Rheinpfalz „Gewinnen und das Feierbiest rauslassen“

Santo André. Am Sonntag (21 Uhr MESZ) kann Miroslav Klose seine große Karriere krönen – mit dem Weltmeistertitel. Er geht sehr fokussiert in das Finale gegen Argentinien. Ob es sein letztes Länderspiel sein wird, ließ er gestern offen.

Herr Klose, könnte die große Erfahrung, die diese Mannschaft mittlerweile hat, der entscheidende Faktor im Finale sein?

Sicherlich genießen wir das Spiel gegen Brasilien auch bis zum jetzigen Zeitpunkt noch. Seit dem Mittwochabend ist der Fokus aber ganz auf Argentinien gerichtet. Das wird wieder ein ganz anderes Fußballspiel. Das ist ein Finale, ich weiß wirklich, wie beschissen es sich anfühlt, wenn man ein Finale verliert. Ich bin voller Zuversicht, dass wir jetzt dran sind, wir haben die Möglichkeit, zu gewinnen. Für mich zählt nur eins: dass wir mit der Mannschaft erfolgreich sind und das Ding in die Höhe stemmen. Mit dem Argentinier Lucas Biglia steht ein weiterer Spieler von Lazio Rom im Endspiel. Neun Spieler sind aus der italienischen Liga …
Ich habe auch mal gezählt. Das Schöne für Lazio Rom ist, dass ein Spieler als Weltmeister zurückkommt. Ich will natürlich derjenige sein. Herr Klose, wenn Sie zurückblicken: Welche Höhepunkte in Ihrer Laufbahn blieben besonders in Erinnerung?
Für mich gibt es keine besonderen Momente. Ich genieße jeden Moment, in dem ich auf dem Platz stehen kann. Ich war ja bei vier verschiedenen Weltmeisterschaften dabei – mit immer etwas verschiedenen Mannschaften und Spielern. Für mich ist das Faszinierende, was nach einem gewonnenen Spiel stattfindet. Diese Emotionen sauge ich auf, das sind ganz besondere Momente. Spezielle Höhepunkte, die gibt es nicht. Gibt es Hoffnung, dass Sie Ihre Karriere fortsetzen?
Das weiß ich selbst noch nicht. Ich kann leider noch spielen. Ich kann meinen Kadaver noch rumschleppen. Wie lange es tatsächlich ist, das entscheide ich spontan nach dem Finale. Können Sie noch einmal einen Vergleich zwischen dem Finale von 2002 und 2014 ziehen?
2002 war ich ja noch relativ jung. Das Spiel damals gegen Brasilien war etwas ganz anderes, das kann man nicht vergleichen. Das sind zwei verschiedene Spiele. Ist es wirklich so, dass Sie nie Alkohol getrunken …
… selten getrunken! … und nie geraucht haben? Wie wird das nach dem Spiel sein?
Ich kann für nichts garantieren. Sollten wir Weltmeister werden, werde ich das Ganze sacken lassen und dann das Feierbiest in mir herauslassen. Mal schauen, wie es dann aussieht. Woran erkennt man den Teamgeist?
Man sieht ihn im Training, daran, wie respektvoll alle miteinander umgehen. Wir trainieren super, da wird die A-Mannschaft richtig gefordert. Der Teamgeist ist fantastisch. Können Sie mit 36 noch dazulernen?
Ich trainiere täglich – und ich lerne jeden Tag etwas dazu. Wenn Sie wüssten, wie viel Luft bei mir noch nach oben ist ... Sie haben Ronaldo den Torrekord weggenommen. Haben Sie eine Nachricht für ihn?
Ronaldo war ein hervorragender Fußballer, in Italien sagen alle, er war der beste Stürmer, und auch bei Real Madrid ist zu hören: Das ist der stärkste Stürmer, der da war. Er war ein kompletter Stürmer, er hatte alles, was einen Stürmer auszeichnet. Ronaldo hat gesagt: Willkommen im 15-er Klub. Ich sage: Willkommen im 16-er-Klub, es sind alle eingeladen. Wie erleben Sie den Bundestrainer ?
Er ist ein menschlicher Trainer, der das ganze Team sieht. Er ist ein fantastischer Trainer. Die Standards sind eine Waffe der deutschen Mannschaft. Wie viel Arbeit steckt dahinter?
Da steckt viel Arbeit dahinter. Wir haben vier, fünf kopfballstarke Spieler. Es ist wichtig, dass wir Spieler haben, die die Bälle punktgenau spielen können.

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