Kultur Südpfalz „Heimat“ gibt Details preis

Die neu digitalisierte und aufwendig restaurierte Kinofassung von Edgar Reitz’ Film-Chronik „Heimat“ erlebte im Frankfurter Hof in Mainz am Wochenende ihre Premiere. Damit ist der erste, 16 Stunden umfassende Teil der Trilogie in bislang ungekannter Qualität zu erleben.

„Ich habe vor 30 Jahren begonnen, diese Geschichte zu erzählen und bin immer noch nicht fertig“, erklärte Edgar Reitz in Mainz. Er habe keine Probleme, neue Themen und Stoffe zu finden, denn er bleibe immer bei dem einen. Vor anderthalb Jahren fügte der Regisseur aus Morbach im Hunsrück seinem aus „Heimat“, „Die zweite Heimat“ und „Heimat 3“ bestehenden Zyklus noch „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ hinzu, eine Art Prequel, das eine Vorgeschichte seiner Hunsrück-Saga erzählt. Zugleich sah Reitz sich gezwungen, wieder von vorne zu beginnen. In den vergangenen zehn Jahren konnte „Heimat“ (1984) nicht mehr auf Kinoleinwänden vorgeführt werden, da die physikalischen und fotochemischen Haltbarkeitsgrenzen des Filmmaterials überschritten waren. Bereits 2005 habe er eine Anfrage eines italienischen Kinobetreibers nach einer Kopie von „Heimat“ erhalten und mit Entsetzen feststellen müssen, dass die letzte verbliebene Kinokopie nicht mehr abzuspielen war, berichtet Reitz. Die Verwertung seines Epos habe ja hauptsächlich im Fernsehen stattgefunden. So existierten zwar noch Sendebänder in der TV-Qualität der 80er Jahre, aber für das Kino habe es im Grunde immer nur eine Kopie gegeben, die von Festival zu Festival umhergereicht worden sei. Schlimmer noch sei, dass sich auch das im Bundesarchiv seit 25 lagernde Originalnegativ als nicht mehr kopierfähig erwiesen habe. „Das war ein Schock! Damit hatte ich gar nicht gerechnet“, so Reitz. Die Farben hätten sich aufgelöst, das Material sei brüchig geworden oder geschrumpft, und zum Teil habe sich die fotografische Schicht vom Trägermaterial gelöst. Fünf Jahre lang hat sich daraufhin ein fünfköpfiges Team zusammengesetzt, um das Originalnegativ für die neue digitale Fassung zu bearbeiten. Das Negativmaterial wurde hochauflösend gescannt und danach die 2,2 Millionen einzelnen Filmbilder bearbeitet. Die ausgeblichenen originalen Farben wurden rekonstruiert, Streifen, Kratzer, Verschmutzungen und Klebereste Bild für Bild retuschiert. Über die Arbeit an den Negativen sind auf diese Weise im Detail Qualitäten und Schönheiten zum Vorschein gekommen, die zuvor so nicht zu sehen gewesen sind. Die erste „Heimat“ wirkt in ihren farbigen wie in den Schwarz-Weiß-Bildern wieder frisch und leuchtend. „Bild und Ton wirken wie ein brandaktuelles neues Werk“, schwärmt Reitz. „Tausende von Details der Ausstattung, der Kostüme und der faszinierenden Darstellergesichter werden zum ersten Mal sichtbar.“ Edgar Reitz, sein Sohn Christian Reitz und der Kameramann Gernot Roll leiteten die Restaurierung, die von der Stiftung des Landes Rheinland-Pfalz für Kultur und der Kulturstiftung des Bundes mit insgesamt 136.000 Euro unterstützt wurde.

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