Rheinpfalz Blickpunkt: Podiumsdiskussion zur VG-Bürgermeisterwahl: Das Duell der Verwaltungsfachleute

Die aufgestellten Stühle reichten am Montagabend in der Altenglaner Schulturnhalle nicht aus: Ruckzuck waren die 180 Plätze belegt, auch die eilig aufgestellten Zusatzsitzplätze waren schnell vergeben. Also wurde noch die Galerie geöffnet – insgesamt nutzten über 300 Menschen die Gelegenheit, die beiden Verbandsbürgermeisterkandidaten kennenzulernen oder zu unterstützen. Ganz vorne dabei: Freunde und Familie der Kandidaten Roger Schmitt (parteilos, Altenglan-Patersbach) und Matthias Bachmann (SPD, Altenglan). Schöne Geste am Rande: Vor Beginn der Diskussionsrunde gaben sich die beiden Kontrahenten die Hand, scherzten kurz miteinander. Nachdem Wolfgang Pfeiffer, Redaktionsleiter der Kuseler RHEINPFALZ, die Anwesenden beruhigt hatte („Wir haben einen Liveticker zum FCK-Spiel vorbereitet und geben die Tore durch“), stellte er die Kandidaten vor. Nach kurzer Plauderei zu Job (Sachgebietsleiter Steuern und Beiträge in der Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld) und Familie (Bachmann wird bald Vater von Zwillingen), wollte Moderator Pfeiffer wissen, warum gerade Bachmann der bessere Mann auf dem Stuhl des Verbandsbürgermeisters sei. Bachmann: „Die Verbandsgemeinde braucht einen politischen Neuanfang. Mein Eindruck nach Hausbesuchen und Infoständen ist, dass die Leute sagen, ,so geht es hier nicht weiter’. Jemand mit neuen Ideen sollte kommen.“ Bachmann sagte, er habe die Erfahrung gemacht, dass jemand Neues auch neuen Schwung mitbringe. Ein weiterer Pluspunkt für ihn sei es, dass er auch auf Kreisebene mitreden könne – Bachmann ist Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Außerdem täte es der Verbandsgemeinde Altenglan gut, wenn ihr Bürgermeister im Kreisausschuss sitze: „Dort werden die wichtigen Entscheidungen getroffen.“ Schmitt verriet in seiner Vorstellung, dass die ganze Familie in den Wahlkampf eingespannt ist – und auch seine Töchter (25 und 17 Jahre) fleißig mithelfen. Dass er als Büroleiter der Verbandsgemeinde Altenglan bisher noch nicht politisch aktiv werden durfte, sieht Schmitt nicht als Nachteil: „Ich arbeite seit fast 31 Jahren in der Verwaltung, bin engster Vertrauter des Bürgermeisters und fast alle Vorgänge gehen über meinen Schreibtisch.“ Außerdem verfolge er die Sitzungen des Verbandsgemeinderates mit großem Interesse. Durch den Wahlkampf komme Schmitts Hobby, sein Nutzgarten, derzeit etwas zu kurz – wieder unterstützt ihn seine Familie: „Mein Vater hat vergangene Woche die Kartoffeln gelegt.“ Bei seinen Wahlkampftouren sei die Resonanz meist positiv gewesen. Schmitt: „Als Pluspunkt wird immer wieder meine Unabhängigkeit genannt.“ Dass keine Partei ihm ihre Unterstützung zugesagt hat, findet Schmitt nicht schlimm: „Ich mach’ mein Ding und will sachorientiert mit allen Fraktionen zusammenarbeiten.“ Nachdem Schmitt erklärte, dass er als Bürgermeister das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen wolle, nahm das bisher nette Gespräch Fahrt auf, als Bachmann seinem Mitbewerber vorwarf, das Vertrauen ja mit verspielt zu haben. Schmitt konterte mit dem Schuldenstand der Verbandsgemeinde, der in den vergangenen zehn Jahren um gut eine Million Euro gesunken sei. „Diesen eingeschlagenen Kurs will ich weiter verfolgen“, kündigte der Büroleiter an. Wenig Punkte heimsten beide Kandidaten beim „Wappenraten“ ein. Wolfgang Pfeiffer zeigte ihnen jeweils das Wappen eines Ortes in der Verbandsgemeinde, zu denen Bachmann und Schmitt Dorf und Besonderheiten nennen sollten. Mit Ulmet konnte Roger Schmitt in der zweiten Spielrunde wenigstens ein Dorf richtig erkennen. Einig waren sich beide Bewerber darin, dass es sich immer um „wunderschöne Orte“ handele, die sie gerade jetzt im Wahlkampf richtig kennenlernten. Natürlich wurde auch das Thema wiederkehrende Beiträge und Wasserpreis angesprochen – was nicht nur die Vertreter der Bürgerinitiative für gerechte Wasserpreise mit großem Interesse verfolgten. Dabei zeigten sich die Kandidaten recht einmütig. Schmitt: „Das war ein richtiger Schritt, andere Verbandsgemeinden werden uns folgen.