Rheinpfalz Der letzte Marsch

Speyer. Nichts ist so beständig wie der Wandel: Auch in der militärischen Geschichte der Stadt Speyer. Immer wieder neue Namen, neue Einheiten, neue Aufgaben, neues Gerät, neue Einsatzorte kennzeichnen die vielen „soldatischen“ Jahre in der Domstadt. Eine Konstante gibt es: Die Maximilianstraße ist Einmarsch- und Ausmarschweg der Uniformträger. Zur Auflösung des Militärstandorts eine Chronik.

Klirrend kalt ist es an jenem 1. Februar 1963, als die ersten Bundeswehr-Soldaten mit Musik über die Maximilianstraße einmarschieren. Acht Jahre nach der Entstehung bundesrepublikanischer Streitkräfte und 18 Jahre nach Kriegsende sind es Luftlandetruppen, die den traditionellen Pionierstandort Speyer wieder zur Garnison machen: Luftlandepionierbataillon 9, Fallschirmpionierkompanie 260 und Fallschirmartilleriebataillon 265 nennen sich die neuen Verbände in der Domstadt. Sie beziehen Quartier in der „Neuen Kaserne“ im Norden Speyers, die drei Jahre später in „Kurpfalzkaserne“ umbenannt wird. So heißt sie immer noch; aber wohl nicht mehr lange. Zwar hat es hier durch die Geschichte hindurch immer wieder mal Soldaten in wechselnden Truppenstärken gegeben, aber durchgängig Garnison wird Speyer erst zu Kaisers Zeiten: 1874, als das 2. Pionierbataillon ein- und Quartier in der Kaserne bezieht, wo sich heute das Historische Museum befindet. Trotz der Witterung ist der Empfang 1963 für die Bundeswehrsoldaten durch die Speyerer „eindrucksvoll“, wie in der Bataillonschronik nachzulesen ist. Die guten Beziehungen zwischen Militär und ziviler Bevölkerung haben bis heute gehalten. Lebhafte Patenschaften zwischen einzelnen Kompanien und den Gemeinden rund um Speyer sind ein Beispiel dafür. Dass nichts so beständig ist wie der Wechsel, machen die Streitkräfte besonders deutlich, indem sie sich auf veränderte Rahmenbedingungen immer wieder neu einstellen. Zunächst ganz harmlos: Das Luftlandepionierbataillon 9 wird 1964 in Pionierbataillon 12 umbenannt, weil es einem anderen Verband unterstellt wird. 1970 verlassen aber die Artilleristen Speyer Richtung Tauberbischofsheim. An ihre Stelle rückt das Amphibische Pionierbataillon 330. 1972 zieht die Fallschirmpionierkompanie 260 komplett aus. Den Besuch von Bundespräsident Gustav Heinemann am 18. April 1972 bekommen die Soldaten gerade noch mit. 1986 ist das Pionierbataillon 12 dran: Es geht nach Volkach. Zugleich nehmen das Schwimmbrückenbataillon 360 und das Pionierausbildungszentrum 850 seinen hiesigen Platz ein. Erneut besinnt sich die militärische Führung 1993 auf einen veränderten Stellenwert der Speyerer Soldaten durch Wechsel der Geräte: Das Amphibische Pionierbataillon wird durch das Pionierbrückenbataillon 330 abgelöst. Auch das Schwimmbrückenbataillon wird aufgelöst; die Kaserne beherbergt nun nur noch ein Pionierbataillon. 17. Oktober 1998: Die Bundeswehr verabschiedet am Dom Bundeskanzler Helmut Kohl mit einem Großen Zapfenstreich; Speyers Pioniere sind in die Organisation eingebunden. 2003 endet die Tradition der Brückenpioniere, deren Auftrag es ist, Gewässer zu überwinden. Die Kurpfalzkaserne wird zur Heimat des Spezialpionierbataillons 460. Es ist mit 1300 Soldaten in acht Kompanien der umfangreichste Verband dieser Ebene, der hier je beheimatet war. Ihre Aufträge Feldlagerbau und Flugplatzversorgung führen die Soldaten in alle Krisenregionen der Welt. Die erneute Verkleinerung der Bundeswehr bedeutet nun das Ende der Spezialpioniere in der Kurpfalzkaserne. In Husum gibt es ein Schwester-Bataillon, das seine Aufgaben übernimmt.

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