Eisenberg Der Anton hat sein Publikum im Griff

Der neue Stern am Kolpinghimmel: die Sisters.
Der neue Stern am Kolpinghimmel: die Sisters.

Und deshalb muss sich das Publikum um die Zukunft der Ramser Sitzung keine Sorgen machen. Wo andernorts die Fasnacht auf dem absteigenden Ast ist, geht es in Ramsen noch ein Stück weit bergauf. Das Programm in der Eistalhalle beinhaltete viele liebgewonnenen Höhepunkte, aber auch einige neue Elemente, die Mischung stimmte, die Stimmung sowieso – und irgendwie schien auch der Wunsch des neuen Präsidenten in Erfüllung gegangen zu sein, dass die jüngeren Ramser wieder mehr Interesse an der Prunksitzung zeigen. Ausverkauftes Haus und nach der Einleitung stand schon bei der ersten Schunkelrunde alles auf den Beinen, klatschte mit, ließ Raketen steigen. Mit dem Elferrat zog erst noch einmal Rikarts Vorgängerin Anita Rieder mit ein, um dann ihrem Nachfolger, der sich beim Einzug mit dem Song „Anton aus Tirol“ gleich richtig in Szene zu setzen wusste, die Bühne zu übergeben. Locker, flockig, als würde er das schon ewig machen, führte der 19-Jährige anschließend durchs Programm, seine Vorgängerin durfte zu Recht stolz sein, während sie quasi von der Seitenlinie aus das Geschehen beobachtete. Kurz und knackig die Rede von Ortsbürgermeister Wolfgang Steitz (CDU), der – ein Schelm wer da an Wahlkampf dachte – schon mal verkündete, nächstes Jahre wieder auf der Kolpingbühne stehen zu wollen. Wegzudenken aus der Bütt ist auch Pfarrer Joachim Voss nicht, der es sich nicht nehmen ließ, Anton Rikart den kirchlichen Segen für sein Präsidentenamt zu erteilen. Der erste Höhepunkt des Abend war dann der Auftritt der Kolpingsisters. Die Mädels, groß geworden im Familienkreis und in der Jugendgruppe, machen mittlerweile ihr eigenes Ding – und das richtig fetzig. Unter Anleitung von Lea Becker ließen die Sisters es krachen, zeigten, wer der neue Stern am Kolpinghimmel ist. Eine echte Ramser Büttenkanone ist Tatjana Korluss, die in Beate Müller eine ideale neue Partnerin gefunden hat, nachdem ihr langjähriges Gegenüber Gerti Hennek im Vorjahr ihren Büttenabschied verkündet hatte. Als Oma und Enkel rissen die beiden viele Possen. Die Leihgabe vom AGTSV war eine echte Bereicherung für das Programm. Gleiches galt für den tänzerischen Beitrag der Ramsen Hexen, die von Manuela Kirchner, Anja Balthasar und Michelle Best trainiert wurden. Vom Kampf mit der Killermücke berichtete Gerd Eisen, der seit einigen Jahren Gast in Ramsens Bütt ist. Großes Kino: das Gastspiel der Eisenberger Hexen. Mit „Sing, Sing, Sing“, einem großen Klassiker der Swingära, und Charleston-Klängen legten die Mädels im 30er-Jahre-Outfit eine tolle Show hin – Prädikat sehr sehenswert. Das galt auch für den Auftritt des Männerballetts, das Michelle Best trainiert. Ein Hauch von Afrika wehte durch die Halle, als die Männer in Kostümen aus „König der Löwen“ auf die Bühne kamen. Später gab es erst eine leicht „verruchte“ und dann eine fetzige weitere Einlage. Die Männer wissen, was beim Ramser Publikum ankommt. Das weiß auch Conny Nicklas aus Kaiserslautern, die dieses Mal als Repräsentantin der Vereine daher kam. Für Karnickelzüchter, Wanderclub, Jäger, Obst- und Gartenbauer, Feuerwehr und schließlich für Fasnachter hatte sie als Repräsentantin die richtigen Grußworte parat. Geschliffen, handgemacht, immer eine großartige Leistung auf der Bühne, was Nicklas abliefert. Bei den „Powergirls“ ist der Name Programm. Die Truppe gibt es schon einige Jahre, doch Trainerin Bärbel Schmidt gehen die Ideen nicht aus. Gute Klänge, hübsche Dirndl und kurze Latzhosen ließen den agilen Tänzerinnen den nötigen Spielraum für ihre Show. Das Leben ist eine Belastung – und „Es“ ja sowieso. Was der Lehrich (Ralf Emmrich) berichtete, gefiel. Der Büttenredner, der ebenfalls aus Kaiserslautern zur Kolpingfamilie Ramsen kommt, besticht durch seine trockene Präsentation und langsame Sprache. Sein Vor- und Zurückwippen mit ausgebreiteten Armen ist eine eigene Art von Büttenvortrag, das kam recht gut an. Den Abschluss und Höhepunkt des Abends gestaltete der Familienkreis, der dieses Mal einen Rückblick aus der Zukunft wagte. Aus der Perspektive alter Ramser mit ein wenig „früher war alles besser“ beleuchteten die Aktiven dieser Gruppe die Gegenwart und ein Stück Vergangenheit. In den Kostümen der Trachtengruppe wurde Sternpokla getanzt, mit Rollatoren der Tanzkreis im Kolpingheim skizziert und am Ende eine fette Disco-Show im Stil der 70er abgezogen – alles sehenswert. Umrahmt wurde das gesamte Programm von der gut aufgelegten Kolpingkapelle unter der Leitung von Ramona Cornacchione, die für fast jeden Beitrag die passende Begleitmusik einstudiert hatte.

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