Rheinpfalz Heftiger Gegenwind für Grüne

Heftiger Gegenwind mit bisweilen sturmartigen verbalen Böen herrschte bei der Grünen-Wahlveranstaltung am Freitagabend im Hauensteiner „Ochsen“ in Sachen geplanter Windräder im Pfälzerwald. Unter den rund 50 Veranstaltungsbesuchern waren zahlreiche Windkraftgegner, vornehmlich Mitglieder der Initiative Pro Pfälzerwald aus der gesamten Region. Die Diskussion kreiste fast ausschließlich um die heiße Kernfrage: Windräder im Naturpark Pfälzerwald, ja oder nein?

Manfred Seibel, Spitzenkandidat der Grünen-Verbandsgemeinderatsliste Hauenstein, hatte zu dieser „traditionellen Saalveranstaltung hier im wahlkampferprobten Hauensteiner Ochsen“ die übrigen Spitzenkandidaten der Grünen Bernd Schumacher (Kreistag), Barbara Metzger (Bezirkstag) und den Grünen-Landtagsabgeordneten Fred Konrad (Käshofen) eingeladen. Seibel, selbst ehemaliger Landtagsabgeordneter und Grünen-Urgestein ( „ich mache das schon seit 30 Jahren“) , hatte sich bestens präpariert und die Umwelt- und Grünenphilosophie fundiert vorgetragen. „Wir haben gerade hier in der Grünen-Hochburg Hauenstein in der Vergangenheit vieles bewegen können: bürgernah, ökologisch, sozial, kompetent“, stellte Seibel, der heute als Umwelt- und Energiereferent bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz arbeitet, fest. Eindrucksvoll setzte er dabei einen Arte-Film ein, der in erschreckender Weise die globale Zerstörung des Weltklimas und der Ressourcen zum Inhalt hatte: Landschaftszerstörung, Kahlschlag, Treibhausklima. „Wie Ölkonzerne unser Klima killen, ist eine Katastrophe für uns und die Nachwelt“ , stellte Seibel fest und verwies „auf die guten Ansätze der Grünen-Politik in Sachen Fotovoltaik und andere Erfolge der Energiewende gerade bei uns hier in dieser Region in den letzten Jahren“. Um weitere regenerierbare Energie zu sichern, sei auch die Windkraft „neben der Sonne eine eigene nachhaltige Alternative“. Im Pfälzerwald seien dabei lediglich fünf oder sechs Windräder bei den militärischen Konversionsflächen um den Langerkopf im Fokus. „Jeder der kleinen Schritte bei diesem Projekt bedarf höchster Anstrengungen und Verantwortung“, leitete Seibel über zur Diskussion, die in der Tat nur um dieses Thema kreiste. Die Gegner der Windkraft im Naturpark formierten sich und zogen ihre Pfeile aus dem Köcher. „Das letzte verbleibende Biosphärenreservat darf keiner Windkraftromantik geopfert werden“, fordert Friedrich Anstettt aus Erfweiler, der zu den Gründern der Initiative Pro Pfälzerwald gehört und sich insbesondere für die nachhaltige Entwicklung des Fremdenverkehrs einsetzt. „Windräder im Pfälzerwald sind unvereinbar mit dem Fremdenverkehr und seiner Wertschöpfung im Biosphärenreservat“, sagte Anstett und verwies auf eine Studie der Passauer Universität, die diesen Fakt belege. Seibel jedoch führte den Verlust von 30 Prozent der Übernachtungen in der Verbandsgemeinde Hauenstein auf eine fehlgeleitete Fremdenverkehrspolitik zurück und unterstrich immer wieder, dass ihm an einer nachhaltigen Entwicklung des Fremdenverkehrs persönlich sehr viel gelegen sei. „Ich selbst wünsche mir keine Windrad auf einem Berggipfel in Hauenstein oder Dahn. Es geht uns einzig und allein in dem riesigen Pfälzerwald um eine kleine Fläche im Konversionsgebiet am Langerkopf.“ Eine Pädagogin aus Landau, die sich selbst als ehemalige Grünen-Stammwählerin vorstellte, vermisst bis hin zum Mainzer Ministerium jedwede Dialogbereitschaft mit der Initiative Pro Pfälzerwald. „Ich sehe eine ganz klare Fokussierung auf Windkraft und vermisse jeden Funken Sensibilität. Ich bin sehr enttäuscht von der politischen Kultur der Grünen.“ Sehr heftig wehte der Wind bei den Wortmeldungen eines jungen Windkraftgegners aus Neustadt, und es drohte sogar ein kleiner Eklat, als ein Hauensteiner Grünen-Mitglied ihn als „Windkraft-Nazi“ beschimpfte, obwohl der Neustadter nach eigenem Bekunden CDU-Wähler sei und sich eine solche Diffamierung heftig verbat. Abgeordneter Konrad, der zum Schluss der bis kurz vor Mitternacht währenden Debatte seine Sicht der Dinge darlegte („Wir müssen im Dialog bleiben“), glättete die drohende Eskalation, und auch Seibel suchte immer wieder auszugleichen: „Wir müssen die Möglichkeit auf dem Langerkopf mit fünf Anlagen seriös im Auge und im Fokus bewahren, dazu sind wir in unserem Eigenverständnis als Grüne verpflichtet.“ Windenergie sei neben der Sonne dort, wo es möglich sei, eine wichtige Säule der Energiewende. Windkraftgegner Stefan Huwer aus Geiselberg indessen brachte allerdings noch die Variante der Kraft-Wärme-Koppelung „als ideale Alternative der Energiewende“ in die Diskussion. Seibel monierte das vom Bezirksverband vorgeschlagene Moratorium, wonach für zwei Jahre Stillstand beim Thema Windkraft im Naturpark herrschen soll (die berichtete): „ Wir hoffen nicht, dass es nur ein Alibi für eine Vermeidungsstrategie darstellt. Das ist mit uns nicht zu machen.“ (ys)

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