Rheinpfalz Der „Aufschreiber und Sammler“ Hilster Geschichte

Zeitzeugen, Archive, Institute und das Internet – das sind die Quellen, aus denen Alfred Feigl sein Wissen über die Hilster Geschichte zusammenträgt. Gerade hat er sein zweites Buch veröffentlicht, sein drittes Werk ist bereits in Arbeit.

Hilst. Dabei ist Feigl gar kein gebürtiger Hilster: 1947 wurde er in Palling im Landkreis Traunstein geboren. Der Liebe wegen wurde der Oberbayer dann Pfälzer. Als der junge Berufssoldat auf dem Beckenhof stationiert war, lernte er 1967 Meta Schneider aus Hilst kennen. Zwei Jahre später heirateten die beiden, und Feigl verschlug es endgültig in die Pfalz. Nach seinem Realschulabschluss im oberbayrischen Trostberg meldete sich Feigl freiwillig zur Bundeswehr. Während seiner Dienstzeit, die im Jahr 2001 endete, war er unter anderem in Frankreich, dem Beckenhof und von 1970 bis 1987 im alten Arius-Bunker bei Ruppertsweiler stationiert. Die letzten 13 Jahre vor seiner Pensionierung diente er in Mannheim, Köln und Rheinbach, wurde also zu einem „Wochenend-Hilster“. Nach seiner Pensionierung suchte Feigl nach einer neuen Beschäftigung: Haus, Hof und Garten lasten den 67-jährigen Pensionär nicht aus. Seit der Pensionierung machte er sich um Sauberkeit und Ordnung auf der Gemarkung Hilst verdient. Lange Jahre arbeitete er in der früheren Saulachbande mit. Als weiteres Standbein legte sich Feigl Fotoapparat und Notebook zu und besuchte Kurse bei der Volkshochschule Pirmasens. „Ich wurde zwar nicht plötzlich zum Schriftsteller, aber zum Sammler und Aufschreiber“. Im Jahr 2013 schrieb Feigl, der 1995 letztlich ganz in Hilst heimisch wurde, sein erstes Buch: „Hilst – Das Dorf auf der Quinte“. Das Buch verfasste er, um für seine Familie etwas über Hilst festzuhalten. Mit seiner Frau Meta hat er eine mittlerweile 41-jährige Tochter, die unweit der Eltern in Hilst wohnt, und einen 39-jährigen Sohn, der in die Fußstapfen des Vaters trat und Berufssoldat wurde. Auch drei Enkel halten Alfred Feigl auf Trab. Lediglich 15 Kopien für Verwandte und Freunde hatte Feigl von seinem Erstlingswerk geplant. Doch: „Daraus sind nach dem Erscheinen des Hilster Ortsgeschichtebuches rund 60 Exemplare geworden“, so Feigl. Für 60 Euro gingen die 555 Seiten Hilster Ortsgeschichte in den Verkauf. Doch dieses Buch sollte nicht sein letztes bleiben. „Ich habe in den letzten Jahren leidenschaftliches Interesse an der Geschichte von Hilst erkannt“, so Feigl weiter. Für seine drei Enkel wollte er in einem weiteren Buch alles Wissenswert über Hilst sammeln und niederschreiben. Dabei kam ihm Willi Hever, einer der älteren Hilster Bürger, zu Hilfe. Aus seinen Erzählungen und einer Liste alter Wörter aus dem damaligen bäuerlichen Alltag erschien nach dem ersten kleineren Werk über die „Saulachbande“ die Broschüre „Erinnerungen an eine schon vergessene Zeit“. Nun drängte ihn auch der 1939 in Hilst geborene Heinz Passauer, der heute in Heltersberg lebt, weiterzumachen und die Hilster Geschichte zu bewahren. Neu motiviert machte sich Feigl ans Werk. Im Gegensatz zu seinem ersten Buch recherchierte der Wahl-Hilster noch deutlich mehr. Zeitungsarchive, das Stadtarchiv Pirmasens, das Institut für pfälzische Geschichte in Kaiserslautern und das Landesarchiv in Speyer waren neben dem Internet seine Pfründe. Hinzukam letztlich, dass ihm Gertrud Schwartz, die Witwe des früheren Hilster Ortsbürgermeisters, Hans Schwartz, umfangreiches Material übergab. Bei dieser Fülle an Informationen kam es, wie es kommen musste: Seinem zweiten Buch „Hilster Zeiten“ wird ein drittes folgen. In „Hilster Zeiten“ geht es um das Dorf Hilst heute, die Erinnerung an die Zeit vor und nach dem Krieg, Evakuierung, Zerstörung und Wiederaufbau, das gesellschaftliche Leben in der Nachkriegszeit, die Hilster in den katholischen und evangelischen Kirchenbüchern sowie Hilst als letzte Ruhestätte. Die Erstausgabe des 350 Seiten umfassenden, reich bebilderten Buches hat Gertrud Schwartz als Dank erhalten. Schon in den nächsten Monaten will der „Sammler und Aufschreiber“ die „Hilster Tagebücher“ herausgeben. Sie werden Protokolle und amtliche Aufzeichnungen aus der „Bayernzeit“ zwischen 1814 und 1870 enthalten. Daneben bietet das Buch tagebuchartig erfasste Berichte aus den regionalen Zeitungen der Nachkriegszeit ab 1949 bis heute sowie einen Rückblick auf die Wiedererstehung eines vor 70 Jahren „ausgelöschten Dorfes“. Das Material für dieses dritte Buch füllt bereits einen dicken Ordner. Zwischendurch möchte Feigl das Buch „Domgesicht“ von Alfons Schreieck in eine heute lesbare Form bringen. Es war für ihn die Grundlage für die Ortschronik „Hilst – das Dorf auf der Quinte“. So ganz nebenbei verfasste der rührige Pensionär auch die Broschüren „Opa, erklär uns die Maginot-Linie“ und „So lebten wir früher“, deren Grundlage die Heimaterzählung eines „Grenzlothringers“ ist. Es handelte sich um den früheren Haspelschiedter Lehrer Edmund Gundermann. Angesichts der Ausdauer und Hartnäckigkeit mit der der Hauptmannes a. D. zu Werke geht, ist davon auszugehen, dass Feigl in nächsten Jahren noch weiteren Lesestoff abliefern wird.

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