Eisenberg „Größer allein ist kein Erfolgsmaßstab“

Rockenhausen. Die Kreissparkasse Kusel und die Stadtsparkasse Kaiserslautern führen derzeit Gespräche bezüglich einer Fusion (wir berichteten am 7. Juli). Eine solche ist aktuell für die Sparkasse Donnersberg kein Thema. Allerdings muss das für die Zukunft nicht dauerhaft so sein. Im Gespräch mit Sebastian Stollhof machen Landrat Winfried Werner, der Verwaltungsratsvorsitzende des Kreditinstitutes, und Vorstandsvorsitzender Günther Bolinius deutlich, dass ihnen die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorgen bereitet. Im Januar werden in der Verbandsgemeinde Winnweiler drei Filialen geschlossen.

Die Kreissparkasse Kusel und die Stadtsparkasse Kaiserslautern denken über eine Fusion nach. Ist eine Fusion – mit wem auch immer – aktuell ein Thema bei der Sparkasse Donnersberg? Werner:

Es gibt aktuell keine konkreten Fusionsüberlegungen. Das entspricht der Beschlusslage des Verwaltungsrates, und das entspricht auch dem, wie wir uns aufgestellt haben. Wir haben ein gutes Jahresergebnis hinter uns. Wir sind im Vertrieb gut aufgestellt. Aktuell haben wir keinen Verhandlungsbedarf für Fusionen. Aber das heißt nicht, dass das ewig so bleiben muss. Denn wenn die EZB ihre Zinspolitik mittelfristig bis langfristig so beibehält und in unserem Kerngeschäft immer weniger zu verdienen ist, dann muss sich jeder neu überlegen, „wie positionieren wir uns auf dem Markt“. Und deshalb ist man immer mit einem Ohr am Hören, was tut sich um uns rum, aber mit dem anderen ist man in der Region und sagt deutlich: „Wir sind in der Region verwurzelt. Es ist gut, wenn wir die Kompetenz auch hier in der Region halten.“ Bolinius: Aus meiner Erfahrung heraus ist in anderen Sparkassen eine Fusion aus den unterschiedlichsten Interessenslagen eines der sensibelsten Projekte im gesamten Bankbereich. Für die Sparkasse Donnersberg gilt: Wir haben kein aktuelles Mandat, in Fusionsverhandlungen einzutreten. Man muss allerdings die Situation weiter beobachten. Man sollte die Vor- und Nachteile für eine Fusion mit einer anderen Sparkasse sorgfältig abwägen. Wenn die Vorteile für den Kunden, für die Region überwiegen und auch eine Arbeitsplatzsicherheit stabilisiert werden kann, dann sind sicherlich die Sparkasse Donnersberg und auch der Verwaltungsrat offen für Fusionsgespräche. Gibt es aus Ihrer Sicht auch Alternativen zu einer Fusion? Bolinius: Weitreichende Kooperationen können unter bestimmten Voraussetzungen zwischen Sparkassen auch eine Alternative zur Fusion darstellen. Grundsätzlich möchte ich sagen, dass durch die EZB-Nullzinspolitik und auch durch die Finanzkrise natürlich die Belastung für die Regionalbanken immer größer wird. Der Druck auf die Betriebsergebnisse nimmt zu. Ich bin auch der Meinung, dass sich durch eine Fusion alleine nicht ausschließlich die Nachteile einer EZB-Zinspolitik lösen lassen. Größe allein ist kein Erfolgsmaßstab. Auch die Finanzkrise hat gezeigt, dass gerade die regionalen Kreditinstitute ein stabilisierender Faktor waren, die Nähe vor Ort. Eine Sparkasse sollte gerade jetzt versuchen, eigene Kostensenkungsmaßnahmen und Prozessoptimierungen umzusetzen und bestehende Kundenbeziehungen zu intensivieren. Auch die Neukundengewinnung wird bedeutsamer werden, wenn die Margen abnehmen. Nur: Neukunden gewinnt man auch nur dann, wenn die Sparkasse bereits viele zufriedene Kunden hat. Zu sagen: „Nur die Fusion an sich ist das Allheilmittel“ – das glaube ich nicht. Das ist ein Paket. Zurück zur Kooperation: Wenn die Rahmenbedingungen zwischen den Sparkassen passen und man auch bereit ist, entsprechende Maßnahmen umzusetzen im Rahmen einer Kooperation, ergibt eine solche auch Sinn. In diesem Fall gibt dann jede einzelne Sparkasse ihre Selbstständigkeit nicht auf. Kann eine Sparkasse Donnersberg denn grundsätzlich bestehenbleiben, sollte es zu einer Gebietsreform kommen und der Donnersbergkreis sich dabei aufsplitten oder in einem größeren Kreis aufgehen? Werner: Eine Sparkasse wird sich auch an der Gebietskörperschaft, zu der sie gehört, orientieren. Das muss aber nicht sofort sein. Der Donnersbergkreis ist 1969 gegründet worden und die Sparkassen Rockenhausen und Kirchheimbolanden sind 1994 fusioniert worden. Da wird es sicher eine ganze Zeit geben können – nicht müssen –, wo es etwas nebeneinander gibt. Wenn man eine Gebietskörperschaft ist, wird es eine Tendenz geben, dass auch die Institute und die Gesellschaften, die zu