Rheinpfalz Ein „erheblicher Eingriff“

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Seit Wochen wird an der Ortsdurchfahrt Salzwoog in Richtung Hinterweidenthal gebaut: Dort erstellt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) einen Radweg. Eine Maßnahme, die laut LBM ohne größere Probleme läuft; auch der Ortsvorsteher hat unter den betroffenen Anwohnern keine Klagen registriert, zumal der LBM deren Einfahrten erneuere (wir berichteten am 18. Juni). Ganz so glatt läuft es aber doch nicht – zumindest nicht aus Sicht der Familien Koch und Ebert, die über einen „erheblichen Eingriff“ auf ihrem Grundstück berichten. Anders als der LBM befürchten sie, dass ihre neue Böschung nicht stabil ist. Auch mehr Pflegeaufwand falle nun an.

Hinterher, wenn der Radweg fertig und die Einfahrten der betroffenen Anwohner neu gemacht worden seien, werde es schöner aussehen als vorher – das habe man ihnen vor Baubeginn in Aussicht gestellt, stellt Peter Ebert fest. Doch daran mag er nun nicht mehr glauben. Denn der „erhebliche Eingriff“ auf dem Grundstück, auf dem die drei Häuser der Familien Koch und Ebert erhöht stehen, kann nun aus deren Sicht auch durch eine erneuerte Zufahrt zu den Häusern nicht mehr ausgeglichen werden. Stein des Anstoßes ist vor allem die Böschung entlang ihrer Zufahrt zu den Häusern auf dem Berg. Diese wurde nämlich, um den Einfahrtswinkel größer und die Zufahrt flacher zu gestalten, eingeschnitten und abgetragen. Viel zu stark, meinen aber die Familien. Denn jetzt sei die Böschung mit 3,20 Meter im höchsten Punkt doppelt so hoch wie vorher und werde erheblichen Mehraufwand bei der Pflege verursachen, wenn sie wie vorgesehen mit Gras bepflanzt werde. Vorher, stellt Andreas Koch fest, hätten sie dort nur etwa 30 Quadratmeter per Hand mähen müssen, künftig seien es rund 170 Quadratmeter. Dabei geht es den Bewohnern nicht nur um Optik und Aufwand: Sie sorgen sich vor allem darum, dass die neue Böschung abrutschen könnte. Der starke Regen der letzten Wochen hat bereits für sichtbare Auswaschungen und Abtragungen gesorgt. Was die Familien dabei ärgert: Aus den Planunterlagen, die sie im Vorfeld zu sehen bekamen, hätten sie das Ausmaß dieses Eingriffs nicht erkennen können. Auch zu einer Informationsveranstaltung im Vorfeld seien sie nicht eingeladen gewesen – und fühlen sich nicht richtig informiert. Und jetzt ruhten die Arbeiten in ihrem Bereich, während am anderen Ende der Baustelle bereits Einfahrten erneuert worden seien. Bei ihnen sei vor drei Monaten mit dem Bau des Radwegs begonnen worden – „und nichts tut sich mehr“ dort, bemängeln sie. Mit dem LBM habe es zwar inzwischen Gespräche gegeben – auch über die Möglichkeit eines finanziellen Ausgleichs für den Mehraufwand beim Mähen. Doch um mehr Informationen und letztlich mehr Sicherheit zu erhalten, haben sie beratend einen Rechtsanwalt hinzugezogen. Ein Gutachten soll nun erstellt werden. Wegen der doppelt so hoch ausgefallenen Böschung gebe es aus ihrer Sicht „überhaupt keine Bedenken“, stellt hingegen Sebastian Staab, Fachgruppenleiter Bau beim LBM, dazu fest. „Wir kennen ja die Bodenformation.“ Und der Neigungswinkel sei dort „ganz normal“. Die Bewohner müssten nicht befürchten, dass die Böschung abrutschen werde – auch wenn der starke Regen der vergangenen Wochen Rinnen ins Erdreich gegraben habe; es werde ja bald Gras gepflanzt. Dass die Böschung so steil wurde, sei übrigens von Anfang an geplant gewesen, sagt Staab. Dies habe man in Planunterlagen auch den Anwohnern vorgestellt, die ihre Erlaubnis erteilt hätten. Offenkundig sei dies aber nicht erkannt worden – was, räumt Staab ein, für Laien sicher auch nicht so einfach zu sehen sei. Im Vorfeld habe zudem ein Erörterungstermin stattgefunden; dazu wie auch zu Anliegerversammlungen würden Anlieger jedoch vom LBM nicht persönlich eingeladen; solche Termine würden in der Regel über die Kommune veröffentlicht, etwa im Amtsblatt. Dass derzeit an dem Grundstück nicht weiter gearbeitet werde, hänge mit den noch offenen Fragen zusammen, so Staab, etwa mit dem Ausgleich für den erhöhten Mähaufwand, dessen Höhe noch offen sei. Solange dies nicht geregelt sei, werde dort nicht weiter gearbeitet. Man werde an anderen Stellen weiterarbeiten. So etwa unterhalb des Grundstückes, wo nächste Woche mit dem Bau der Stützmauer am Radweg begonnen werden soll. Die dafür benötigten Steine seien zum Teil erst falsch geliefert worden, bestätigt Staab, dass Material nachbestellt werden musste. Allerdings habe dies keinen Einfluss auf die Bauzeit. Da lägen sie im Plan: Im August solle der Radweg fertig sein. Auch bei den mit etwa 600.000 Euro kalkulierten Baukosten gebe es keine wesentliche Änderung. Am Zeitplan dürfte für Staab auch das Böschungsproblem nichts ändern, sofern das Wetter mitspielt; der Radweg könne fertiggestellt werden, sagt er. Der LBM-Mitarbeiter geht aber davon aus, dass die Behörde und die Anwohner eine Lösung finden werden. „Das ist sicher kein unlösbares Problem“, stellt er fest. |tre

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