Kultur Südpfalz Herzkammer der Kirchenmusik

Einen Neujahrsempfang der anderen Art erlebten Musikfreunde am Sonntag in der Schlosskirche zu Altdorf, die sich immer mehr zur Herzkammer der Kirchenmusik im Dekanat Neustadt entwickelt.

So war es auch wieder das Neustadter Vokalensemble, unter Leitung von Ulrich Loschky, mit den Chorsolisten Katharina Köhler, Ursula Herzel, Angelika Schmalbach, Friedrich Kauth, und Martin Schletz und Thomas Kaiser an der Orgel, die beim Dreikönigskonzert mit Motetten und Orgelwerken zu Epiphanias Fachleute in gleicher Weise zu begeistern wussten, wie musikalische Laien. Die große Zuhörerschar dankte mit reichem Applaus für zwei beglückende Stunden. Zu verdanken war diese hochkarätige musikalische Veranstaltung wieder dem Arbeitskreis „Kunst und Kirche“ der protestantischen Kirchengemeinde Altdorf- Venningen-Böbingen-Duttweiler. Dass Kirchenmusik nicht durchaus auch heiter sein kann, erwies sich schon beim ersten Stück, von Andreas Hammerschmidt 1761 in Dresden komponiert. Tänzerisch, im Dreivierteltakt kam es daher, dieses „Freue dich, du Tochter Zion“ und bereits in diesem Stück erbrachte Ulrich Loschky den Beweis, wie perfekt er die Sängerinnen und Sänger für hohe Gesangskunst begeistern kann. Kontrapunkt zum kultivierten Chorgesang war das Kleinod der Altdorfer Kirche, die historische Geib-Orgel von 1787. Begeisterte Hörer gaben diesem Instrument sogar den Ehrentitel „Stradivari unter den Orgeln“. Der Förderverein Geib-Orgel Altdorf und die protestantische Gäugemeinde geben ihr Bestes, dieses Kleinod zu pflegen und zu erhalten. In den Variationen von Dieterich Buxtehude zum Thema „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, gespielt von dem jungen Organisten Thomas Kaiser, oder später bei der Toccata duodecima et ultimo des Barockkomponisten Georg Muffat und auch wieder bei Buxtehudes Magnificat primi toni entfaltete sie ihre ganze Pracht. Thomas Kaiser verstand es immer wieder dem Instrument in schöner Registrierung seinen Reichtum an Klangfarben zu entlocken. Ulrich Loschky, auch für die Moderation zuständig, hatte als weitere weihnachtliche Weisen zwei Volksliedbearbeitungen für Solostimmen und Chor „Es wird schon gleich dunkel“ und „Schlaf wohl, du Himmelsknabe, du“ von Franziskus Schurtz und zwei Duette für Singstimmen und Klavier „Auf dem Berge, da wehet der Wind“ und „Lieb Nachtigall, wach auf“ von Hermann Schroeder. Hier entfalteten die Sopranistinnen ihre glockenhellen Stimmen, die sich ohne Tremolo zu schwindelerregenden Höhen erhoben. In gleicher meisterlicher Gestaltung erklang eine Neujahrs-Motette von Johann Philipp Erlebach für Solostimme und fünfstimmigen Chor und die Epiphaniemotette „Tribus Miraculis“ von Luca Marenzio. „Jetzt wird es sehr kompliziert“, so die Ankündigung des Chorleiters zu drei Kanons nach Texten von Angelus Silesius aus dem Notenregal von Heinrich Kaminski. „Alle Stimmen singen das Gleiche, aber von verschiedenen Tonstufen aus, ein mathematisches Meisterwerk, ein großartiges Ganzes“, so die weitere Erklärung zu diesem außergewöhnlichen Werk. Ausgewogen in den einzelnen Stimmen, mit vielfältiger Dynamik durchwoben, erklangen ein „Ave Maria“ von Sergej Rachmaninoff und der gregorianische Hymnus „Ave Maris Stella“ von Edvard Grieg mit einem geschmeidigen Bariton-Entrée, der bald vom Chor umhüllt war und sich als beseeltes Singen ohne aufgesetzte Effekte darbot. Und wenn dann am Ende der Programmfolge tiefes Schweigen im Gesang in „Calme de nuit“, von Camille Saint-Saëns dargestellt wurde und ein Irischer Segen für Solostimmen, Chor und Orgel von Bob Chilcott, eine tolle Chorfassung für ein junges Vokalensemble geschrieben, erklang, und jeder bei „Guten Abend, gut’ Nacht“ mitsummen konnte, durften sich die Musizierenden gewiss sein, dass das aufmerksame Publikum von den Klangwelten dieses ungemein leistungsfähigen Ensembles nachhaltig beeindruckt ist. (ikl)

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