Rheinpfalz Denzer und Spitzer würden schon wollen

Nun geht er also: Ernst Hügel (64, SPD) will zum 1. Oktober sein Amt als hauptamtlicher Beigeordneter des Landkreises Südwestpfalz, das er seit 2001 inne hat, vorzeitig abgeben und in den Ruhestand wechseln. Schon vor zweieinhalb Jahren hatte er in einem RHEINPFALZ-Gespräch seinen Abschied für Ende 2014 angekündigt, doch um in den Genuss der vollen Pensionsansprüche zu kommen, überlegte er es sich dann doch noch anders.

Hügel räumt den Posten, auf dem er für Soziales, Jugend, Familie und Sport zuständig ist und den Landrat bei dessen Abwesenheit vertritt, knapp fünf Monate nach seinem 65. Geburtstag, den er am 7. Mai feiert. Seine Amtszeit dauert eigentlich noch bis zum 30. November 2017 und damit sogar zwei Monate länger als die von Landrat Hans Jörg Duppré (CDU). Beide sind für acht Jahre gewählt, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Über die Besetzung des Landratsamts entscheiden die Kreisbürger per Urwahl, während den Beigeordneten der Kreistag wählt. Die aktuelle Konstellation in diesem Gremium erlaubt es, auf eine Ausschreibung der Stelle zu verzichten. Die Große Koalition aus CDU (17 Sitze) und SPD (zwölf Sitze) verfügt nämlich über eine Zweidrittel-Mehrheit im 42-köpfigen Kreistag, um das in ihrem Sinn zu entscheiden. In welchem Fall verzichtet man auf die Möglichkeit, externen Sachverstand einzukaufen? Wenn man sich einig ist – CDU und SPD ziehen auch hier an einem Strang – und glaubt, selbst geeignete Kandidaten in seinen Reihen zu haben. So viel Zeit bleibt nicht mehr: Der Nachfolger von Hügel muss drei bis neun Monate vor dem Freiwerden der Stelle gewählt werden, also faktisch noch vor der Sommerpause. Das Amt des hauptamtlichen Kreisbeigeordneten ist mit B 4 dotiert (Landrat: B 6) und damit einer der wenigen sehr gut bezahlten politischen Posten, die die SPD zu vergeben hat. Da dürften die Interessenten Schlange stehen, doch Hügel winkt ab: Erst nach Fasnacht wollen sich die Parteigremien mit seiner Nachfolge befassen. Da ist es praktisch, dass er selbst noch immer Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes ist und Unterbezirksvorsitzender Alexander Fuhr die SPD-Fraktion im Kreistag führt; der Kreisverbandsvorstand und die Fraktion entscheiden letztlich darüber, wer nominiert wird. Hügel mag sich nicht in die Karten schauen lassen, räumt aber ein, „dass es drei, vier geeignete Kandidaten in der Fraktion“ gebe – was darauf hindeutet, dass der nächste erste Beigeordnete aus eben jener Fraktion und nicht von außerhalb kommt. Von den zwölf Mitgliedern fallen jene ins Auge, denen die Bürger bei der Kreistagswahl im vergangenen Jahr besonders viele Stimmen gegeben haben. Da wäre natürlich als erster Alexander Fuhr (46) zu nennen, der mit veritablem Abstand die größte Zustimmung erhielt. Doch der dürfte mit seinem Landtagsmandat und der dortigen Funktion als stellvertretender Fraktionschef recht zufrieden sein, zumal dies eine gute Ausgangsposition für die Bewerbung um das Landratsamt wäre, das spätestens Ende 2017 neu zu besetzen ist. Kein Interesse am Beigeordnetenposten hat Anna Silvia Henne (60), die als neue Ortschefin von Waldfischbach-Burgalben genug um die Ohren hat. Ebenso wenig in Frage kommen dürften die Pensionäre Heinrich Hoffmeister (58, Ortschef von Lemberg) und Heino Schuck (59, Ortschef von Rieschweiler-Mühlbach), keine Ambitionen werden Heidi Ziehl (52) aus Contwig und Emmi Weber-Stalter (58) aus Rieschweiler-Mühlbach nachgesagt. Bleiben als heißeste Kandidaten Wolfgang Denzer (53) und Peter Spitzer (43). Spitzer ist Bürgermeister von Donsieders und erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Rodalben; der Bauingenieur verdient seine Brötchen als Energieberater bei der Schornsteinfegervereinigung „Westpfalzfeger“ in Donsieders. Er kommt allerdings auch als SPD-Kandidat für die Nachfolge von Verbandsbürgenmeister Werner Becker in Frage, der spätestens Ende 2017 gehen muss. Denzer ist erster Beigeordneter der Stadt Rodalben und von Beruf Kriminalhauptkommissar; er arbeitet in der Pressestelle des Polizeipräsidiums Westpfalz in Kaiserslautern. Beide haben bei der Kreistagswahl 2014 riesige Sprünge von der Vorschlagsliste ihrer Partei hinein in die Kreistagsfraktion gemacht, was auf ihre Bekanntheit und wohl auch Beliebtheit schließen lässt: Denzer von Platz 15 auf vier, Spitzer sogar von Platz 24 auf zwei. Und beide erklärten gestern gegenüber der RHEINPFALZ auch frank und frei, am Posten des Kreisbeigeordneten stark interessiert zu sein ...

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