Kultur Südpfalz Der alltägliche Wahnsinn

Er kam am Samstag in die Dalberghalle nach Essingen, sah und sagte nichts. Gerd Kannegieser ließ erst mal sein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck „Fritz, noch e Pils“ sprechen. Allerdings brach nach einigem hilflosen Schulterzucken doch der feinsinnige Humor, gepaart mit „Stammtisch“-barocken und hintersinnigen Darstellungen des alltäglichen Lebens mit aller Macht aus ihm heraus.

Da Gerd Kannegieser mittlerweile schon 25 Jahre auf der Bühne steht, wollte er die Idee seiner Stammtisch-Brüder in die Tat umsetzen und während eines Auftritts einfach mal nichts sagen. „Klappt nit“, wie er selbst feststellte. Das Publikum wollte unbedingt die „Weisheiten des Kannegiesers“ hören und er konnte doch nicht seinen Mund halten. In seinem 16. Bühnenprogramm „Wie si’mer dann do jetzt druffkumm?“ amüsierte er seinen Gastgeber, den Arbeiter-Bildungsverein Essingen und viele Zuhörer in der Dalberghalle, die mit langanhaltendem Applaus nicht sparten. Ein ganzes Spektrum des alltäglichen Wahnsinns stellte der Kabarettist dar. Unter anderem die neuen „Sprechdinger“ gleich Handys (muss man da auch den Finger nass machen, um eine Seite umzublättern?). Und seit wann klemmt man sich Orangenschnitze hinter das Ohr? Intensiv beschäftigt ihn auch die Tatsache, ob man mit einem wasserdichten Handy auch unter Wasser telefonieren kann, oder ob „des Ding“ vielleicht für Bettnässer sei? „Laptopfs“ oder sprechende Kühlschränke kommen genauso auf den Prüfstand, wie die „typisch deutsche“ Eigenschaft exakte Bügelfalten in langen Unterhosen. Auch das schier endlose Thema „ Die unerklärliche Beziehung zwischen Mann und Frau“ kam nicht zu kurz. Männern sieht man „verheiratet sein“ schon von weitem an – das frisst sich nämlich ins Gesicht. Männer wohnen einfach und Frauen räumen dauernd auf. Da hilft auch nicht, wenn der Mann frägt: „Wohn doch ein bisschen mit mir!“. Die Frauen sind immerzu und ständig beschäftigt. Seine Zwischenbemerkung dazu: Tja, wenn du als Einmachgurke keinen Fensterplatz bekommen hast, sind deine Aussichten mehr als schlecht. Der Haushalt mit all seinen Tücken macht ihm zu schaffen. Er grübelt darüber nach, das es eigentlich gar nicht so viel Wäsche gibt, wie Programme, Knöpfe und Tasten auf der Waschmaschine stehen. Frage an die Hausfrauen: Wie funktioniert „Handwäsche“ bei einer Waschmaschine? Und die Putz-Roboter sind genauso stur wie die Frauen. Das alles ist eigentlich zu viel für ihn und er betätigt sich lieber als „Fensterdenkmal“ – rausschauen und nichts sehen. Die Beziehung von Mann und Frau kann man seiner Meinung auch nicht mit Romeo und Julia vergleichen. Die haben sich ja nur über Balkone angeschmachtet und sich eigentlich sonst ja nie gesehen. Zum Schluss erklärte der bekannte und unterhaltsame Kabarettist, was man an Eigenschaften mitbringen muss, um ein Unterhaltungskünstler und Kabarettist zu werden? Fleißig sein? Vergiss es! Eher den Fragen vom Sinn des Lebens hinter herdenken. Einfach mal seine Fantasie auspacken. Zum Beispiel: Wer hat das Alphabet sortiert? Wie kann ein 1,5 Millionen Jahre altes Himalaya-Salz im Jahre 2016 abgelaufen sein? Oder, ganz beliebt bei ihm, merkwürdige Geschichten schreiben – intelligent und gut aussehend ist er ja schon. In einem kurzen Gespräch kurz vor der Aufführung erzählt Gerd Kannegieser: „Ich bin noch lange nicht fertig. Es komme unter anderem demnächst ein Stück auf die Bühne mit dem Titel „Das Landei“. „Da freu ich mich sehr darauf“, sagt er. Er sieht die Bühne als seinen Berufung und den Lehrerberuf als sein Hobby an. Und er will Spuren hinterlassen, die ihm Spaß und Freude bereiten, fügt Kannegieser verschmitzt mit an. (alve)

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