Rheinpfalz Gemeinsames schaffen

Nahe dem Autobahnzubringer gerade für Berufspendler sehr günstig gelegen, überzeugt der Neustadter Ortsteil Mußbach als attraktiver Wohnort auch mit selbst gewachsenen Strukturen. Ein besonders ausgeprägter Sinn für das Gemeinwohl bestimmt in dem Weindorf mit 3893 Einwohnern das Lebensgefühl.

„Hier ist es leicht, Ortsvorsteher zu sein.“ Dirk Herber sagt diesen Satz über seinen Posten, den er seit den Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres innehat, mit einem Lächeln und beschreibt, warum das so ist. Von Gemeinschaftsgefühl spricht er, das die Menschen in seinem Heimatdorf verbindet. Jenes besondere Lebensgefühl, aus dem Gemeinsinn erwächst, mache Mußbach eben aus. „Die Menschen identifizieren sich mit dem Ort“, sagt der 35-Jährige. „Sie sind nicht nur bereit, sich für Dinge stark zu machen, die sie unmittelbar selbst betreffen.“ Aktuelles Beispiel ist der „Weihnachtsmarkt der Nächstenliebe“, den auf dem Kirchvorplatz am zweiten und dritten Advent die evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie die Fördergemeinschaft Herrenhof gemeinsam veranstalten. Dort wird bei Feuer und Musik Selbstgemachtes verkauft: Plätzchen und Zimtwaffeln, Schmuck und Glühwein. Im Chor der Johanneskirche ist eine große Krippe aufgebaut, es gibt eine Tombola und ein Kirchencafé. Laut Herber werden an beiden Wochenenden im Schnitt 1000 Euro erwirtschaftet, die zu je einer Hälfte einer Einrichtung im Ort zugute kommen, einer der beiden Kindertagesstätten etwa oder der Grundschule. Von Fördergemeinschaften und damit ehrenamtlich werden auch das Schwimmbad betrieben, das 1937 von Mußbacher Winzern gebaut wurde, sowie der Herrenhof in der Dorfmitte, ein ehemaliges Johanniter-Weingut. Nach Angaben des Fördervereins mit 1600 Mitgliedern wurde letzterer in 166.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden renoviert. Seit 1991 stellt der Herrenhof ein wichtiges Kulturzentrum der Region dar, das jährlich Tausende Besucher anlockt – zu Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerten. Das Schwimmbad ist im Sommer der Treffpunkt schlechthin vor allem für Familien mit Kindern. 26.000 Euro hat der Förderverein allein in den vergangenen zehn Jahren in das Freibad gesteckt, hat etwa die Umkleiden und Duschen renoviert, Dach und Leitungen erneuert, Spielgeräte angeschafft. Von der Nähe zu Neustadt profitiert der Nachwuchs des 1969 eingemeindeten Weindorfs mit 300 Hektar bewirtschafteter Rebfläche und 16 selbstvermarktenden Winzern in punkto weiterführende Schulen. Diese können gerade in den wärmeren Monaten auch mit dem Rad als Alternative zum Bus angefahren werden. Förderschule, Realschule plus, drei Gymnasien, internationale Schule und berufsbildende Schule – das Bildungsangebot in Neustadt ist vielfältig. Mit dem Weincampus der Hochschulen Ludwigshafen, Bingen und Kaiserslautern, die in Kooperation mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz und über 250 Kooperationsbetrieben den dualen Studiengang Weinbau und Oenologie anbieten, verfügt das Dorf mit nicht ganz 4000 Einwohnern sogar über eine wissenschaftliche Einrichtung. Mit einem Spektrum von 37 Vereinen wissen sich Kinder und Jugendliche in Mußbach in ihrer Freizeit gut zu beschäftigen. Besonders nachgefragt sind laut Herber die Sportvereine TV und SG, die Trachtengruppe Landjugend, der Kinder- und Jugendchor sowie die freiwillige Feuerwehr. Letztere hat dafür gesorgt, dass pünktlich zur Adventszeit eine große Weihnachtstanne vor dem Rathaus postiert wurde. Auch darum musste sich der Ortsvorsteher nicht selbst kümmern. Wen indes es nach Mußbach zieht, der braucht Geduld oder zur rechten Zeit den entsprechenden Hinweis. Baugrundstücke sind dort (ziemlich) fest in privater Hand.

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