einer Gebietskörperschaft gehören, irgendwann zusammenwachsen. Bolinius: Wichtig ist auch, dass die Sparkassen, die fusionieren, zueinander passen, die Geschäftsziele der Sparkasse, die Ziele des Vorstandes und des Verwaltungsrates gleichgerichtet sind. Dann kann man sicherlich die gewünschten Synergieeffekte im Kostenbereich nutzen. Wichtig ist zudem, dass die vertrauensvolle Kundenbeziehung nicht leidet, wenn man sich zusammenschließt und sich dadurch eine seit Jahren gute Marktpositionierung einer Sparkasse verschlechtert. Eine Gebietsreform an sich heißt nicht unbedingt zwingend, dass eine Sparkasse mit einer anderen zusammengeht. In einem Gebiet können durchaus auch mehrere selbstständige Sparkassen bestehen. Herr Bolinius, Sie haben gerade von Kundennähe gesprochen. Ein Plus der Sparkasse im Donnersbergkreis ist das Filialnetz. So hat man auch in kleineren Orten einen Ansprechpartner. Kann man solch ein Netz in Zukunft aufrechterhalten? Bolinius: Letztendlich entscheiden die Kunden über die Standorte. Es ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass die Buchungsposten in den einzelnen Geschäftsstellen deutlich zurückgegangen sind. Das hängt auch damit zusammen, dass das Online-Banking gestiegen ist. An den Geschäftsstellen, wo weniger Kundenfrequenz ist, wird man immer darüber nachdenken müssen, ob die Filiale dann täglich geöffnet bleiben kann. Wir haben im letzten Jahr schon reagiert, indem wir die Öffnungszeiten den geänderten Kundenströmen angepasst haben. Wir werden die Geschäftsstellen immer wieder überprüfen, ob man das dann eventuell von einer Kopfstelle heraus genauso gut betreuen kann. Werner: Wir haben in der Vergangenheit Filialen geschlossen – Kerzenheim oder Steinborn fallen mir da aktuell ein –, und wir werden auch weiterhin Filialen schließen, wenn sie nicht rentabel sind. Das wird auch so sein, egal ob wir alleine sind als Sparkasse Donnersberg oder ob es eine größere Einheit gibt. Wenn die Kunden mit den Füßen abstimmen und nicht mehr in die Filialen gehen, werden wir dort reagieren wollen und müssen. Wir haben den Sparkassen-Bus, der unterwegs ist, in den Dörfern. Wenn wir eine Filiale schließen, fährt dann eben der Bus in dieses Dorf. Gibt es aktuell Vorhaben, Filialen zu schließen? Werner: Ja. Es gibt das Vorhaben drei Filialen zu schließen. In Börrstadt, in Münchweiler und in Lohnsfeld. Gibt es dafür schon einen Termin? Bolinius: Angedacht ist der 1. Januar. Ein ganz entscheidender Punkt ist, dass sich die Filialnutzung in den letzten Jahren deutlich reduziert hat. Wichtig ist, dass die Kundenberatung erhalten bleibt durch die langjährig dort ansässigen Mitarbeiter. Das ist gewährleistet. Die Mitarbeiter werden weiter die Kundenberatung übernehmen. Sei es nun, sie fahren zu den Kunden nach Hause, oder sie betreuen die Kunden von Winnweiler oder Sippersfeld aus. Wir wollen keinen Radikalschnitt in den Filialen. Wenn die Kundenfrequenz gut ist, sich das betriebswirtschaftlich irgendwo noch vertreten lässt, bleiben wir natürlich vor Ort. Mit dem Sparkassen-Bus haben wir es auch so geregelt, dass ein Bus dann noch zu einem Standort fährt, solange dort noch fünf Kunden kommen. Wenn kein Kunde mehr kommt am Standort, dann ergibt es keinen Sinn, dort einen Bus hinzustellen. Oder es kommt nur noch ein Kunde, dann fahren wir lieber zu dem Kunden direkt nach Hause und bringen das Geld oder was der Kunde möchte. Der Bus ist eigentlich betriebswirtschaftlich auch nicht zu vertreten. Das ist ein besonderer Service, den wir noch aufrechterhalten. Eine Filialschließung bedeutet also nicht, dass man Mitarbeiter reduziert? Bolinius: Nein. Sowohl in Münchweiler als auch in Lohnsfeld und in Börrstadt sind die Filialleiter seit vielen Jahren vor Ort. Sie kennen die Kunden persönlich. Da ist die Bindung da. Im Übrigen gehen auch schon heute sehr viele Kunden, die von diesen Filialen betreut werden, zur Kopfstelle nach Winnweiler oder nutzen das Online-Banking oder vereinbaren sich mit der Filialleitung irgendwo zu einer Beratung. Diese drei Filialen sind ja jetzt auch schon nicht den ganzen Tag über geöffnet. Werner: Es ist auch im Interesse der Sparkasse, dass die Mitarbeiter, die jetzt in diesen Filialen tätig sind, bei uns bleiben. Das macht die Kundenbindung aus. Es ist nicht nur der soziale Aspekt, wir wollen keinen entlassen, sondern es ist auch ein ganz egoistischer Aspekt der Sparkasse dabei.

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