Rheinpfalz Ehepaar als Kraftquelle

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Mannheim. Nicht viele Trainer bei Olympia dürften ihre Schützling so gut kennen wie Iris und Michael Manke-Reimers. Das Mannheimer Ehepaar betreut Diskuswerferin Shanice Craft seit ihrem zehnten Lebensjahr. Mittlerweile ist sie 23. „Wir sind beide keine studierten Sportlehrer, sondern kommen aus dem Ehrenamtsbereich“, sagt Michael Manke-Reimers. Ihr Schützling ist 1999 in der Kindergruppe der Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft (MTG) aufgetaucht, wurde hier vom inzwischen verstorbenen Michael Hoffmann aus Ludwigshafen entdeckt und spielerisch gefördert. Dann kam die damals Zehnjährige in die Trainingsgruppe des Seckenheimer Ehepaars. „In dem Alter sind wir vom spielerischen Angebot langsam in den Wettkampf übergegangen“, erinnert sich Iris Manke-Reimers. Eine illustre Trainingsgemeinschaft, die sich da aus der Kindergruppe entwickelt hat. Unter den 15 Sportlern sind sechs Bundes- und fünf Landeskaderathleten. „Wenn es optimal gelaufen wäre, hätten wir mit Hannah Mergenthaler und Patrick Domogala zwei weitere Olympia-Teilnehmer gehabt.“ Aber die beiden Sprinter Domogala und Mergenthaler waren nach Verletzungen zu spät in Form und in Fahrt gekommen. „Deshalb befinden wir uns mit der Gruppe im Spannungsfeld zwischen Hoch- und Frustphase“, berichtet der ehemalige Sprinter, der mittlerweile die administrativen Aufgaben rund um das Projekt übernommen hat. Bei Shanice Craft ist die ganze Planung eigentlich erst auf die Spiele 2020 in Tokio ausgelegt. „Erst dann ist sie im besten Werferalter“, sagen ihre Trainer. Und bis dahin müssen Trainingslager organisiert sein, Gespräche mit Sponsoren, Trainern, Arbeitgebern und vielen anderen mehr geführt, Verträge ausgehandelt werden. „Wir versuchen, unseren Sportlern so weit wie möglich den Rücken freizuhalten“, sagt Michael Manke-Reimers, der sich von seinem Arbeitgeber freistellen ließ und ein gemeinsames Projekt von Landessportverband, Deutschem Leichtathletikverband, Stadt Mannheim und dem Olympiastützpunkt Rhein-Neckar übernommen hat, das genau diese Vernetzung von Sponsoren und Sportlern zum Ziel hat. „Es ist dabei das gemeinsame Ziel, erfolgreiche Athleten in Baden-Württemberg zu halten, natürlich immer mit Blick auf die eigene Trainingsgruppe. „Das ist mittlerweile ein echtes Unternehmen“, sagt er. Denn nicht nur die Kaderathleten zählen dabei. „Uns ist jedes Mitglied wichtig. Wir arbeiten viel über die Gruppendynamik.“ Dafür erhalten auch die Eltern der Sportler Aufgaben und sind eingebunden. Die Bindung hält offenbar auch auf die Entfernung, denn durch ihre Ausbildung zur Bundespolizistin lebte Craft bis Februar 2016 den größten Teil des Jahres in Berlin. „Aber auch dort haben wir täglich miteinander telefoniert. Ihren Trainingsplan hat sie von uns erhalten.“ Mittlerweile ist sie jedoch wieder nach Mannheim-Seckenheim zurückgekehrt, wohnt kaum einen Diskuswurf vom Trainerehepaar entfernt. Iris Manke-Reimers übernimmt die praktische Trainingsarbeit. Sie setzte sich in einem wichtigen Punkt gegen ihre Athletin durch. „Sie wollte schon viel früher härter und zielgerichteter trainieren, aber ich lege Wert auf einen behutsamen, ganzheitlichen Aufbau“, erklärt sie. Außerdem verhinderte sie, dass das 1,85 Meter große Wurfwunder zwischenzeitlich zu anderen Sportarten abgewandert ist: „Als Shanice 14 war, hat sie mit Basketball geliebäugelt. Dann haben wir ein Gespräch geführt, in dem ich ihr aufgezeigt habe, wo ich sie in ein paar Jahren sehe.“ Von nationalen Titeln war dabei ebenso die Rede wie von Weltmeisterschaften und Olympia. Vorhersagen, die sich mit der Nominierung in diesem Jahr alle erfüllt haben. „Wenn sie dabei in diesem Jahr den Endkampf erreichen würde, wäre das sensationell“, sagt das Ehepaar Manke-Reimers. Die Mannheimer Trainer werden den Wettkampf dabei vom Fernseher aus betrachten. „Wir finanzieren uns schließlich aus der eigenen Tasche und eine Fahrt nach Brasilien wäre einfach zu teuer.“ Und die Urlaubstage werden für die verschiedenen Trainingslager über das Jahr hinweg benötigt. Bundestrainer Werner Goldmann, der auch Robert Harting betreut, wird Shanice vor Ort im Auge behalten. Aber am Fernseher sitzt sicher nicht nur das Trainerehepaar, sondern ganz sicher die gesamte Trainingsgruppe. Am Dienstag gilt es. Die Serie Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro finden bis 21. August statt. Die Paralympics, die Spiele der Behindertensportler, beginnen am 7. September. Die Athleten haben sich geschunden für ihren Traum. Manche platzen, manche erfüllen sich. Viele Menschen haben sie bei diesen Mühen unterstützt. Einige von ihnen stellen wir in der Serie „Olympische Träume“ vor.

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