Rheinpfalz „Ihr seid uns wichtig“

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Zwei der Akteure, die auf dem „Betze“ das Sagen haben, waren sichtlich guter Laune. „Ihr wollt ja wenigstens noch Autogramme von uns“, witzelte der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz, ehe sich Chef-Trainer Konrad Fünfstück für „Augenringe und Blässe“ ob einer kurzen Nacht entschuldigte. Für eine besondere Klientel treuer FCK-Fans war die Sandhausen-Niederlage ohnehin abgehakt. Die gehandicapten Fußballfreunde der großen FCK-Familie freuten sich über die kickenden Stars hautnah bei „ihrer“ Autogrammstunde.

„Schön, dass ihr da seid“, sagte Fünfstück immer wieder. Der Trainer ließ sich Zeit, kam nicht auf die Idee, auch nur einen Wunsch nach seiner Signatur oder einem gemeinsamen Erinnerungsfoto abzuschlagen. Fünfstück ging mit bestem Beispiel voran, Berührungsängste sind dem Coach fremd. Den rund 160 behinderten Menschen ohnehin: Die freuten sich sichtlich, hatten Taschen, Shirts, Mützen, Fahnen, Bälle und alles Mögliche mitgebracht, was die „Roten Teufel“ signieren konnten. Zum zwölften Mal hat der FCK eigens gehandicapte Fans zu einer Autogrammstunde eingeladen: Pflichtprogramm für Spieler, aber auch für andere Verantwortliche. „Da muss schon viel passieren und Wichtiges dazwischenkommen, dass ich nicht dabei bin“, sagte Aufsichtsratschef Dieter Rombach. „Es wird ja meist nur von den ,verrückten’ Fans berichtet und gesprochen. Dabei geraten die wirklichen leicht in Vergessenheit“, fand Rombach. „Unsere Fan-Clubs leisten doch ungeheuer wichtige Integrationsarbeit, das ist fabelhaft.“ Gemünzt sind solche Worte nicht zuletzt auf engagierte Leute wie jene, die beim FCK-Fan-Club „Fair Play“ die rot-weiße Fahne hochhalten. Der Club, der die Interessen behinderter Fußball- und „Betze“-Freunde so vehement vertritt, hatte organisatorisch federführend gewirkt, gemeinsam mit der Vereins-Fanbetreuung die Autogrammstunde organisiert. „Die Menschen sind so dankbar“, zeigte sich Sabrina Tröller angetan von Resonanz und Stimmung in der Halle der Nordtribüne. Die Fanbetreuerin hatte die Organisationsleitung inne und konnte auch bei besonderen Anliegen weiterhelfen. Stets gewinnt der FCK neue Freunde hinzu, so etwa aus Bernkastel-Kues. Ob denn die Chance bestehe, mal einen Behindertenplatz im Stadion zu bekommen? Wie es um Sehbehinderte bestellt sei? Frank Martin möchte, wie er erklärte, auch mal wieder bei einem Spiel dabei sein. „Bislang war ich nur mal bei einem Vorbereitungsmatch“, sagte er. Mit fünf Behinderten war die Truppe vom DRK-Sozialwerk aus Bernkastel-Kues angerückt – zum zweiten Mal bei der Autogrammstunde für Behinderte. Andere kommen schon seit Jahren, sind mittlerweile Stefan Kuntz schon bekannt. Der scherzte mit einigen, auch mit Blick auf jüngste Darbietungen seines kickenden Personals. Das Ergebnis vom Freitag sowie der nicht berauschende Saisonstart, überhaupt die Erfolge auf dem grünen Rasen waren dieses Mal reine Nebensache – für Spieler wie ihre Anhänger. „Da ist man oft unzufrieden – und sieht hier mal, wie unberechtigt“, sagte Keeper Zlatan Alomerovic, der sich beim dem Fantreff als Fernsehreporter versuchte und kurzerhand für das vereinseigene TV den Vorstandschef interviewte. Kuntz fand die passenden Worte: „Ihr seid uns wichtig“, vermittelten er und die Kaiserslauterer Spieler jenen Menschen, mit denen es das Leben weniger gut gemeint hat, als beispielsweise mit den Fußballstars. (cha)

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