Rheinpfalz Erholung, Natur, Wandern

Die Nationalparkregion solle als Reiseziel positioniert werden, empfiehlt die IHK Trier.
Die Nationalparkregion solle als Reiseziel positioniert werden, empfiehlt die IHK Trier.

Knapp 120.000 Touristen haben im vergangenen Jahr die Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald besucht. Für den 10.000 Hektar großen Nationalpark selbst wurden rund 45.000 Besucher gezählt. Diese Zahlen nannte Sören Sturm vom Nationalparkamt am Montagabend bei einer Veranstaltung auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld in Hoppstädten-Weiersbach.

Bei der Nationalpark-Akademie mit mehr als 50 Teilnehmern wurden erste wissenschaftliche Erhebungen zur Akzeptanz des Nationalparks, seiner Einschätzung aus Sicht der Besucher, wirtschaftlichen Effekten sowie touristischen Angeboten in der Region vorgestellt. Für die Nationalparkverwaltung stellte Sturm zunächst klar, dass vorrangig Bäume und Lebensräume erfasst, Rotwild beobachtet, Moore renaturiert und Biotope kartiert würden. Für die touristische Regionalentwicklung und die Lenkung der Besucher sei es Voraussetzung, dass der gesetzlich vorgeschriebene Schutz von Pflanzen- und Tierwelt eingehalten wird. Sturm verwies auch auf die Partnerinitiative, mit der Betrieben in der Region die Möglichkeit eröffnet werden soll, durch Einhaltung von Qualitätsstandards von den Werbeeffekten des Nationalparkes zu profitieren. Von den 60 Bewerbern hätten im April die Qualitätszertifizierung 23 ganz und elf teilweise erfüllt. Im vergangenen Oktober waren es erst acht beziehungsweise vier Betriebe. „Wir wollen viele Betriebe besser machen“, versicherte er. Aus einer Erhebung unter rund 145 Beherbergungsbetrieben der Region folgerte Carina Lehnigk, Geografin an der Universität Koblenz-Landau, dass die Altersstruktur „fortgeschritten“ sei. Angesichts eines hohen Anteils der Betreiber in der Altersgruppe 63 und älter stehe ein Generationenwechsel an. Zu den vorrangigen Aufgaben zählt Lehnigk, mehr Übernachtungskapazitäten zu schaffen. In diese Richtung wies schon eine Tourismusstudie 2015. Damals kam das Alpenforschungsinstitut München zum Schluss, dass binnen zehn Jahren die Zahl der Übernachtungen um etwa 100.000 und die Zahl der Tagesbesucher um 150.000 in der Nationalparkregion gegenüber dem Ist-Zustand steigen werden. Eine Anwohnerbefragung, mit der Wissenschaftler der Universität Trier die Akzeptanz des Nationalparks ermittelten, ergab, dass der Anteil der Gegner des Schutzgebietes, die vor allem den Verzicht auf Holznutzung beklagen, geringer wurde. Jeder Zehnte hat Bedenken, vor zwei Jahren war es nahezu ein Fünftel. Von den 500 Befragten werteten 63 Prozent den Nationalpark positiv, zwölf Prozent als eingeschränkt positiv. 2015 stuften sich 65 Prozent als Befürworter ein. Ein drängendes Problem sehen die Befragten der Erhebung zufolge in der fehlenden Verkehrsinfrastruktur. Mit „suboptimalen Busverbindungen“ ließe sich das touristische Potenzial nicht ausschöpfen, wurde argumentiert. Die nicht repräsentative Befragung von 500 Besuchern ergab, dass diese in der Nationalparkregion in erster Linie Erholung suchen, Natur beobachten und wandern wollen. Über das Reiseziel informierten sie sich hauptsächlich in Zeitungen, Rundfunk und Internet. Überwiegend handelt es sich bei den Besuchern um Tagesausflügler aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, daneben auch um Kurzurlauber aus anderen Bundesländern und dem Ausland. Albrecht Ehses, Geschäftsführer der IHK Trier, rät, die Nationalparkregion als Reiseziel zu positionieren. Dabei sei auch zu fragen, wer dazu gehöre. Denn politische und Verwaltungsgrenzen, die in der Tourismuswerbung oft maßgeblich seien, spielten für die Touristen keine Rolle, gab er zu bedenken. Einen Dämpfer erhielten von den Fachleuten Erwartungen in der Kommunalpolitik, der Nationalpark sei eine Attraktion für Besucher aus China, die über den Hahn im nächsten Jahr zum 200. Geburtstag von Karl Marx dessen Geburtsstadt Trier als Ziel ansteuerten. „Ich würde es lassen und das Geld sparen“, warnte der Wirtschaftswissenschaftler Achim Schröder von der Hochschule Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Auch Adrian Assenmacher, Geografie-Doktorand an der Universität Trier, fand, kurz und mittelfristig seien chinesische Touristen keine Zielgruppe für die Nationalparkregion. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald erstreckt sich über mehr als 10.000 Hektar, rund 9200 Hektar in Rheinland-Pfalz und etwa 970 Hektar im Saarland. In diesem Schutzgebiet soll sich die Natur weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen entfalten können.

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