Rheinpfalz »Es muss Spaß machen!«: Boris Brejcha im Interview

Das Markenzeichen: Die Jokermaske ist immer dabei.
Das Markenzeichen: Die Jokermaske ist immer dabei.

1,3 Millionen Facebook-Fans und 15,5 Millionen Youtube-Klicks für einen Auftritt: Spätestens nachdem ihn das Magazin „Raveline“ zum „Ausnahmetalent 2007“ gekürt hatte, ging DJ Boris Brejcha karrieremäßig durch die Decke.

Weltweit – und ganz besonders in Südamerika – wird der melodiöse Minimal-Techno des 36-jährigen Vorderpfälzers gefeiert. Vor seinen zwei seltenen Heimspielen sprach LEO-Redakteur Tobias Grauheding mit dem „DJ mit der Maske“ – die jedoch nichts mit der Ramstein-Katastrophe von 1988 zu tun hat, bei der er als Kind schwere Verbrennungen erlitt. Mit Mannheim und Ludwigshafen kommen zwei Auftritte, für die du nicht ins Flugzeug steigen musst. Oder wohnst du gar nicht mehr in Frankenthal? Ich bin tatsächlich umgezogen. Aber nur ein paar Kilometer weiter; in ein Dorf bei Grünstadt. Dahin, wo es so richtig ruhig ist. Das ist mir unheimlich wichtig, da mein Leben als DJ trubelig genug ist. Mein Zuhause bedeutet für mich auch immer Kurzurlaub. Was ist besser? Ein Auftritt im Ludwigshafener „Loft“ oder vor 50.000 Fans in Argentinien? Beides ist cool. Ich liebe es, neue Länder, andere Menschen, exotisches Essen kennenzulernen. Aber genauso stresst mich das Reisen auch. Daher konzentriere ich mich dieses Jahr auf Europa mit lediglich zwei Auftritten pro Woche. Ich trete aktuell etwas kürzer, damit ich weiterhin Spaß an der Sache habe. Welche Highlights stehen an? Ich darf drei große Premieren feiern: Zum ersten Mal bin ich beim „Exit“-Festival in Serbien, beim „Awakenings“ in Holland und beim „Tomorrowland“ in Belgien. Für Mannheim ist ein Fünf-Stunden-Set geplant. Was gibt’s da zu hören? Meine komplette Geschichte. Nur eigene Lieder, von der ersten Single bis hin zu noch gar nicht veröffentlichtem Material – wovon ich noch viel auf dem Rechner habe. Dein Markenzeichen ist die lächelnde Jokermaske. Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, wann du sie bei einem Auftritt absetzt? Normal spiele ich 120 Minuten. Nach einer Stunde ist es so heiß und unkomfortabel mit der Maske, dass ich sie absetzen muss. Die Leute freuen sich dann immer; das gibt dann nochmal einen schönen Schub bei jedem Auftritt. Als Sechsjähriger warst du eins der vielen Verbrennungsopfer bei der Flugtag-Katastrophe von Ramstein 1988. Hat die Maske mit den von daher rührenden Narben zu tun? Nein. Ich verstecke das nicht, denke auch nicht an Schönheits-OPs. Wenn Fans nach den Narben fragen, schicke ich einen Youtube-Link vom Unglück. Da gehe ich ganz locker mit um. Für mich ist das zu 100 Prozent abgehakt. Am 28.8. jährt sich Ramstein zum 30. Mal. Für dich kein besonderes Datum? Nein. Das Datum war mir noch nie präsent. So pervers es klingt: Im Grunde hatte Ramstein für mich sogar den positiven Effekt, dass ich früh sehr intensiv zur Musik gekommen bin. Wegen meiner Narben wurde ich in der Schule gehänselt und hatte kaum Freunde. Also habe ich mich – auch zum Verarbeiten – ganz bewusst der Musik hingegeben, Keyboard und Schlagzeug gelernt und später Trance-Sound gemischt. Bis ich zum Minimal kam.

Hat nichts zu verbergen: der Mann hinter der Maske.
Hat nichts zu verbergen: der Mann hinter der Maske.
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