Kultur Südpfalz Das Silberbesteck ist schon poliert

Zu einem facettenreichen Kulturfest mit Theater, Musik und Kunst wurde der „Tag der offenen Tür“ am Sonntag anlässlich der Wiedereröffnung der modernisierten und erweiterten Villa Wieser in Herxheim. Einmal mehr wurde eindrucksvoll bewiesen, dass sich Kultur nicht nur in einer Stadt genießen lässt.

Kaum zu zählen waren die Kulturhungrigen, die zu dem heutigen Kulturzentrum Villa Wieser gepilgert waren. Einst diente das Ende des 18. Jahrhunderts erbaute, ehemalige französische Landschlösschen als Ferienresidenz des nach Frankreich ausgewanderten Herxheimers Leonhard Peters. Heute beherbergt es das Kulturzentrum Villa Wieser. Der Saal war schon am frühen Nachmittag restlos überfüllt Nicht einmal mehr Stehplätze standen zur Verfügung – so groß war der Besucherandrang. Nicht wenige Interessenten mussten sich im neu gestalteten Foyer oder im Freien auf dem stimmungsvollen Parkgelände einen Platz suchen. Gleich mehrmals wurde die Theaterszene „Abschied vom Schlösschen – Villa Peters 1876“ aufgeführt. Sie wurde eigens zur Wiedereröffnung der Villa von Ben Hergl und Rosa Tritschler verfasst und in Szene gesetzt. Gespielt wurde sie von Raffael Bittig, Malou Detzel, David Fritz, Sophie Malthaner und Julia Wolf vom Theater Szenario, der Theatergruppe des Pamina Schulzentrums. Die Szene spielt im Wintergarten der Villa. Man hört Sohn Eduard der Familie Schmitt im Haus das Trompeterlied „Behüt doch Gott“ singen, Maria, Eduards Mutter, richtet einen Strauß Blumen und die Dienstmagd Agnes poliert das Silberbesteck. Maria hält immer wieder inne und lauscht verzückt oder summt das Lied mit. Plötzlich taucht der vornehm gekleidete Leonhard Peters auf, der in Herxheim ein dickes Kapitel Geschichte geschrieben hat. Zu erfahren ist auch, wie die Villa von Peters in das Eigentum des Arztes Dr. Schmitt übergeht. Es ist einfach großartig, dass sich so junge Menschen an Spielszenen wagen, die ein Stück Geschichte ihrer Heimatgemeinde in Erinnerung rufen. Erstaunlich, wie professionell die Darsteller dabei auftreten. Die jungen Schauspieler haben erneut gezeigt, wie wichtig und sinnvoll Theaterarbeit mit jungen Menschen sein kann und wie viel Freude sie sowohl seitens der Darsteller als auch beim Publikum finden kann. Dass es in Herxheim zahlreiche hochqualifizierte Sänger und Instrumentalisten gibt, unterstrichen die musikalischen Beiträge. Susanne Bode und Eva Maria Roth (beide Sopran), die dem Chor der Südpfalzlerchen entwachsen sind, sangen Duette, begleitet von Jonas Ehmer am Klavier. Die jungen Sängerinnen überzeugten mit ihren wandlungsfähigen Stimmen, ihrer großen Stilvielfalt und ihrem sympathischen Auftreten. Mit „Lied und Chanson“ unterhielten Gudrun Heller (Alt), die an der Kreismusikschule unterrichtet, und Bernhard Freulin (Bassbariton) das Publikum. Freulin wohnt in Herxheim und ist Mitglied des Maulbronner Kammerchors. Am Klavier begleitet wurden sie von Paul Witzel, der der Villa und den Villa-Konzerten eng verbunden ist. Mit „Romantischen Klängen“ ließ Witzel den Tag der offenen Tür verträumt und beschwingt ausklingen. Die Qualität der dargebotenen Musik und die Auswahl der Titel hat das Publikum regelrecht mitgerissen. Gudrun Heller lud beispielsweise bei ihrem Chanson „Plaisir d’ Amour“ zum Mitsingen ein. „Kunst zum Schnuppern“ gab es im Gerhard-Weber-Haus, in dem sich Bildhauer bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen ließen. Für Kinder wurden im Obergeschoss der Villa Wieser Experimentieren, Malen und Drucken angeboten, für die Erwachsenen stand unter Anleitung von Dozent Juan-Luis Recacoechea Porträtzeichnen auf dem Programm.

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