Eisenberg „Das wird auf jeden Fall eine enge Kiste!“

Mit einer Stichwahl hatten alle gerechnet: Das geht aus der Nachlese mit Sprechern der von den Kandidaten repräsentierten Parteien und Gruppen im VG-Rat hervor. Zu einer Prognose über den Ausgang des Duells von Steffen Antweiler (FWG) und Dieter Hartmüller (CDU) mochte sich allerdings niemand hinreißen lassen – mit einer Ausnahme.

Von der Stichwahl sei sie nicht überrascht, sagte Doris Hartelt im Namen der Grünenfraktion. Wohl aber vom Abschneiden des SPD-Kandidaten Thomas Mattern: „21 Prozent. Das ist schon enttäuschend. Wenn man das als Zukunftsprognose für die SPD im Kreis nehmen würde, wäre das sehr heftig.“ Mit den 12,5 Prozent, die die Grünen-Kandidatin Lisett Stuppy geholt hat, sei sie dagegen sehr zufrieden, sagte Hartelt weiter. Stuppy habe in ihrem Wahlkampf Energie und Power gezeigt und eine ganz andere Art, auf die Wähler zuzugehen. Vor allem durch ihre eigene Jugend habe sie sicher auch jüngere Wähler motiviert. Was den Ausgang der Stichwahl in knapp 14 Tagen angehe, so wolle sie öffentlich keine Prognose abgeben. Das sei auch deshalb sehr schwierig, weil die beiden Kandidaten einander in ihrer Politik sehr ähnlich seien. „Deswegen kann es auch nicht um die Politik gehen, es wird auf eine Personenwahl hinauslaufen.“ Von einer Prognose sah auch ihr Ehemann Eberhard Hartelt, Fraktionssprecher der FWG, ab: „Nur soviel: Es wird mit Sicherheit spannend, und ich rechne mit einem knappen Ausgang.“ Was er allerdings befürchtet, ist eine geringe Wahlbeteiligung. Deshalb appelliert er an die Bürger, wählen zu gehen: „Man darf eine so wichtige Entscheidung nicht einer Minderheit überlassen.“ Zum Kopf-an-Kopf-Abschneiden von Antweiler und Hartmüller sagte er, beiden sei es jeweils gelungen, „ihr Potenzial zu ziehen, Hartmüller in Göllheim und Antweiler im Zellertal“. Nicht überrascht habe ihn das Abschneiden von Thomas Mattern: „Er hat polarisiert.“ Dass kurz vor der Wahl noch ein Brief der Bürgerini-tiative Durchblick die Runde gemacht hatte, in dem Gérard Graf und Norbert Pasternack Matterns Kampagne gegen die geplante Biogasanlage angesprochen und eine klare Wahlempfehlung für ihn und gegen Hartmüller ausgesprochen hatten, sei nicht überall gut angekommen: „Viele Bürger wollen in Sachen Biogasanlage einfach ihre Ruhe haben. Dass das Thema hier nochmals hochgekocht wurde, könnte ein Fehler gewesen sein.“ Thomas Mattern, nicht nur unterlegener Kandidat, sondern auch SPD-Fraktionssprecher im VG-Rat, wollte in dieser Eigenschaft keine Stichwahl-Prognose abgeben. Auch wie seine SPD-Wähler sich verhalten werden, mochte er nicht voraussagen: „Einige aus meinem Umfeld sympathisieren mit Hartmüller, andere dagegen mögen ihn nicht so sehr.“ Es gebe wohl eine Trennlinie zwischen Biogas-Befürwortern und Biogas-Gegnern, was die Bewertung der Person Hartmüllers angehe. Er werde es schwer haben, die expliziten Biogasgegner zu überzeugen. „Letzten Endes wird aber auch die Wahlbeteiligung eine Rolle spielen.“ Er habe übrigens mit einer deutlicheren Führung Hartmüllers gerechnet. Andererseits sei es Antweiler gelungen, die FWG-Hochburgen Dreisen und Albisheim hinter sich zu bringen, während sich im Zellertal und in Albisheim eine bereits in der Vergangenheit zu Tage gekommene Tendenz bestätigt habe, nicht zu viel Macht an Göllheim abzutreten. Da könnte es sich negativ auswirken, dass Hartmüller gleichzeitig auch Ortschef von Göllheim sei. Vieles werde sich wahrscheinlich in Göllheim selbst entscheiden: „Die Frage ist: Entscheiden sich die Göllheimer, die im ersten Durchgang mich oder Lisett Stuppy gewählt haben, im zweiten für oder gegen Hartmüller? Es wird auf jeden Fall eine enge Kiste.“ Er jedenfalls hoffe, dass der Wahlsieger „in Zukunft bei Sachthemen das Gespräch mit der SPD und mit mir suchen wird. Denn darum geht es mir in erster Linie: Um die Sache.“ Mutig zeigte sich Petra Ochßner, stellvertretende Fraktionssprecherin der CDU, bei der Prognose: „Ich glaube, dass Dieter Hartmüller es schaffen kann.“ Sie hofft vor allem auf Unterstützung aus den Reihen der SPD- und Grünen-Wähler, sieht die Aussichten da aber „wohl so bei fifty-fifty“. Viel hänge von der Wahlbeteiligung ab – und die sei ja leider schon beim ersten Durchgang schlecht gewesen. (ajh)

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