Kultur Südpfalz Hermanns und Händels Tussi

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Im Leben der kanadischen Sängerin Layla Claire häufen sich gerade die Premieren. Zum ersten Mal wird die Sopranistin in Deutschland auf der Bühne stehen in einer Rolle, die sie zum ersten Mal singt. Bei den Internationalen Händel-Festspielen Karlsruhe übernimmt sie die Tusnelda, die weibliche Hauptrolle in Händels Oper „Arminio“.

Zwischen ihren Engagements an der legendären Metropolitan Opera in New York, dem renommierten Opernhaus Zürich und ihrem Debüt bei den Salzburger Festspielen diesen Sommer als Donna Elvira in Mozarts „Don Giovanni“ wird Layla Claire am Badischen Staatstheater einen sprichwörtlich gewordenen Charakter singen. Das Wort Tussi ist nichts anderes als eine Verkürzung der Tusnelda. Wobei sich das schlechte Renommee der Gattin von Hermann dem Cherusker wohl Kleists Drama „Die Hermannsschlacht“ verdankt. Die Premiere der Händel-Oper ist am 13. Februar, die letzte Vorstellung von „Arminio“ am 23. Februar. Als kanadische Sängerin stehe man vor der Wahl, seine Karriere in den USA oder in Europa zu verfolgen, sagt die Tochter eines Musikers und einer Künstlerin. Sie selbst versucht, ihre Engagements so gut wie möglich zwischen den Kontinenten aufzuteilen. Ihr Lebensgefährte singt an der Deutschen Oper Berlin, ihre Eltern und Brüder leben in Vancouver, womit selbst ihre Freizeit dies- und jenseits des Atlantiks geteilt werden muss. Wie gut, dass es Skype gibt. Aber, sagt Layla Claire, als Sängerin muss sie ihre Stimme schonen. Wenn sie skypt, sind ihr Gesicht und ihre Mimik zu sehen, während sie fleißig dazu mailt. Glücklicherweise sind viele ihrer Freunde ebenfalls Sänger und kennen das Problem, nicht zu viel reden zu können. Die solchermaßen gepflegte und von der internationalen Presse hochgelobte Stimme sei jeden Tag ein bisschen anders, erklärt Layla Claire. Dem Publikum fällt das nicht auf, der Sängerin selbst natürlich schon. Sänger horchen täglich in sich hinein, damit sich die Stimme abends auf der Bühne optimal entfalten kann. Im Gesangsstudium, so Layla Claire, lerne man viele nützliche Dinge jenseits der vokalen Fähigkeiten. Dinge wie Disziplin, Umgang mit Stress, und natürlich Sprachen. Italienisch als Sprache der Oper natürlich zuerst, aber auch Französisch für das französische Repertoire. Da die lyrische Sopranistin gern die Tatjana in „Eugen Onegin“ in der Originalsprache singen möchte und ihre Repetitorin in Karlsruhe Russin ist, wird neben den Proben für „Arminio“ noch fleißig Russisch geübt. Ihre Rolle in „Arminio“ beschreibt Layla Claire als starken Charakter. Tusnelda steht zwischen ihrem geliebten Mann Arminio und ihrem Vater Segeste, der Arminio hasst. Dieser Familienkonflikt ist historisch verbürgt und bildet den Kernkonflikt der Oper. Neben heroischen Auftritten könne sie in einer großen Klagearie um den vermeintlich toten Arminio und in zärtlichen Momenten eine Fülle an Klangfarben und Facetten zeigen, freut sich die Sängerin. Eines habe die Tusnelda mit ihren anderen Partien gemeinsam, sagt Layla Claire, man habe als lyrische Sopranistin auf der Bühne nichts zu lachen. Die von ihr gesungenen Frauen werden betrogen, sind unglücklich verliebt oder leiden unter heftig widerstreitenden Gefühlen. Deshalb beobachtet die Sängerin ein ganz klein bisschen neidisch das Buffo-Paar in „Arminio“. Tusneldas jüngerer Bruder Sigismondo und Arminios kleine Schwester Ramise seien ihrerseits ineinander verliebt und ausgesprochen witzig dargestellt. Abgesehen von ihrer Sehnsucht, einmal eine witzige Partie singen zu dürfen, bereitet sich Layla Claire auf die passenden Rollen im französischen Repertoire vor wie Debussys Mélisande oder die Charlotte in Massenets „Werther“. Später einmal könne ihre Stimme von Mozart hin zu Strauss reifen, meint die Sopranistin. Als Ausgleich zu den Anforderungen an Konzentration und Kondition, die der Beruf der Opernsängerin mit sich bringt, betreibt Layla Claire Yoga und Jogging. Und sie lädt gern Freunde ein, dies- und jenseits des Atlantiks. (nl)

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