Kultur Südpfalz Junge Meister an den Tasten

Ihr Spiel ist zart und dynamisch, kraftvoll und dennoch intim in der Phrasierung: Jee Eun Lee, 1991 in dem südkoreanischen Busan geboren, ist eine Ausnahmemusikerin und Meisterin ihres Faches. Was die Pianistin am Neujahrstag im Stiftsgut Keysermühle Klingenmünster bot, war Musik der Spitzenklasse.

Die junge Künstlerin studiert seit 2015 an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Studiengang Master Klavier in der Klasse von Markus Stange. Sie hat sich bereits eine ganze Reihe von nationalen und internationalen Wettbewerbspreisen erspielt. Das Neujahrskonzert mit Jee Eun Lee und ihrem Freund Tung Min Kwan, das die Bürgerstiftung Pfalz in Kooperation mit der Hochschule für Musik in Karlsruhe in der Remise des Stiftsguts Keysermühle in Klingenmünster veranstaltete, wurde zum beglückenden Erlebnis. In dem kurzfristig geänderten Programm, bei dem der Auftritt von Tung Min Kwan, der seit dem Wintersemester in Karlsruhe studiert, gar nicht vorgesehen war, erklangen das Präludium und Fuge Nr. 12 f-moll aus „Das wohltemperierte Klavier, Band 1“ von Bach, Beethovens Sonate für Klavier in Es-Dur, Liszts h-moll-Sonate, „Iberia“ des spanischen Komponi-sten Isaac Albeniz und die zweite Klaviersonate von Frederic Chopin. Leicht vorgebeugt, mit traumwandlerischer Sicherheit spielend, schien die südkoreanische Pianistin mit dem Klavier verwachsen. Was Jee Eun Lee auszeichnet, ist ein wunderbares Gespür für Musik, verbunden mit makelloser Technik. Hinter ihrem schlichten, aber freundlichen Auftreten verbirgt sich ein ungewöhnliches Musiktalent. Schon gleich mit Bachs Stück aus dem „Wohltemperierte Klavier“ spielte sich die 25-Jährige in die Herzen der gespannt lauschenden Zuhörer. Das variationsreiche Stück verlangt hohe Konzentration sowie großes inneres Mitschwingen. Schon hier blitzte die Fähigkeit der jungen Musikerin zu ungewöhnlich sensibler Interpretation auf. Ihr Hang zur Klangmalerei sowie das schattenhafte An- und Abschwellen der Lautstärke bewirkten einen unwiderstehlichen Sog. In den langsamen Sätzen hob sie die melodieführenden Stimmen deutlich hervor und stellte in den komplexen schnellen Passagen die abverlangte Virtuosität ganz in den Dienst von Form und Ausdruck. Höhepunkt ihres Auftritts zum Jahresauftakt war ihr Vortrag von Beethovens Sonate für Klavier in Es-Dur. Die Südkoreanerin interpretierte das Werk mit enormer Energie und Kraft, setzte auf die kontrastreiche Wirkung. Mit Tung Min Kwan, der mit der Pianistin schon über ihre Familien sehr lange befreundet ist, könnte ein weiterer Stern am Pianistenhimmel aufgehen. So wie man ihn am Neujahrstag erleben konnte, bestätigte er sich selbst als ein hoffnungsvolles Talent. |som

x