Rheinpfalz Mit Jagdhund und Gitarre

Ein Vierteljahrhundert lang war Karin Klein in der Kindertagesstätte Donsieders für die kleinen Einwohner der Gemeinde zuständig. 24 Jahre lang war sie Leiterin der Einrichtung. Während dieser Zeit mussten unzählige Fragen beantwortet, Tränen getrocknet, Lieder gesungen, Projekte ausgedacht und Spiele gespielt werden.

Donsieders. Hinzu kamen die umfangreiche Büroarbeit und das Pflegen der Kontakte zu Eltern und ihrem Chef, dem Ortsbürgermeister. Seit September hat sie die seit längerem verwaiste Stelle der Leitung der städtischen Pirmasenser Kinderkrippe in der Maria-Theresien- Straße übernommen. Der Bau ist noch nicht fertig, sodass sie vorerst im Banana-Building, wo die Krippe vorübergehend untergebracht ist, arbeitet. Die Entscheidung, den Arbeitsplatz zu wechseln, ist ihr nicht leicht gefallen. Sie sei schon seit längerem auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung gewesen, meinte die 49-Jährige. Im Raum stand auch ein weiterführendes Studium. An Pirmasens hat sie gereizt, dass es sich um ein neues Projekt handelt, dass noch am Wachsen ist. Hier könne sie mit einem neuen Mitarbeiterteam viele eigene Ideen einbringen und dabei auf ihre in Donsieders gemachten Erfahrungen zurückgreifen. Sobald die neue Krippe im kommenden Jahr fertig ist, steht ein Umzug in die Maria-Theresien- Straße an. Geplant sind sechs Gruppen mit 18 Erziehern. Dagegen ging es in Donsieders mit den bis zu 30 Kindern und sechs Erzieherinnen eher beschaulich zu. Die familiäre Atmosphäre wird sie wohl vermissen, meint die Kindergartenleiterin. Man kannte alle Eltern, sodass vieles beim Abholen und Bringen der Kinder im Flur geregelt werden konnte. Von Vorteil war es auch, dass die während ihrer Zeit in Donsieders amtierenden Ortsbürgermeister – es waren insgesamt drei – alle einen Bezug zum Kindergarten hatten. Entweder besuchten deren Kinder oder Enkel die Einrichtung. So konnten Probleme oft zwischen Tür und Angel gelöst werden, erinnert sich Klein an die massive Unterstützung durch alle drei Ortsbürgermeister. Sie hofft, dass es ihr gelingt, eine ähnliche Atmosphäre auch in der Stadt herzustellen. Oberstes Gebot sei bei ihr, dass sich die Kinder in der Kita wohlfühlen und gerne kommen. Schließlich seien sie teils bis zu neun Stunden vor Ort. „In 25 Jahren erlebt man Einiges, man hätte die ganzen Ereignisse aufschreiben sollen“, sagt Klein, als sie nach Anekdoten aus dem Kindergartenalltag gefragt wird. Man habe viel gelacht über die Dinge, die die Kinder anstellen oder sagen. Klein erinnert sich aber auch an eine Kollegin aus dem norddeutschen Raum. Die habe die Kleinen beim Vorlesen eines Buches über Ritter gefragt, was sie denn auf einem Bild sehen würden. Dort war ein Ritter in voller Montur abgebildet. „Des sinn die Beese“, sagte eines der Kinder auf Pfälzisch. Gemeint waren die Bösen. Die Erzieherin – mit dem Pfälzischen nicht allzu vertraut – korrigierte den Kleinen und meinte: Was der Ritter in der Hand halte sei kein Besen, sondern eine Lanze. Die Kollegen, welche die Episode mitbekamen, konnten sich ob der verdutzen Gesichter der Kinder, die gar nicht wussten, was das Ganze sollte, ein Grinsen nicht verkneifen. Vermisst wurde Gott sei Dank keines der Kinder während ihrer Zeit in Donsieders. Aber versteckt haben sie sich öfters. Wenn es vom Spielplatz zurück in das Gebäude ging, war daher stets penibles Durchzählen angesagt. Dass Klein ihre Arbeit Spaß macht, nimmt man ihr sofort ab. Eigentlich wollte sie schon immer etwas mit Kindern machen, erzählt sie. Nach der Schule war eigentlich Lehrerin angedacht. Dass sie sich doch für den Beruf der Erzieherin entschieden hat, habe sie bis heute nicht bereut. Tätig war sie in Einrichtungen in Langenlonsheim bei Bad Kreuznach und 1987 in ihrem Heimatort Thaleischweiler-Fröschen. Während ihrer Zeit dort hat sie eine Zusatzausbildung als Leiterin absolviert. Nach Donsieders kam sie 1989, drei Jahre nachdem die Gemeinde einen Kindergarten installiert hatte. Seit damals haben sich nicht nur die gesetzlichen Bestimmungen, sondern auch das Gebäude selbst geändert. Zahlreiche Umbauten und eine Erweiterung fanden in den letzten 25 Jahren in Donsieders statt. Anfangs war die eine Gruppe mit 25 Kindern ständig überbelegt. Heute sei das undenkbar, ebenso wie die damals angebotenen Öffnungszeiten von 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr. In den Anfangsjahren hatte sie kein Büro, erinnert sich Karin Klein. Ihr Schreibtisch stand in einem von den Kindern genutzten Raum an der Wand. Viele Jahre lang hat sie ihre Arbeit deshalb mit nach Hause genommen. „Man konnte sich nicht umdrehen, ohne dass einem ein Kind in die Füße lief“, verdeutlichte sie lachend die Situation. Die zahlreichen Bauarbeiten der letzten Jahre waren für Erzieher und Kinder gleichermaßen spannend. Klein erinnert sich auch an Zeiten, in denen das Dach undicht war. Die Kinder konnten Bagger aus nächster Nähe sehen und in Wasserpfützen stampfen. Wenn man so lange in einer Einrichtung ist, bleibt es nicht aus, dass die Kinder von damals ihren eigenen Nachwuchs vorbeibringen. Es sei schon witzig, wenn man so manche Verhaltensweise, Gestik oder Mimik der Kleinen von damals in deren Nachwuchs wiedererkennt. Ihre Hobbys bringt die 49-Jährige gerne in ihre Arbeit ein. So zählt ihre Gitarre quasi zum Inventar der Einrichtung. Sie liebt die Natur, ist leidenschaftliche Reiterin und zählt die Jagd zu ihren Hobbys. Davon konnten auch die Kinder profitieren. Kontakte zu Falknern und Jägern, die in den Kindergarten kamen und ihre Vögel und Tiere vorstellten, waren bei den Kleinen ebenso beliebt, wie die Ausflüge in den Wald, die umliegenden Felder oder zum Ponyreiten. Und auch ihr Jagdhund Bazi war regelmäßiger Gast im Kindergarten.

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