Rheinpfalz „Ich bin ein bisschen nervös“

Kusel. Freitagabend, 21 Uhr. Raiffeisen-Tankstelle an der B 420 in Kusel. Die Nachtschicht der Polizeiinspektion Kusel ist mit vier Kollegen im Einsatz. Bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle im Rahmen eines landesweiten Kontrolltages überprüfen sie Autofahrer und ihre Fahrzeuge. An diesem Abend wird es ruhigbleiben. Die Kontrollierten zeigen Verständnis und befolgen die Anweisungen der Polizisten.

„Guten Abend. Allgemeine Verkehrskontrolle. Führerschein und Fahrzeugschein bitte.“ Polizeikommissaranwärterin Annika Schwarz lässt sich die Papiere aushändigen und beginnt die Kontrolle. Schritt für Schritt überprüft sie das Auto: Sind die Reifen in Ordnung, gibt es eine Erlaubnis für die getönte Folie auf den Scheiben und funktionieren alle Lichter? Anschließend muss der Fahrer aussteigen und Warndreieck, Warnweste und Verbandskasten vorzeigen. Nachdem er eine Weile im voll gepackten Kofferraum herumgewühlt hat, sagt er eher zu sich selbst als zu Schwarz: „Wo habe ich den Verbandskasten?“ Das ist keine ungewöhnliche Situation für die Polizisten. Sie erleben öfter, dass Autofahrer nicht wissen, wo Warndreieck und Verbandskasten liegen. Während das bei der Verkehrskontrolle kein Problem ist, kostet die Suche im Notfall wertvolle Zeit. An diesem Abend überprüfen die Beamten stichprobenartig Fahrer, die aus Kusel Richtung Rammelsbach unterwegs sind. Schwarz und ihr Kollege Christian Schaadt sind in der Ausbildung. Sie müssen für ihre nächste Prüfung üben, wie sie eine Verkehrskontrolle durchführen. Deshalb gibt es derzeit öfter Kontrollen. Da sie im Rahmen des normalen Schichtdienstes aber nur zu Viert da sind, müssen sie Abstriche machen. „Wir können hier keine vier Autos hintereinander hinstellen, weil man nicht weiß, was in einem Auto drinnen ist“, erklärt Polizeioberkommissar Dieter Klein. Plötzlich zeigt er Richtung Stadt und meint: „Das ist das typische Beispiel. Der hat sich jetzt verkrümelt.“ Ein grauer Kombi hat gestoppt, ist rückwärts gefahren und Richtung Bahnhof abgebogen – möglicherweise um die Kontrolle zu umgehen. Da sie zu wenige sind, kann niemand losfahren, um ihn aufzuhalten. „Wir fahren nachher mal am Bahnhof vorbei“, sagt Klein zu seinen Kollegen. Einige Verkehrsteilnehmer flüchteten wegen Nichtigkeiten, weiß Polizeioberkommissar Frank Hertel. Er berichtet von einem Fahrer, der trotz Zeichen an einer Kontrolle vorbeigefahren sei. Als man ihn schließlich gestoppt habe, habe sich herausgestellt, dass er den Fahrzeugschein nicht dabei gehabt habe. Während der Kontrolle müssen die Polizisten die Autofahrer immer wieder aufklären: Der Inhalt eines Verbandskastens hat ein Ablaufdatum und muss regelmäßig ausgetauscht werden. Seit Juli ist es Pflicht, eine Warnweste dabei zu haben. Fehlt sie, wird ein Bußgeld fällig. Polizeioberkommissar Klein geht das nicht weit genug. Er findet, dass für jeden Insassen eine Weste da sein müsste. Gerade in einer Gegend wie Kusel, in der es bei Dunkelheit häufiger Wildunfälle gebe, sei es sinnvoll, für jeden eine Weste dabei zu haben. Hertel hat indes einen Kleinwagen herausgewunken. Als Polizeikommissaranwärter Schaadt ans Seitenfenster tritt und die Fahrerin bittet, den Motor abzustellen, gesteht diese: „Ich bin ein bisschen nervös.“ Es ist ihre erste Verkehrskontrolle. Schaadt beruhigt: „Dann gucken wir, dass wir das zusammen hinbekommen. Machen Sie die Zündung an. Den Rest sage ich Ihnen an.“ Nachdem er der Frau alles erklärt und die Kontrolle beendet hat, gibt er Entwarnung: „Sehen Sie, alles vorbildlich.“ Und fügt an: „Jetzt können Sie sagen, die Polizei ist gar nicht so schlimm.“ Ein Auto stoppt neben den Beamten. Der Feuerwehrmann wurde an diesem Abend als erster kontrolliert. Er beweist den Polizisten, dass die vor einer halben Stunde noch kaputte Kennzeichenbeleuchtung wieder funktioniert und gibt ihnen den Mängelbericht zurück. Fall erledigt. „Der Feuerwehrmann war schnell wie die Feuerwehr“, meint Polizeioberkommissar Klein lachend. Und noch etwas sorgt für Schmunzeln: Die Kollegen halten einen dunklen VW an, der am Vortag schon einmal in eine ihrer Kontrollen geraten war. Die Bilanz der abendlichen Kontrolle in der Kreisstadt: etwa 23 Wagen überprüft, acht Mängelberichte ausgestellt und fünf Verwarnungen ausgesprochen, bei denen ein Bußgeld fällig wird. Verstöße wegen Alkohol- und Drogenkonsums wurden nicht festgestellt. Was die Polizisten freut: Außer kaputten Lampen, vergessenen Führerscheinen oder fehlenden Warnwesten gab es keine besonderen Vorkommnisse. Landesweit wurden mehr als 2600 Verkehrsteilnehmer überprüft. Auch die Wasserschutzpolizei war im Einsatz und kontrollierte Schiffsbesatzungen.

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