Rheinpfalz Heiße Diskussion um neue B-423-Trasse

Der kanalisierte Erbach in der Mastau bei Homburg-Beeden. Gegner der geplanten Ortsumgehung warnen vor Naturzerstörung und wachs
Der kanalisierte Erbach in der Mastau bei Homburg-Beeden. Gegner der geplanten Ortsumgehung warnen vor Naturzerstörung und wachsendem Verkehrsaufkommen.

Zum Bersten gefüllt war der Ratssaal im Homburger Rathaus, als die Stadt zum Infogespräch zum Bauvorhaben B 423 eingeladen hatte. 350 bis 400 Personen folgten der Einladung. Gemessen an der Lautstärke des Applauses, den Kommentaren und auch Zwischenrufen waren die Gegner des Projekts in der Überzahl.

„Ich muss zugeben, dass ich den Saal selten so voll erlebe“, sagte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind. Angesichts der vielen Besucher und der Präsenz der beiden Bürgerinitiativen machte Schneidewind aber auch gleich klar, wie der Abend ablaufen wird. „Es gab zuletzt die ein oder andere Diskussion, die unsachlich oder beleidigend wurde. Das werde ich nicht zulassen.“ Schneidewind sagte, dass es sich um reine Information handle und alle Einwände, Vorschläge oder Meinungen des Abends nicht in der Planungsverfahren einfließen. Torsten Ebel, Jochen Hahn und Werner Nauerz vom saarländischen Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) erläuterten den Stand der Planungen. Nauerz sagte, dass das Planfeststellungsverfahren läuft und schriftliche Einwände eingereicht werden können. In der Fragerunde feuerte Hardy Welker von der Bürgerinitiative B 423 die erste Salve an Fragen ab. Dies mit ausführlicher Einleitung, was zu Zwischenrufen führte. OB Schneidewind merkte an, dass der Info-Abend der falsche Ort für politische Reden sei. Vor allem, da er der Initiative bereits ein Treffen angeboten habe, dies aber nicht wahrgenommen worden sei. Hitzig wurde es bei Nauerz’ Behauptung, der Verkehr auf der alten B 423 werde sich um 10.000 Fahrzeuge erhöhen, wenn nichts dagegen unternommen werde. Das sei reine Fiktion angesichts des Personalabbaus bei Bosch und anderen Industriebetrieben, so ein Zwischenrufer. Ungläubiges Gelächter gab es auch bei Ebels Ausführungen dazu, wie die Kinder aus Beeden in Zukunft zum Johanneum kommen sollen. Der LfS-Mann antwortete, sie könnten auch durchs Industriegebiet fahren. Zurückgewiesen wurde der Vorwurf, der Betreiber des neuen Kindergartens am Forum habe nichts vom Straßenbau gewusst. „Beim Bau des Kindergartens war bekannt, wo die Kreisel liegen werden“, so Bauamtsleiter Michael Banowitz. Ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten Oberbürgermeister und Landesbetrieb beim Thema Sinn und Zweck der neuen Straße. Kein Homburger werde diese Straße benutzen, um nach Zweibrücken und Neunkirchen zu fahren. Somit liege der Nutzen allein bei der Industrie. Ein Vorwurf, der donnernden Applaus erhielt. Stadtratsmitglied Winfried Anslinger (Grüne) stellte den Sinn einer Entwicklung des DSD-Geländes in Frage. Denn es gebe bereits 125 Hektar Industriefläche, außerdem noch das alte Eisenwerk. „Die Straße hat ihren Ursprung in der Entlastung von Homburg-Süd. Erst im Anschluss hat sich gezeigt, dass es auch positiv für das DSD-Gelände ist“, entgegnete Schneidewind. Banowitz ergänzte: „Der Bund sagt seit Jahrzehnten, die Straße ist zu verlagern. Der Neubau ist ein elementares, städtebauliches Projekt. DSD hat die Nutzungsrechte für das Gelände, die Stadt hat ein neues Stadtportal zum Ziel. Wenn die Straße gebaut wird, können wir einen Bebauungsplan auflegen.“ Um eine ungewollte Entwicklung zu verhindern, habe die Stadt das Gelände mit einem Veränderungsverbot belegt. Schneidewind wie auch Banowitz und die LfS-Vertreter ermutigten die Bürger, Vorschläge und Einwände ins Planfeststellungsverfahren einzubringen. Info Am heutigen Dienstag befasst sich der Homburger Stadtrat ab 17.30 Uhr im Rathaus bei einer Sondersitzung auch mit der Ortsumgehung der B 423.

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