Rheinpfalz Ermittlungen gegen drei Mediziner

Mannheim. Verdacht auf Untreue und Betrug beim Universitätsklinikum Mannheim: Gegen drei Mediziner laufen Ermittlungen. Die Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die komplizierte Struktur der Klinik, die mit dem Land und der Stadt zwei Träger für medizinische Ausbildung und Krankenversorgung hat.

Die Ermittlungen seien von einer Prüfung des Landesrechnungshofs ausgelöst worden, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Am 11. September durchsuchten Staatsanwälte und Polizisten nach Angaben des Behördensprechers Wohnungen und Büros der Beschuldigten und stellten schriftliche Dokumente sowie Datenträger sicher. Gegen einen ärztlichen Mitarbeiter gibt es einen Anfangsverdacht der Untreue, weil er Einnahmen, die der Klinik zustanden, an die Fakultät geleitet haben soll. Dabei ging es laut „Spiegel“ um die Abgabe von Blutproben an eine Mannheimer Tochter des Pharma-Konzerns Roche. Die Staatsanwaltschaft gibt den Schaden mit rund 100.000 Euro an. Im zweiten Fall geht es um Fortbildungskurse eines Professors, der die Teilnehmergebühren für sich behalten haben soll, ohne die vorgesehenen Mittel für die Nutzung der Räume abzuführen. Auch hier geht es um einen sechsstelligen Betrag. Unklar ist noch, ob die Klinik oder die Fakultät geschädigt wurde. Schließlich steht ein ehemaliger Professor der Klinik unter Verdacht, mit dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen einen Beratervertrag geschlossen zu haben, ohne Leistungen dafür zu erbringen. Dabei sei der gemeinnützigen GmbH ein Schaden von 200.000 Euro entstanden, so die Staatsanwaltschaft. Das Universitätsklinikum wollte sich zu den Vorwürfen des „Spiegel“-Berichts gegen die eigene Leitung nicht äußern. Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums sagte, nach Kritik der Rechnungsprüfer an überhöhten Zahlungen von der Fakultät an die Klinik seien die Beträge bereits reduziert worden. Zurzeit gebe es Gespräche zwischen dem Land und der Stadt Mannheim zu einer Empfehlung des Wissenschaftsrats, den wissenschaftlichen Bereich in Geschäftsführung und Aufsichtsrat zu stärken. Das Universitätsklinikum Mannheim ist ursprünglich eine rein kommunale Einrichtung gewesen, bis es Mitte der 1960er Jahre um eine Fakultät der Uni Heidelberg erweitert wurde. Sie habe damals einen Partner für den Ausbau ihrer klinischen Ausbildung gesucht, so der Kliniksprecher. Ein Sprecher des Landesrechnungshofs in Karlsruhe kündigte bis Ende des Jahres eine Erklärung zu ihrer Überprüfung der medizinischen Ausbildung an. Gegenstand sei allein die Medizinische Fakultät, nicht jedoch die wirtschaftliche Situation des Uniklinikums. Zur Frage nach einer möglichen Schließung sagte der Sprecher: „Hinsichtlich der Medizinischen Fakultät prüft der Rechnungshof alle denkbaren Optionen.“ (dpa)

x