Rheinpfalz Im Verein erwachsen werden

Vereine haben eine große Bedeutung für die Jugendarbeit. Sie helfen mit, Kinder und Jugendliche sinnvoll zu beschäftigen, steuern dem passiven Konsumverhalten entgegen und stärken durch gemeinsame Aktivitäten die Familienstrukturen.

In früheren Zeiten war die gemeinsame Vereinsarbeit oftmals eine Generationen übergreifende Aktivität, die tatsächlich die Familienbande zusammen schweißte. Der Vater ging mit dem Sohn zum Kaninchenzucht-Verein, in dem der Großvater schon preisgekrönte Tiere präsentiert hatte und immer noch die jährlichen Ausstellungen organisierte. Heute sitzt Papa vor dem Fernseher, während Sohnemann die neuesten Apps ausprobiert und Opa seit Jahren im Altersheim sitzt.

Durch das veränderte Freizeitverhalten, das Überangebot an Beschäftigungsalternativen leiden viele Vereine an Mitgliederschwund, kämpfen ums Überleben oder haben den Kampf bereits aufgegeben. Nicht alle jedoch. Zahlreiche Pirmasenser Vereine haben in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um für Kinder, Jugendliche und Familien attraktiv zu bleiben.

„Die Vereine sind das tragende Gerüst der sozialen Arbeit in der Stadt“, fasst Bürgermeister Peter Scheidel die Situation zusammen. „Wenn ein Kind lernt, seinen Tag stabil und strukturiert zu gestalten, ist es aufgestellt für sein späteres Leben. Die Vereinsarbeit ist ein begleitendes Element der Kindheit und Eltern müssen dazu mit ins Boot genommen werden.“

Die Stadt habe einiges dazu beigetragen, um die Kinder und Jugendlichen in Pirmasens zu fördern und zu begleiten, so Scheidel. Von Geburt an seien die Kinder im besonderen Blickfeld. Drei neue Kitas wurden errichtet, das Jugendbüro als verbindendes Element zwischen Jugendarbeit und Vereinen wurde installiert, Projekte wie das „Netzwerk öffentliche Plätze“ wurden initiiert. 1200 Kinder und Jugendliche werden in Zusammenarbeit mit den Vereinen jährlich auf Ferien-Freizeiten betreut und die engmaschige Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeitern hilft dabei, dass kein Kind durch die Maschen fällt. Nicht zuletzt hilft auch der Pakt für Pirmasens, der die Angebote koordiniert und benachteiligten jungen Leuten tatkräftig unter die Arme greift, damit sie an den Freizeitangeboten teilnehmen können.

Besonders die Arbeit mit sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien sei ein genereller Schwerpunkt der städtischen Jugendarbeit, erläutert Thorsten Kuntz, der Leiter des Jugendbüros. Es sei in der jüngeren Vergangenheit schön öfter gelungen, über den Einstieg eines Kindes in einen Verein die restliche Familie zu mobilisieren, ebenfalls in dem jeweiligen Verein mitzuarbeiten.

„In Pirmasens gibt es 19.500 qualifizierte Arbeitsplätze, von denen 8000 von Menschen besetzt werden, die nicht aus dem Stadtgebiet stammen. Grund dafür ist auch die fehlende Qualifikation der Bürger“, sagt Scheidel. Zehn Prozent aller Einwohner haben keinen Schulabschluss und von allen der Jobbörse gemeldeten jungen Menschen unter 25 Jahren haben 83 Prozent keine Ausbildung. An diesen Zahlen müsse sich dringend etwas ändern. Eine intensive Begleitung der Kinder und Jugendlichen, vom Tag ihrer Geburt an, sei ein wesentlicher Baustein, um längerfristig Perspektiven zu schaffen. Die Leistungen der Vereine – im Hinblick auf die Förderung der Kinder und Jugendlichen – müssten weiterhin gewürdigt und unterstützt werden, sagte der Bürgermeister.

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