Rheinpfalz Ein Spaß nicht nur für Großkopferte

«Mannheim.» Zwei Vorurteile stören Holger Schmid, Präsident des Badischen Rennvereins (BRV): Pferderennen seien ein Spaß nur für Großkopferte, und, dass auf einer Rennbahn nur Zocker seien. „Beides stimmt nicht“, betont Schmid. Davon konnten sich die Teilnehmer der RHEINPFALZ-Sommertour auf der Anlage des BRV in Mannheim-Seckenheim selbst überzeugen.

Im Stakkato donnernde Hufe kündigen schon von Weitem das nahende Rennpferd an: Kashani und sein Trainer und Besitzer Stephan Buchner galoppieren an der Besuchergruppe vorbei. „Normalerweise ist an einem Samstagvormittag mehr los auf der Bahn, aber wegen der Hitze sind die Trainer schon früh morgens mit den Pferden unterwegs gewesen“, erklärt Schmid. Aber Kashani allein genügt schon, um sofort ein klein wenig Rennfieber aufkommen zu lassen. Pferderennen seien ein Vergnügen für jedermann, betont Schmid. „Natürlich haben wir auch einen Bereich für Mitglieder und Sponsoren, aber genauso gut haben wir auch unser Bratwurstviertel im Bereich der Stehplatztribüne.“ Schließlich sei es, aus der englischen Tradition heraus, auf jeder Rennbahn der Welt geübte Praxis, dass sich die Besucher ihr Picknick selbst mitbringen dürfen. „Man kann hier für wenig Geld gemeinsam mit den Kindern einen schönen Tag verleben“, betont der Präsident des BRV, dessen Gelände in Seckenheim 120.000 Quadratmeter groß ist. Dem Großteil der Sommertour-Teilnehmer erzählt Schmid damit nichts Neues. „Wir waren schon bei den Rennen. Selbstverständlich auch mit Hut“, verrät Gabriele Schiel aus Altrip. Und Rolf Schönbrodt aus Weisenheim war sogar am Wettschalter erfolgreich, wie er erzählt. Die Höhe seines damaligen Gewinns sei ihm mittlerweile entfallen. „Viel war es aber nicht.“ Immerhin untermauerte der Rentner damit Schmids Aussage, dass sich auf einer Rennbahn selbst keine Zocker fänden, die hier ganze Existenzen vernichten. Aber das Wetten gehöre schon zum perfekten Renntag. „Man kauft sich für ein oder zwei Euro ein Pferd, mit dem man dann während des Rennens mitfiebern kann.“ Aber auch der tatsächliche Kauf eines Rennpferds sei nicht alleine Sache des Geldadels. „Ein Basispferd liegt zwischen 6000 und 10.000 Euro“, sagt Schmid. Allerdings dürfe man auch die Folgekosten nicht vernachlässigen, beispielsweise „Kost und Logis“ der Tiere in einem betreuten Rennstall. „Das sind nochmal rund 1200 Euro im Monat.“ Und damit sei noch lange kein Erfolg garantiert. „So ein Pferd ist schließlich kein Fahrrad, das schneller wird, wenn man kräftig in die Pedale tritt.“ Bestes Beispiel dafür sei der fünfjährige Kashani. „Er isst und schläft unheimlich gerne. Rennen sind aber irgendwie nicht seine Welt“, erzählt sein Besitzer ein klein wenig verzweifelt und rät damit zugleich von einer Wette auf seinen Wallach ab. Etwas ganz Besonderes für die RHEINPFALZ-Leser war auch der Besuch im Stall von Profitrainer Marco Klein. „Das ist ein heiliger Bereich und an einem Renntag sogar ein Hochsicherheitstrakt“, sagt Schmid. Umso schöner ist es, Mondiale, Philoxenia und Mardanshah aus nächster Nähe sehen zu können. „Die Pferde verbringen den größten Teil des Tages in der Box. Das ist eben die Einschränkung als Leistungssportler“, erklärt Buchner. So bereiteten sich die Pferde darauf vor, dass der Puls von rund 25 Schlägen in der Ruhephase auf bis zu 300 während eines Rennens steige. „Pferde machen bei einem Rennen nur, was sie als Fluchttiere ohnehin machen. Ein Pferd kann nicht gezwungen werden.“ „Ich kann mir vorstellen, dass ich auch mal zu einem Renntag hierher komme“, spricht Leserin Christina Meininger den meisten der Sommertour-Teilnehmer aus der Seele. Die nächste Gelegenheit dazu ist der Renntag beim Badischen Rennverein am Sonntag, 23. September, auf der Waldrennbahn in Mannheim-Seckenheim.

x