Kultur Südpfalz Mit Anmut und Virtuosität

Mit kristallklarer Stimme und exzellentem Harfenspiel begeisterte Nadia Birkenstock am Sonntag in der Konzertreihe „Klingende Kirche“ in der evangelischen Kirche Göcklingen. Der Kunstgenuss anlässlich des 225. Jubiläums des Gotteshauses war betitelt mit „Keltische Harfe und Gesang“ und wurde von Hermann Frech gelungen mit historischen Episoden moderiert.

Den Auftakt in der lichtdurchfluteten proppenvollen Kirche machte die Meisterin der keltischen Harfe mit „The Queens Marsh“ und nahm gleich gefangen. Mit glockenklarer Stimme bot die grazile Künstlerin im Anschluss das Lied „Lothian Hairst“ dar und fesselte mit dem schottischen Psalm „From thee all skill an science flow“. Spätestens da war die facettenreiche und virtuose Kunst der gebürtigen Solingerin auszumachen, die in Düsseldorf und in den USA Gesang studierte, international konzertiert und als Dozentin gefragt ist. Souverän-gewitzt moderierte dazu der Organist und Heimatkundler, Ehrenbürger und frühere Schulleiter Hermann Frech. In seinen historischen Beiträgen und Episoden spannte er den Bogen von Kopernikus über die Renaissance zur religiösen Umbruchzeit Luthers, hob auf die Bedeutung der Lateinschulen und die Entwicklung in der evangelischen und katholischen Kurpfalz ab. Man erfuhr, wie direkt der Bezug von Kurfürst Carl Theodor im 18. Jahrhundert zur Göcklinger Kirche ist, die am Eingang dessen Initialen trägt und dessen Grundsatz „Leben und Leben lassen“ hieß. Zu Unrecht sei der tolerante Herrscher über sieben Länder als Versager tituliert worden, so Frech, der auf den 48-jährigen Frieden und die kulturelle Blüte während der Regentschaft des Kurfürsten verwies. Anekdotenreich, auch mit Bezug zu benachbarten Gemeinden, schilderte Frech die Kirchenbauzeiten mit all ihren Hindernissen. Fertiggestellt wurde das Gotteshaus 1789. Mit schillernden Klangkaskaden und technischer Leichtfüßigkeit fesselte die Virtuosin bei „The Banks oft he Suir/Fanny Power“ und stimmlich beim „Travel Song“, gefolgt vom heiter-beschwingten „A trip to the Islands“ sowie dem mit perlenden Läufen schwungvoll präsentierten „A la Source“. Voll Anmut waren die Darbietungen der Ausnahmekünstlerin, ob verhalten-elegisch und zart-schwingend oder kraftvoll-erfrischend und dynamisch, die Kennerin der irischen Seele faszinierte bei dem Konzert mit tänzerisch-schillernder Virtuosität. Dazu passte auch, dass sie ihr Programm teils spontan den Inhalten der historischen Beiträge anpasste. Der Moderator streifte Zeiten, in denen die Göcklinger Schriftstücke noch mit drei Kreuzchen unterschrieben, sich teils spinnefeind waren, sich so manchen Reichsthaler von Wollmesheim pumpten und was sie unter französischer und bayerischer Herrschaft erlebten. Als Besonderheiten der Kirche nannte Frech den Dachreiter, ein handwerklich exzellenter, fein gegliederter Turm, die Barockkanzel, der ungewöhnliche Altartisch mit Altargärtlein, die Glasfenster sowie die Walcker-Orgel mit zwei Manualen und 14 Registern. Seit 2004 ziert die Kirche auch das „Blaue Band“, ein alle Gemeindeglieder einbindender blauer Fries mit Hieroglyphen der Landauer Künstlerin Gabriele Domay. Als Finale hatte Nadia Birkenstock das Vogellied „The Cuckoo“ gewählt und als Zugabe „Everywhere“, das sie ihrem Schutzengel widmete, der ihr an dem Tag während der Fahrt beisprang, wie sie erzählte. Die Leistung der Musikerin wurde zurecht mit frenetischem Applaus quittiert, auch Spenden flossen reichlich. Auf eigenen Wunsch überreichte ihr der Moderator „etwas Süßes“. (hima)

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