Rheinpfalz Mit einem Netzwerk gegen Armut

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Mannheim. Rund jedes vierte Kind in Mannheim lebt in Armut. Für sie gibt es in diesem Jahr zum achten Mal die Kindervesperkirche. Vom 30. November bis zum 13. Dezember sollen täglich bis zu 140 Kinder hier nicht nur eine warme Mahlzeit bekommen, sondern auch schöne Nachmittage mit Spiel- und Bastel-angeboten verbringen.

„Im Bildungsbericht der Stadt fällt auf, dass die sogenannten armen Stadtteile auch die kinderreichen sind. Kinder scheinen also ein Armutsrisiko zu sein“, sagt der evangelische Stadtdekan Ralph Hartmann. Für ihn Grund genug, das Thema öffentlich zu machen. „Immerhin haben diese Kinder auch schlechtere Startchancen. Aber wir glauben, man kann der sich selbst fortpflanzenden Armut entgegen wirken“, sagt Hartmann, der Bund, Land und die Kommunen in der Pflicht sieht. Der Staat habe die Möglichkeit kinderreiche Familien zu entlasten. Das Land könne die Ausstattung in Brennpunktschulen gezielter fördern, ergänzt er. In der Kommune befürchtet er, dass nach dem „Feuerwerk des Krippen-ausbauprogramms“ am Betreuungspersonal gespart werden soll. In den vergangenen Jahren ist in der Wahrnehmung der Projektleiterin Ruth Würfel ein echtes Netzwerk entstanden. Eine wichtige Rolle spielte der Verein „Adler helfen Menschen“, der die Kindervesperkirche vor sieben Jahren angestoßen hat. Für Udo Scholz, den Hallensprecher der Mannheimer Adler, ist die Aktion zur Herzenssache geworden. Der 76-Jährige wird an allen Tagen in der Jugendkirche im Stadtteil Waldhof mit von der Partie sein. „Er hat unser großes Unterstützernetzwerk erst geknüpft“, sagt Würfel. Scholz selbst weist darauf hin, dass die Kindervesperkirche längst über die beiden Wochen am Jahresende hinaus gewachsen sei. „Wir machen zum Beispiel noch ein Zeltlager in Friedelsheim und eine Ferienfreizeit.“ Und mittwochs gibt es für die Kinder aus der benachbarten Schule nach den Worten Würfels das ganze Jahr über ein Mittagessen und ein Freizeitangebot in der Jugendkirche. Am Konzept hat sich bei der achten Auflage nichts geändert. Um keine Kinder auszugrenzen, sind jeweils ganze Klassenverbände aus zehn Mannheimer Grund-, Förder- und Hauptschulen zu Gast, die aus dem gesamten Stadtgebiet, aber vor allem aus dem Mannheimer Norden in den Bezirk Waldhof kommen. „Wir geben im Schnitt am Tag rund 140 Essen aus, an Spitzentagen sind es aber auch schon einmal bis zu 160“, sagt Würfel. Sie bedauert zwar, dass sich in diesem Jahr weniger Schulen an der Versorgung der Essensgäste beteiligen, hat dafür aber auch Verständnis. Die Schüler der Helene-Lange-Schule nahm sie ausdrücklich aus. „Die kommen nicht nur zur Vesperkirche, sondern sind das ganze Jahr über mittwochs mit dabei.“ Finanziert werden die rund 60.000 Euro für die Kindervesperkirche in weiten Teilen vom Verein „Adler helfen Menschen“. Man ist aber auch auf Spenden angewiesen, auf die die Verantwortlichen etwa beim Benefizkonzert am 12. Dezember hoffen. Ab 20 Uhr tritt der „Celebration Gospel Choir“ in der Jugendkirche im Speckweg auf. Los geht die Aktion am Donnerstag, 26. November. Da treffen sich Kinder aus Ludwigshafen und Mannheim auf der Rheinbrücke, um das Brot zu teilen (wir berichteten). „Es ist das Symbol dafür, dass beide Städte in der Aktion, aber auch in der Problematik verbunden sind“, sagt Würfel.

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