Rheinpfalz Ein Löffel Neugierde

Mannheim. Es ist nur ein kleines Fest, aber seine Wirkung könnte größer sein, als so manche politische Entscheidung. Beim zweiten Internationalen Suppenfest im Café Filsbach in Mannheim hieß es: „Ran an die Löffel.“ Die Veranstaltung soll den Austausch zwischen Menschen verschiedener Herkunft fördern und Vorurteile abbauen.

Und es sind viele gekommen, der Veranstalter schätzt 300 Menschen und damit fast 100 mehr als im Vorjahr, um 16 Suppen aus zwölf verschiedenen Ländern zu probieren. Denn Essen verbindet. Und das ist auch das Ziel des Suppenfestes, das die Vereine Begegnungsstätte Westliche Unterstadt, Eine-Welt-Forum Mannheim, KulturQuer – QuerKultur Rhein-Neckar, Save-Me Mannheim und Attac Mannheim veranstaltet haben. „Wir wollen den interkulturellen Dialog fördern, soziale und kulturelle Vereine zusammenbringen und diese vernetzen“, sagt Susanne Kammer vom Eine-Welt-Forum. Gerade in Kunst und Kultur verschwimme die Ethnie, fügte Gisela Kerntke von KulturQuer – QuerKultur noch hinzu. Dies sei ein wichtiger Schritt in Sachen Integration. Menschen kommen über die Kultur zusammen. Die erste Fuhre Suppen, die die Mitglieder unterschiedlicher Migrantenvereine zubereitet haben, sind nach etwa eineinhalb Stunden verputzt. Auch Jonka Hristova aus Bulgarien verkündet zunächst, dass es ihre Fleischbällchensuppe nach bulgarischem Rezept nur noch ohne Fleischbällchen gibt, bevor sie den Topfdeckel ganz schließen muss. Nebenbei erzählt sie von ihrer Geschichte und davon, was man in Sachen Südosteuropa-Zuwanderung – ein Thema, das derzeit in Mannheim von besonderer Bedeutung ist – tun sollte. „Deutsch lernen ist für die Zuwanderer das Wichtigste. Ohne Deutsch hat man hier keine Zukunft.“ Hristova selbst kam vor 32 Jahren in Deutschland an. „Ich habe mich schon lange hier eingelebt“, erzählt die Dolmetscherin für Deutsch und Bulgarisch. Auch sie habe die Sprache gleich zu Beginn gelernt. Etwas, über dessen Nutzen sich ihre Landsleute heute nicht immer im Klaren seien, wie sie glaubt. Hristova ist ebenfalls im Verein KulturQuer – QuerKultur aktiv, auch bei der bulgarischen Bildungs- und Kulturförderung, die in der Zwischenzeit eine bulgarische Samstagsschule in Mannheim aufgebaut hat. Sie schreibt Gedichte in Deutsch und Bulgarisch, einen Akzent hört man kaum noch. Ein kleines Fest wie das Suppenfest sei in ihren Augen sehr wichtig. „Damit können die Deutschen uns kennenlernen“, findet die Bulgarin. Denn, wenn man etwas nicht kenne, sei man eher vorsichtig. Diese Erfahrung hat Hristova erst vor Kurzem wieder gemacht, als sie für Freunde aus Bulgarien bei einem Vermieter zwecks einer Wohnung angerufen hatte. „An Bulgaren vermieten wir nicht.“ Das war offenbar die Antwort, die sie bekam. „Hierher kommen die Menschen, versuchen unsere Suppen und sehen, dass wir keine Monster sind“, sagt die Dolmetscherin. Sie lacht, überspielt damit aber eine gewisse Traurigkeit. Im Hinterhof des kleinen Cafés, wo Gäste ihre Harira aus Marokko, die Maniok-Suppe aus Brasilien, die italienische Ribollita oder die türkische Jogurth-Minz-Suppe Yayla Corbasi hinbalancieren, steht nicht nur das Essen, sondern vor allem die Kultur im Vordergrund. Der Iraker Ali Jabor spielt auf seiner Oud, einem orientalischen Saiteninstrument, in teils atemberaubender Geschwindigkeit. Es gibt eine Lyriklesung, eine Trommelgruppe, eine Vorführung mit dem Namen „Ankommen in Mannheim“ oder rumänische Musik. Die Besucher, sehr viele Deutsche, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund, sind begeistert und feiern zusammen. Und eines wird vor allem deutlich: Ein friedliches Miteinander ist möglich – vielleicht auch irgendwann mal in einem größeren Rahmen als dem kleinen Internationalen Suppenfest in Mannheim.

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