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„Ich bin der richtige Mann.“ Peter Spitzer (SPD) ist nicht dezent, er ist direkt. Der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Südwestpfalz ließ am Samstag beim Wahlkampftermin vor 150 Bürgern in Contwig keinen Zweifel: Er hält sich für den Besten für das Amt des Landrats. Entsprechend erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), dass „der Peter der richtige Kandidat ist“.

Zwar sollten beim Bürgerdialog die Fragen der Bürger im Mittelpunkt stehen. Doch war der Nachmittag natürlich eine Werbeveranstaltung für Spitzer, der sich am 7. Mai zum Landrat wählen lassen will. Er traut sich die Nachfolge von Hans Jörg Duppré (CDU) zu, „weil ich von der Basis komme“. Seit anderthalb Jahren ist der Bürgermeister von Donsieders bei der Kreisverwaltung zuständig für Soziales, Jobcenter sowie die Abteilung Jugend, Familie und Sport. „Meine Mitarbeiter sind höchstzufrieden“, ließ er wissen. „Mit ist wichtig, dass ich jeden Sachbearbeiter kenne, nicht nur die Abteilungsleiter. Das unterscheidet mich.“ Die meisten Zuhörer – in erster Linie Genossen und Gäste aus dem öffentlichen Leben − kannten Spitzer bereits. Der 45-Jährige betonte, einer von ihnen zu sein: Von Geburt an Mitglied im Sport- und im Kaninchenzuchtverein, lägen ihm Vereine und Ehrenamt am Herzen. Zudem will er junge Leute durch berufliche Perspektiven in der Region halten und den demografischen Wandel bewältigen. Auch wenn er (noch?) keine geschliffenen Reden hält, erntete Spitzer Zwischenapplaus und Lacher. Etwa, als er seine „wundervolle Frau und meine wundervollen Töchter“ übersah und einräumte: „Sorry, das ist jetzt wieder mal typisch für mich.“ Typisch für die Ministerpräsidentin ist ihre Volksnähe bei solchen Auftritten. Ob beim Rundgang von Stehtisch zu Stehtisch oder durchs benachbarte Seniorenheim der Pirmasenser Diakonie: Dreyer lachte, schüttelte Hände, machte Fotos, blieb immer wieder für ein kurzes Gespräch stehen. „Tun Sie mir einen Gefallen, gehen Sie alle am 7. Mai zur Wahl“, rief sie die Zuhörer auf. Zum demografischen Wandel sagte sie: „Altwerden darf nicht bedeuten, isoliert und einsam zu leben.“ Es sei wichtig, die Älteren nicht zu vergessen. „Wieso haben Sie es noch nicht geschafft, dass die S-Bahn zwischen Homburg und Zweibrücken fährt?“, fragte Bernhard Marschall vom Zweibrücker Verein zur Förderung des Schienenverkehrs, als nach 40 Minuten die Bürger zu Wort kamen. „Da passiert vieles“, versicherte Dreyer. „Es hat nicht an uns gelegen“, warf Spitzer Homburg und dem Saarland eine „Blockadehaltung“ vor. „Warum machen Sie freiwillige Ausgaben wie die Jugendförderung nicht zur Pflichtaufgabe?“, fragte Walter Hüther, Vorsitzender der VT Contwig. Dreyer sprach von einem „Riesenfass“: Auch Kultur und Sport wollten keine Kürzungen. „Wie wollen Sie die Schulen fördern?“, wollte der Contwiger Jonas Kruck wissen. Jede Schule müsse ein freies W-Lan-Netz bekommen, erklärte Spitzer. „Auch in jeder Gemeinde sollte es einen Punkt geben, an dem W-Lan frei zugänglich ist.“ David Betz (Contwig) regte Medienkompetenz als Schulfach an. „Im Regelunterricht wird das noch dauern“, sagte Spitzer, selbst Lehrer. „Aber nachmittags sollte in der Ganztagsschule Zeit dafür sein.“ Der Weselberger SPDler Jörg Juner forderte bessere Kreis- und Landesstraßen. Dreyer: „Das nehme ich als Thema mit.“ Jürgen Hüther (Contwig) beklagte die Personalausstattung der Polizei: „So schlecht war es noch nie.“ Und wirtschaftlich fühle sich die Region „von Mainz ein Stück aufgegeben“. Spitzer sagte zu, die Wirtschaftsförderung im Kreis auszubauen: 140.000 Euro jährlich seien zu wenig, zumal die Kreismusikschule 760.000 Euro verschlinge. Zur Polizei erklärte Dreyer, man stelle „derzeit so viele Anwärter ein wie noch nie zuvor“. Rainer Burmeister aus Thaleischweiler-Fröschen fragte nach Ideen zur häuslichen Pflege. Laut Spitzer sollen in den Gemeinden Netzwerke entstehen, in denen Einzelne auf Ältere zugehen und Hilfe anbieten. Wolfgang Zäuner (Nünschweiler) hatte keine Frage, sondern einen Aufruf: „Wir leben in einer wunderschönen Region, das muss man mal einfach verinnerlichen und nach außen tragen.“

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