Rheinpfalz Fels in der Brandung

Für einen Vormittag zurück in seinem Revier: Marco Magin, der viele Jahre Leiter des Mannheimer Herzogenriedbads gewesen ist.
Für einen Vormittag zurück in seinem Revier: Marco Magin, der viele Jahre Leiter des Mannheimer Herzogenriedbads gewesen ist.

«Mannheim.» „Die Stimme kenne ich doch. Schön, dass Sie mal wieder da sind.“ Oder: „Die Badegäste sind tief traurig. Sie fehlen richtig.“ Wenn Marco Magin seinem Herzogenriedbad mal wieder einen Besuch abstattet, ist das ungefähr so, wie wenn Fußball-Lehrer Otto Rehhagel durch die Kaiserslauterer Fußgängerzone schlendert. Alle paar Minuten kommen Männer und Frauen auf ihn zu und begrüßen ihn. Manche der Badegäste kennt er seit 35 Jahren. Als Schwimmmeistergehilfe war das Bad in der Neckarstadt im Sommer 1985 seine erste Station. Heute ist Marco Magin Mannheims dienstältester Schwimmmeister. Sein Arbeitsplatz ist aber immer seltener der Beckenrand. Denn seit diesem Jahr ist der Ur-Mannheimer stellvertretender Sachgebietsleiter für die Mannheimer Bäder. Im Technischen Rathaus am Neckar hat er ein Büro bezogen. Seine Beziehung zum Herzogenriedbad wird aber für immer eine ganz besondere sein. Schon als Kind ist er hierher gekommen. Im Herbst 1999 übernahm er die Leitung der Badeanstalt. Und heute schaut er noch immer nach dem Rechten – zum Beispiel wenn Nichtschwimmer- und Planschbecken gesperrt sind, weil Wasser in den Keller mit den Umwälzpumpen eingedrungen ist. Viele schöne Erinnerungen hat der 56-Jährige an seine Zeit am Beckenrand. „Wenn Badegäste nach so vielen Jahren noch auf einen zukommen, kann man nicht allzu viel falsch gemacht haben“, sagt er. Doch bei der Arbeit im Herzogenriedbad war nicht alles rosarot. Als er beginnt, etwas weiter auszuholen, sagt er erst einmal das: „Mannheim und Ludwigshafen sind keine Kurstädte. Alle positiven wie negativen Dinge in einer Gesellschaft konzentrieren sich in einem großen Schwimmbad.“ Junge Leute, die sich nicht benehmen können. Dreck, der überall liegengelassen wird. Das gehört zum Alltag. Vor ein paar Jahren gab es einen Todesfall im Herzogenriedbad, wohl ein Herzinfarkt. Während Sanitäter versuchten, den sterbenden Mann am Beckenrand wiederzubeleben, seien viele einfach ungerührt weiter geschwommen, erzählt Marco Magin. Andere hätten ihr Handy gezückt, um alles zu filmen. „Eine Kollegin sollte die Gaffer vertreiben. Selbst als der Leichnam dann am Becken lag, gab es noch Leute, die versucht haben, den Mann zu fotografieren“, erzählt der Schwimmmeister. Marco Magin sagt, dass ihn nicht viel aus der Ruhe bringen könne. Wenn er so dasteht – groß, breite Schultern, tiefe Stimme – nimmt ihm das wohl jeder ab. Das Verhalten vieler Menschen an jenem Tag hat ihn allerdings schockiert. Unabhängig von solchen Erlebnissen macht Marco Magin keinen Hehl daraus, dass Schwimmmeister zu sein, ein Knochenjob ist und Spuren hinterlässt. „Die Hitze an einem Sommertag kann eine große Belastung sein. Das ist nicht zu unterschätzen, so ein Beckendienst in der prallen Sonne“, sagt Marco Magin. Hinzu kommen der Lärm und die nicht gerade familienfreundlichen Arbeitszeiten. An Wochenenden und Feiertagen muss schließlich auch jemand dafür sorgen, dass die Badegäste sich sicher und wohl fühlen. Dennoch schwang am Ende einer Saison immer auch Wehmut mit. Dafür sorgten vor allem die Stammgäste. Und von denen gibt es im Herzogenriedbad einige. „Viele kommen jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, schwimmen auf der gleichen Bahn, benutzen den gleichen Schrank“, erzählt Magin. „Und wehe, die Bahn ist belegt. Da haben sich ältere Leute schon fast verdroschen.“ Gewohnheitstiere müssen sich im Übrigen bald etwas umstellen. Ein Kombibad soll hier entstehen, also ein zusätzliches Hallenbad. Wie das alles bald aussehen könnte, weiß Marco Magin schon ziemlich genau. Denn es gibt wohl niemanden, der das Gelände besser kennt als er.

x