Kultur Südpfalz Köhne hofft auf Lobby für Museen

Eine Jahrespressekonferenz informiert gemeinhin zum einen über das zurückliegende Jahr, zum anderen über die nähere Zukunft. Was den ersten Teil angeht, gab sich Eckart Köhne, seit Mitte vergangenen Jahres Chef des Badischen Landesmuseums, recht kurz gefasst.

346.000 Besucher wurden demnach im Karlsruher Schloss und den verschiedenen Zweigmuseen im vergangenen Jahr gezählt. Diese Zahl klingt eindrucksvoll, zeigt aber auch, wie schwierig Jahresvergleiche sein können. Denn allein die vom Landesmuseum verantwortete Auftaktschau zum Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil“ lockte 130.000 Besucher an den Bodensee. Das Jahr 2013, als das Karlsruher Schloss eine Dauerbaustelle war und dort auch keine große Sonderausstellung stattfand, fiel mit gerade 200.000 Besuchern insgesamt bescheiden aus, taugt aber schlecht als Vergleich. Aber Köhne, zuvor bekanntlich Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, richtet ohnehin lieber den Blick nach vorn. Und dazu gibt 2015 mit dem 300-jährigen Stadtjubiläum den entsprechenden Rahmen. Im Mittelpunkt des Jahresprogramms wird vom 9. Mai bis 18. Oktober die Große Landesausstellung „Karl Wilhelm 1679 – 1738“ stehen, die erste Ausstellung überhaupt, die der Person des Landesfürsten und Gründers von „Carols-Ruhe“ gewidmet ist. Die hat er sich gewiss verdient, wie auch Prinz Bernhard von Baden findet, der neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Schirmherr fungieren wird. Das Projektteam hat 250 zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Exponate ausgewählt, die das Bild der privaten wie öffentlichen Person lebendig werden lassen sollen. Versprochen wird eine „barocke Inszenierung“ mit entsprechender Architektur. Der Beitrag des zum Landesmuseum gehörenden Museums beim Markt ist eher auf das Heute und Morgen ausgerichtet: Unter dem Titel „Leben 20.15 – Erinnerungen an heute“ wird es ab 25. Juli um die Frage gehen, „was aus der Gegenwart in Zukunft bleiben wird.“ Dabei werden für das Jahr 2015 typische neue Sammlungsstücke – vom Alltagsgegenstand bis zum Designobjekt – zur Diskussion gestellt. In einem zweiten Teil werden private Fotoaufnahmen zu sehen sein, die zeigen, was „Karlsruhe“ für den Einzelnen ausmacht. Den Schlusspunkt des Museumsprogramms zum Karlsruher Jubiläumsjahr setzen dann ab 19. Dezember im Schloss die hauseigenen Volontäre mit einer eigenen Ausstellung, die reizvoll werden könnte: Bei „Ist ja’n Ding! Objekte mit Geschichte“ geht es um Exponate, die auf außergewöhnliche oder skurrile Weise ins Museum gelangt sind. Wie etwa die einem Raubüberfall benutzte Maske oder die später dem Museum geschenkte mykenische Bügelkanne, die einst ein Sammler bei einem Trödler gegen einen Rasierapparat eintauschte Derweil hofft Direktor Eckart Köhne, von den noch ausstehenden baulichen Verbesserungen mal abgesehen, dass die Ausstattung des Landesmuseums gewährleistet bleibt. Der feste Personaletat schrumpfe entgegen allen Aussagen des Stuttgarter Koalitionsvertrages. Die Tatsache, dass man als eigenständiger Landesbetrieb Rücklagen bilden könne, dürfe von der Politik nicht falsch verstanden werden, denn manches sei nur durch Rückgriff auf diese Rücklagen machbar gewesen. „Wir hoffen“, so Köhne, „dass wir als Museen eine Lobby bekommen.“ (yst)

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