Rheinpfalz Hilflos der Finsternis ausgeliefert

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MANNHEIM. Der Maimarkt ist ein Ort zum Sehen und Gesehenwerden. Er bringt aber auch das Gegenteil nahe. „Der ,Dialog im Dunkeln’ ist wieder da“, jubelte Veranstaltungs-Chefin Stefany Goschmann. Nach der Premiere vor vier Jahren erleben Besucher in dieser Sonderschau die Welt aus der Perspektive von Blinden und Sehbehinderten.

Während oben im Sonnenschein Getränke in Gläsern glitzern, ist es unter der Maimarkthalle stockdunkel. Nicht der geringste Lichtschein dringt in die Sonderschau, einen Ableger des Frankfurter Dialog-Museums. Mit dem Aufzug geht es der Finsternis entgegen. Unten angekommen, zumindest noch im Schein der Neonröhre, erhalten die Besucher eine Kurzeinweisung in die Handhabung des Lang- oder auch Blindenstocks. „Sie müssen damit immer Bodenberührung haben“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des Badischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Brigitte Schick. „Man könnte jemanden verletzen, wenn man damit in der Luft herumfuchtelt.“ Nach wenigen vorsichtigen Schritten steht der Besucher in völliger Dunkelheit, klammert sich dabei verkrampft an den Stock, hat Lichtblitze in den Augen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkommt ihn. Unwillkürlich zieht er den Kopf zwischen die Schultern, macht sich klein. „Keine Angst: Hier ist alles abgesichert“, redet Museumsleiter Matthias Schäfer beruhigend auf ihn ein. „Ich habe Ihre Unsicherheit gespürt. Wenn die Leute Panik bekommen, dann meistens gleich am Anfang“, verrät der Führer durch das Dunkel nach der Schau. „Was hören Sie?“, fragt er. Ein Pferd wiehert, Vögel zwitschern. „Stimmt. Wir sind in einem Park.“ Der Besucher spürt Gras unter den Schuhen. Leitlinien für den Langstock gibt es hier keine, aber eine Hecke. Echt oder nicht? „Hier unten ist alles echt“, sagt Schäfer, dessen Stimme der Proband für die kommenden 45 Minuten folgt. Die Ausstellungsmacher haben verschiedene Situationen nachgestellt. Den Abschluss bildet ein Besuch in einer Bar, in der die Besucher Getränke bestellen, und natürlich auch bezahlen müssen. Hier lernen sie ihren Führer, in der Regel geschulte Mannheimer Ehrenamtliche des BBSV, im Gespräch kennen. Besucher und Führer verlassen die Dunkelheit Schritt für Schritt wieder. Dankbar erkennt der Besucher erste Lichtschimmer. „Willkommen zurück in Ihrer Welt“, schmunzelt die BBSV-Vorsitzende, die ihn für die letzten Schritte an die Hand genommen hat. Sie selbst will die Sonderausstellung nicht als reine „Erlebniswelt“ verstanden wissen. „Es geht uns darum, Vorurteile und Missverständnisse auszuräumen und für die Belange von Blinden und Sehbehinderten zu sensibilisieren“, erklärt sie. Anmeldungen Der „Dialog im Dunkeln“ ist kostenlos. Anmeldungen am Stand 6014 auf dem Freigelände an der Maimarkthalle.

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