Rheinpfalz Der „Heli“ hat keine Zeitvorgabe

Blick in den Rettungshubschrauber der Johanniter, der seit kurzem in Sembach stationiert ist.
Blick in den Rettungshubschrauber der Johanniter, der seit kurzem in Sembach stationiert ist.

Ob ein eigener Rettungshubschrauber für die Westpfalz notwendig ist oder Notfälle von den bereits bestehenden Standorten aus hinreichend versorgt werden können, wird derzeit kontrovers diskutiert. Aber wann fordern die Rettungskräfte überhaupt einen Rettungshubschrauber an? Wolfgang Hoffmann, medizinischer Direktor und Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Kaiserslautern in der Abteilung Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises, gibt auf Anfrage Auskunft.

„Liegt ein Krankheitsbild vor, das in seiner Schwere den schonenden und schnellen Transport über den Luftweg erfordert, dann wird ein Rettungshubschrauber losgeschickt“, schildert Hoffmann den häufigsten Fall. Beispiele hierfür seien schwere Traumata nach einem Verkehrsunfall oder einem Sturz aus großer Höhe ebenso wie bei Verbrennungen. „Wenn die Transportwege lang sind, wie es auf dem Land vorkommt, wird auch bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen ein Rettungshubschrauber alarmiert“, sagt der Leiter des Rettungsdienstes. Auch bei Ereignissen, bei denen die Wahrscheinlichkeit von Schwerverletzten hoch ist, wird ein Rettungshubschrauber vorsorglich automatisch mitalarmiert, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststeht, ob er wirklich benötigt wird. Der Betriebsunfall bei Heger-Guss in Enkenbach-Alsenborn am 16. August dieses Jahres, bei dem neun Tonnen flüssiges Eisen aus der Gießpfanne ausliefen, war ein solcher Fall, bei dem der Rettungshubschrauber anrückte, aber glücklicherweise nicht benötigt wurde. Bei einem Notruf fragt der Disponent in der Rettungsleitstelle bestimmte Parameter ab und legt danach einen Einsatzcode fest, der regelt, welche Rettungsmittel eingesetzt werden. „Liegt der Verdacht vor, dass ein Hubschrauber benötigt wird, dann wird dieser immer bereits im primären Alarm geschickt und nicht erst von der Unfallstelle aus nachgefordert“, erläutert Hoffmann. „Andernfalls würde ein nicht tolerabler Zeitnachteil entstehen.“ Jeder Rettungshubschrauber ist mit einem Notarzt und einem Rettungsassisenten besetzt. Ein „Heli“ wird deshalb auch dann zu einem Notfall geschickt, wenn ein Notarzt am Boden nicht schneller verfügbar ist, weil beispielsweise die Notarzt-Einsatzfahrzeuge andernorts im Einsatz sind, berichtet Hoffmann. Der Helikopter diene in diesem Fall im ländlichen Raum als Notarztzubringer. Denn entgegen landläufiger Meinung sei ein Rettungswagen nicht mit einem Notarzt, sondern nur mit einem Rettungssanitäter und einem Rettungsassistenten besetzt. „Nebenbei sei erwähnt, dass ein Rettungshubschrauber selbstverständlich ergänzend zum bodengebundenen Rettungsdienst eingesetzt wird und diesen in keinem Fall ersetzen kann. Dies gilt freilich ebenso andersherum.“ Gibt es – wie bei der Feuerwehr – bestimmte Zeitvorgaben, wann der Rettungshubschrauber spätestens am Einsatzort zu sein hat? „Nein“, sagt Hoffmann. „Die Rettungswagen, haben eine Hilfsfrist von 15 Minuten. Dies bezieht sich auf die Fahrzeit.“ Mit einem Notarzt besetzte Einsatzmittel, so auch der Rettungshubschrauber, hätten hingegen keine Hilfsfrist. „Selbstverständlich zählt jedoch jede Minute bis zum Eintreffen eines Notarztes“, betont der Leiter des Rettungsdienstes. Mit Blick auf die Stationierungsorte der Rettungshubschrauber stellt sich die Frage: Wie schnell kann ein Rettungshubschrauber eigentlich fliegen? Für den in Sembach stationierten Helikopter der Johanniter gibt die Abteilung Brand- und Katastrophenschutz bei der Kreisverwaltung auf Anfrage eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde (km/h) an. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sei jedoch geringer, betont Jochen Österle, Sprecher der ADAC-Luftrettung: „So etwa 230 km/h.“ Die gelben ADAC-Hubschrauber, die bislang in der Region die Notfallversorgung übernommen haben, sind nach Österles Angaben in Mainz, Ludwigshafen, Koblenz, Saarbrücken und Wittlich stationiert. „Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 36 Stationen ist die gemeinnützige ADAC-Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas.“

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