Eisenberg „Das ist auch für uns Neuland“

Nachdem die Gründung eines Helferkreises für Asylsuchende und Flüchtlinge Mitte Januar in Kirchheimbolanden (wir berichteten) auf großes Interesse gestoßen ist, lud auch die Verbandsgemeinde am Donnerstagabend ins Eisenberger Rathaus, um einen Helferkreis zu bilden. Rund 50 Bürger sind dieser Einladung gefolgt.

„Es hat sich gezeigt, dass dieser Helferkreis, der sich im Januar gebildet hat, mehr örtlich auf Kirchheimbolanden bezogen ist. Deshalb wollen wir auch einen Kreis für Eisenberg“, erklärte der VG-Bürgermeister Bernd Frey zu Beginn der Versammlung. VG-Mitarbeiterin Kirsten Bläse informierte über die Situation in der VG. Unter den 78 Flüchtlingen in Eisenberg seien 21 Einzelpersonen, während sich 57 Menschen auf insgesamt zwölf Familien verteilen. „Davon leben neun Familien in Eisenberg und drei in Kerzenheim. Sie werden nach einer Quote, die abhängt von der Einwohnerzahl, in die Orte verteilt“, so die Sachbearbeiterin im Asylbereich. Bei Erstantragstellern habe die Verwaltung zirka zwei Wochen Zeit, den Neuankömmlingen eine Unterkunft zu vermitteln. Bei Folgeantragstellern seien es manchmal nur 48 Stunden (wir berichteten). Keine leichte Aufgabe für die Eisenberger Verwaltung. Frey nannte ein weiteres Problem: „Seit letztes Jahr im Oktober kamen zusätzlich 30 bis 35 Asylbewerber, die falsch bei uns waren. Sie mussten nach Eisenberg in Thüringen.“ Doch nach der Unterbringung der Asylbewerber ist die Arbeit für die Verwaltungsmitarbeiter noch nicht zu Ende. Den Neuankömmlingen muss beigebracht werden, sich in Eisenberg zu orientieren. Und darüber hinaus werde man mit Fragen zu alltäglichen Problemen konfrontiert. Beispielsweise, ob man die Packungsbeilage eines Medikaments übersetzen könne, berichtete Kirsten Bläse. Neben Freiwilligen, die bereit sind, den Flüchtlingen zu zeigen, wo sie einkaufen gehen können, oder sie zum Arzt zu begleiten, sind auch Dolmetscher gefragt. „Wer sich dazu entschließt, zu helfen, muss sich darüber im Klaren sein, dass die erste Zeit sehr anstrengend ist. Und die Hilfe muss am Tag passieren und nicht abends“, betonte der Kerzenheimer Bürgermeister Alfred Wöllner. Aus einigen Wortmeldungen wurde klar, dass sich die Anwesenden konkrete Ansagen, wie sie ihre Tätigkeit als Helfer am besten organisieren, von der Verwaltung wünschten. Etwa wie viele Stunden am Tag man sich kümmern solle, fragte eine Bürgerin. „Das lässt sich so genau nicht sagen. Das ist auch für uns noch Neuland“, antwortete Frey. Er kündigte an, dass der Erstkontakt zwischen Helfer und Flüchtlingen auf jeden Fall in der Verwaltung stattfinden werde. Die freiwilligen Helfer sollen nicht auf sich allein gestellt agieren, sondern vielmehr Bindeglied sein zwischen Verwaltung und Flüchtlingen. Außerdem seien sie, sobald sie mit den Asylbewerbern unterwegs sind, unfallversichert. Deshalb werden die Namen der Helfer von der Kreisverwaltung in Kirchheimbolanden erfasst. „Es wird auch eine halbe Koordinatorenstelle geben, die Ansprechpartner für den Helferkreis sein wird“, so Frey. Wer das sein wird, müsse jedoch noch besprochen werden. In einer weiteren Frage thematisierte eine Bürgerin die Mobilität der Flüchtlinge. Eine Möglichkeit wäre, sie mit Fahrrädern zu versorgen. Die nehme man gerne an, sagte Detlef Osterheld. „Umgekehrt ist es wichtig, dass wir unsere Gäste nicht mit unserer Hilfe erschlagen“, gab er zu bedenken. Das Vertrauen müsse langsam aufgebaut werden. Beispielsweise in ungezwungener Atmosphäre – im Erzählcafé oder beim Sport. Die TSG hat ihre Unterstützung bereits zugesagt. „Wir haben außerdem viele Mitglieder mit ausländischen Wurzeln, die vielleicht übersetzen können“, so Hans-Jürgen Furchtmann. Weitere Unterstützer sind das SOS Kinderdorf, der Kinderschutzbund und die Eisenberger Brücke. In der IGS finden Sprachkurse statt, ein weiterer plant die VHS. Stadtbürgermeister Adolf Kauth zeigte sich von der großen Resonanz erfreut und forderte nochmals alle Bürger dazu auf, sich Gedanken zu machen, wie sie helfen könnten. Mit einer Einschränkung: „Wir brauchen keine Kleiderspenden mehr“, so Frey. (jsb)

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