu kommen. Wer da fleißig als Passant unterwegs ist, der kann die Anzahl der Besucher der Mall ganz schön nach oben treiben. Das bedeutet, dass bei weitem nicht jeder Besucher von „K in Lautern“ gleichzeitig auch ein Kunde der Mall ist. Welchen Prozentsatz der fußläufige Durchgangsverkehr Tag für Tag ausmacht, darüber lässt sich freilich nur spekulieren. Fakt ist: Die Shopping-Mall hat deutlich zur Belebung und zur Aufwertung der Innenstadt und Stärkung des Einkaufsstandorts Kaiserslautern beigetragen. Damit ist ein wesentliches Ziel ihrer Ansiedlung aus städtischer Sicht erreicht. Die bunte Vielfalt ihrer über 100 Geschäfte hat das Handelsangebot der Innenstadt ergänzt und erweitert, vor allem auch für die junge Generation und nicht zu vergessen auch das amerikanische Klientel. Die Innenstadt hat als Antwort auf die Shopping-Mall aufgerüstet. Vor allem in der 1a-Lage Fackelstraße wurde in Geschäfte und Immobilien investiert. Das Bekleidungshaus Peek & Cloppenburg reagierte auf die Mall mit der Öffnung der dritten Etage im früheren Hertie-Kaufhaus und damit der Erweiterung auf 4700 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die erfolgreiche deutsche Systemgastronomie Vapiano siedelte sich auf 1100 Quadratmetern vis-à-vis der Mall an. Der Innenstadt-Handel konnte sich bisher mit der Shopping-Mall arrangieren. Sie lässt ihm Spielraum, sich im Angebot von dem Einkaufszentrum abzugrenzen und seine individuellen Stärken, auch und vor allem im hochwertigen Bereich auszuspielen. Für eine Bilanz der Auswirkungen der Mall auf die Innenstadt ist es noch viel zu früh. Es gibt eine Reihe von Doppelstandorten von Geschäften, in der Fußgängerzone und in der Mall. Bleibt das so oder eher nicht? Erste Antworten auf diese Fragen werden frühestens die Umsatzzahlen im Herbst- und Wintergeschäft bringen. Flurschaden hat die Shopping-Mall erwartungsgemäß in der oberen Eisenbahnstraße angerichtet. Der Umzug von C&A und Aldi in die Mall hat dort größeren Leerstand verursacht. Es gibt allerdings Bemühungen, für Nachnutzungen in dem Bereich. Oberbürgermeister Klaus Weichel bemühte sich offenbar um den Sportartikelanbieter Decathlon. In letzter Zeit ist die Rede auch davon, dass ein Lebensmittelmarkt und ein Hotel auf dem Gelände von C&A entstehen könnten. Ein Investor soll dafür vorhanden sein. Zu den Umsätzen, die in der Shopping-Mall getätigt werden, lässt sich der Betreiber ECE nur global aus. Die Feststellung von Center-Manager Andresen, dass der Gesamtumsatz auf einem sehr guten Niveau liege, lässt allenfalls die Spekulation zu, dass einige Geschäfte sehr gut verdienen, andere noch hinter den Erwartungen liegen. Als Jobmaschine hat die Shopping-Mall mit ihren 800 Arbeitsplätzen ihre öffentlichen Erwartungen ganz sicher erfüllt. Die Agentur für Arbeit vermeldete einen Rückgang der Arbeitslosenzahl in Kaiserslautern auf 9,2 Prozent im Juni − ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Die Shopping-Mall „K in Lautern“ ist auch ein Beispiel dafür, wie schnell sich der Mensch auch optisch an eine veränderte Umgebung gewöhnt. Die Mall wird mittlerweile als normaler Bestandteil der City angesehen, der Großstadtflair nach Kaiserslautern gebracht hat. Dazu hat wesentlich beigetragen, dass die Shopping-Mall weitaus besser aus der Bauzeit herausgekommen ist als gedacht, vor allem im Bereich der Fruchthallstraße. Die von allen prognostizierte Schlucht hat es nicht gegeben. Die Feststellung von Oberbürgermeister Weichel in der anfangs zitierten Jubel-Pressemitteilung dazu: „Es fühlt sich an, als sei das Center schon immer da gewesen“ beschreibt derzeit die unverkrampfte Wahrnehmung vieler Kaiserslauterer, was die Shopping-Mall anbetrifft.

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