“ Es sei immer leicht, hinterher etwas zu kritisieren, jedoch müsse man auch sehen, dass etwa 80 Prozent der Bürger von dem neuen System profitierten. Als „unfair“ bezeichnete Schmitt die Stimmungsmache gegen die Verwaltung – schließlich habe der VG-Rat die wiederkehrenden Beiträge mit großer Mehrheit beschlossen. Schmitt: „Ein 100 Prozent gerechtes Entgeltsystem gibt es nicht.“ Auch Bachmann will an dem System festhalten, bemängelte allerdings die Art der Einführung: Als Sachgebietsleiter habe er in Birkenfeld mindestens 35 bis 40 Anliegerversammlungen gemacht. „Ein Bürgermeister hat sich der Bevölkerung zu stellen“, sagte Bachmann, die verbalen Prügel müsse man aushalten. Beide verwiesen darauf, dass die Verbandsgemeinde zu kostendeckenden Entgelten verpflichtet sei. Das Altenglaner Freibad wollen ebenfalls beide Bürgermeisterkandidaten erhalten – „wenn es finanzierbar ist“ (Bachmann). In der geplanten Reduzierung der Wasserfläche des Kuseler Schwimmbades sieht er einen Vorteil, schloss aber ebenso eine Reduzierung der Wasserfläche in Altenglan nicht aus. Das könnte sich auch Schmitt vorstellen, denn weniger Wasserfläche bedeute auch weniger Kosten. Eine gemeinsame Freibadlösung mit Kusel sei bekanntlich geplatzt, erinnerte Schmitt. Verbandsbürgermeister Klaus Jung habe mit seinem Kuseler Kollegen Stefan Spitzer und Landrat Winfried Hirschberger darüber gesprochen. Als „Partner auf Augenhöhe“ bezeichneten beide Bewerber die Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler mit Blick auf mögliche Fusionsgespräche. Bachmann ging bei der Frage ins Detail: „Lauterecken-Wolfstein ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Die haben ja nach einer Fusion sicher keine Lust, das noch mal zu machen. Außerhalb des Kreises wären da noch Weilerbach und Baumholder.“ Einen Wunschpartner habe er allerdings nicht. Beim Stichwort Demografie verloren sich beide Kandidaten in allgemeinen Floskeln: Arbeitsplätze schaffen, Ehrenamt fördern, Fachkräften die Region schmackhaft machen, und eigentlich sei die Verbandsgemeinde ja attraktiv, der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut, das Internet schnell. Wieso nichts Konkretes? Schmitt: „Eine Verwaltung kann nur unterstützend helfen, Arbeitsplätze zu schaffen. Uns sind da stark die Hände gebunden.“ Mitbewerber Bachmann will die Vermarktung verbessern und im touristischen Bereich die Schaffung eines Campingplatzes vorantreiben: „In Schönenberg-Kübelberg und in Wolfstein gibt es Campingplätze. Altenglan wäre da ein guter Standort in der Kreismitte.“ Wie er die Vermarktung des Vorhandenen verbessern will, konnte Bachmann nicht sagen („Da bin ich zu wenig drin“). Schmitt will dagegen die Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrszweckverband verbessern, da dort die erfahrenen und ausgebildeten Fachleute säßen. Während Schmitt sich als kritischen Chef, der vieles hinterfrage und vertrauensvoll an Mitarbeiter delegiere, charakterisierte, beschrieb Bachmann seinen Führungsstil als „offen und kommunikativ“. Als Bürgermeister der Verbandsgemeinde sieht er sich als erster Ansprechpartner für die Bürger – „und im Zweifelsfall als kein bequemer Chef. Zumindest wenn etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle.“ Gegen 21 Uhr endete die Veranstaltung nach einer zweiten, rege genutzten Fragerunde des Publikums.

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