Rheinpfalz CDU will mehr feste Lehrerstellen

Mainz (ansc). „Schreiben nach Gehör“, befristete Lehrerstellen, zu viel Unterrichtsausfall – in einer Aktuellen Stunde im rheinland-pfälzischen Landtag hat die CDU-Fraktion gestern den Zustand der Grundschulen im Land kritisiert. Bildungsministerin Vera Reiß (SPD) reagierte gelassen auf die Vorwürfe.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, hat der Landesregierung vorgeworfen, den Zustand der Grundschulen mit blumigen Formulierungen kaschieren zu wollen: „Sie laufen überall herum und erzählen den Leuten bei Veranstaltungen, dass es den Grundschulen gut geht. Wer aber dann kritisch nachfragen möchte, wird nicht angehört.“ Dabei falle zu viel Unterricht aus, sagte die Christdemokratin und schob nach: „2015 haben 359 Referendare ihren Abschluss gemacht, nur 213 von ihnen haben eine befristete Stelle bekommen. So bietet man jungen Menschen keine Perspektive.“ Dickes äußerte sich auch zum Dauerstreitthema „Schreiben nach Gehör“. Bei dieser Methode sollen Grundschüler möglichst schnell lesen und schreiben lernen. Die Kinder schreiben Gehörtes im Diktat so auf, wie sie es verstehen. Die Rechtschreibung ist dabei Nebensache, falsch geschriebene Wörter werden nicht korrigiert. „Das ist ungefähr so, als würde man einem Kind einen Tennisschläger in die Hand drücken und zu ihm sagen, dass es zuerst mal zwei Jahre spielen soll. Wenn es ihm dann noch Spaß macht, beschäftigt man sich mit den Regeln des Spiels“, sagte die CDU-Bildungspolitikern. Bildungsministerin Vera Reiß wies die Kritik der Opposition zurück. „Die Rahmenbedingungen in unseren Schulen sind gut und besser als im Bundesdurchschnitt. Außerdem legen wir seit Jahren einen Schwerpunkt auf die frühkindliche Bildung“, sagte die Sozialdemokratin. Natürlich gebe es auch mal Vertretungsprobleme, wenn Lehrkräfte kurzfristig krank würden, räumte Reiß ein, aber dennoch stimme die Grundausstattung der Grundschulen. Hinsichtlich der umstrittenen Lernmethode sagte Reiß in Richtung CDU-Fraktion: „Mit dieser Kritik treffen Sie nicht die Landesregierung, sondern die Lehrer, die den Kindern das Schreiben beibringen.“ Auslöser der Debatte war eine Umfrage unter 410 Grundschulen, die am Montag vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) vorgestellt worden war (wir berichteten). Die Befragungsergebnisse hätten laut VBE Hinweise auf „eine systematische Unterfinanzierung“ der Grundschulen geliefert. Die Gewerkschaft kritisierte Unterrichtsausfall, teilweise veraltete Technik sowie verwaiste Schulleiterposten und forderte mehr Mittel und berufliche Perspektiven für die Lehrkräfte. Mit Blick auf zusätzliche Herausforderungen wie die Inklusion behinderter Kinder verlangte Lars Lamowski, Grundschulreferent des VBE, die Klassenmesszahl von derzeit 24 Schülern auf 20 zu senken. In einer gestern veröffentlichten Mitteilung schreibt der VBE, dass die Landesregierung zwar für die aktuelle Situation verantwortlich sei, die Opposition aber erst glaubhaft zeigen müsse, ob sie es besser machen würde.

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