Rheinpfalz James Bond lässt grüßen

KUSEL. Für die Feuerwehr zählt oft jede einzelne Minute, die über Leben und Tod entscheiden kann. Damit die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit möglichst schnell und effektiv zu Werke gehen können, benötigen sie diverse Hilfsgeräte – unter ihnen auch ein paar ungewöhnliche, die dem Laien womöglich nicht direkt in den Sinn kommen. Eine kleine Auswahl:

Für die Feuerwehr Glanbrücken hat der Förderverein eine Wärmebildkamera angeschafft, in der gesamten Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein ist die Glanbrücker Wehr die einzige, die eine solche Kamera besitzt. Früher hatte dieses Gerät bei Einsätzen erst bei der Firma KOB geliehen und dann zum Einsatzort gebracht werden müssen. Zeit, die fehlen kann, wenn Menschenleben in Gefahr sind. Das Gerät gleicht einem kleinen viereckigen Kasten mit einem Stiel am unteren Ende, um es zu halten. Der Feuerwehrmann kann auf einem kleinen Bildschirm Wärmeunterschiede erkennen: Weiß bedeutet heiß, schwarz kalt. Die Kamera, die Ultraviolettstrahlung misst, besitzt fünf verschiedene Modi. So bietet die normale Wärmeerkennung einen sehr hohen Messbereich von null bis sechshundert Grad, um Brandherde ausfindig zu machen. Der Suchmodus bietet einen erhöhten Kontrast, um das Finden von Personen in einem Gebäude zu erleichtern. Im Personenmodus werden nur niedrige Temperaturen angezeigt, um Menschen im offenen Gelände zu erkennen. Der Feuermodus zeigt hingegen nur hohe Temperaturen, und auch eine Farbeinstellung ist möglich. „Die Kamera wird zu jedem Einsatz mitgenommen“, schildert Wehrführer Heiko Hablitz, der das Gerät als „sehr hilfreich“ einstuft, gerade bei der Suche nach Menschen. Als eines der wichtigsten Hilfsmittel beschreibt Jens Werner, Wehrleiter in der Verbandsgemeinde Kusel, die hydraulischen Rettungsgeräte: Schere, Spreizer und Rettungszylinder. Schere und Spreizer sind jeweils etwa 80 Zentimeter lang und haben ein Gewicht von ungefähr 20 Kilogramm. Das zugehörige Aggregat sorgt für einen Druck von 730 bar, wodurch die Schere eine Schneidkraft von 107 Tonnen und der Spreizer eine Schließkraft von 10 Tonnen sowie eine Spreizkraft von 43 Tonnen erreichen. „Diese Kräfte“, befindet Werner, „sind heutzutage auch dringend nötig.“ So verwendeten etwa Autohersteller inzwischen hochfesten Stahl, vor allem bei den Fahrerkabinen, das bedeute: schwierigere Bedingungen für die Rettungskräfte, die deshalb auf die hydraulischen Geräte angewiesen seien. Die Kuseler Feuerwehr besitze seit kurzer Zeit die aktuellsten Modelle von Schere und Spreizer. Die Geräte, welche nur selten einen Schaden aufwiesen, erleichterten die Arbeit erheblich, sagt Werner. Weil alles „viel schneller und viel effektiver“ gehe – etwa wenn die Feuerwehr Menschen aus Autos befreie –, werde die Sicherheit aller erhöht. Die Dekontaminationsschleuse, die Teil des Gefahrstoffzuges des Kreises ist, wird nahe eines Unfallortes aufgebaut, an dem eine biochemische oder radioaktive Kontamination möglich ist, erläutert Werner. Ein schmaler Korridor führt die Feuerwehrmänner in Schutzanzügen zum Dekontaminationsplatz, der in zwei Bereiche unterteilt werde: den schwarzen und den weißen Bereich. Den schwarzen Bereich dürfen die Einsatzkräfte noch mit kontaminierter Kleidung betreten. Dort stehe dann die Dekontaminationsschleuse, welche die Einsatzkräfte von den Gefahrenstoffen reinigt – erst dann darf der weiße Bereich betreten werden. Der Kreis Kusel besitzt zwei verschiedene Schleusen: eine kleine für eine Person und eine größere für verletzte Personen, die auf einer Trage transportiert werden müssen. Beide Duschen bestehen aus Schlauchbootmaterial und werden am Einsatzort mit Luft aufgepumpt. Die Dusche könne eine Vorwanne besitzen, die Desinfektionsmittel beinhaltet, um die Schuhe vorzusäubern, schildert Werner. Nach dem ersten Waschgang in der Dusche, bei dem der grobe Dreck von der Schutzkleidung gespült wird, entledigen sich die Rettungskräfte der Kleidung und werden auf Kontamination geprüft. Ist diese noch vorhanden, so muss erneut – diesmal ohne Anzug – geduscht werden, so lange, bis keine Kontamination mehr vorherrscht. Das verseuchte Wasser wird direkt in Säcke geleitet und in diesen entsorgt. Das sei ein Vorteil der Dusche: Früher seien die Einsatzkräfte nur abgespritzt worden, so dass kontaminiertes Wasser im Einsatzgebiet verteilt worden sei. „Es schont die Umwelt“, weiß Jens Werner. Es gebe bei der Feuerwehr sowohl Einweg- als auch Mehrwegschutzanzüge. Letztere werden nach einem Einsatz gereinigt und wiederverwendet, sofern sie nicht beschädigt sind. Im Zweifelsfall werden sie entsorgt. Da bei uns nicht viele Gefahrenstoffe transportiert würden, sei der Einsatz relativ selten, erklärt Werner. Falls der Gefahrenzug dann aber ausrückt, werde auch die Dusche mit aufgebaut, da „man von der größtmöglichen Gefahr ausgehen muss“ und die Einsatzkräfte geschützt werden sollen. (erf)

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