Kultur Südpfalz Blick in die Werkstatt des Komponisten

Die Landauer Meisterkonzerte beschlossen ihre diesjährige Reihe mit einer Wiedergabe der Urfassung der ersten Brahms-Serenade. 2015 ist im Alten Kaufhaus in Landau Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet, das erste Konzert findet dann am 25. Januar statt.

Der Weg von Johannes Brahms zur Sinfonie war ein verschlungener, steiniger, von vielen Versuchen und Anläufen geprägter: Beispielsweise nutzt sein 1. Klavierkonzert, 1859 uraufgeführt, Material einer vom Komponisten verworfenen Sinfonie, und auch die in Detmold 1857/58 entstandene 1. Serenade von Brahms hat durchaus sinfonisches Potenzial. Der Brahms-Freund und bedeutende Geiger Joseph Joachim, der eine frühe Fassung des Werkes in einer privaten Aufführung hörte, bezeichnete die D-Dur Serenade gegenüber Brahms als „sehr Sinfonie-verkündend“. Auch die zeitliche Ausdehnung der ersten drei (der in der Endfassung sechs) Sätze spricht eher für eine ursprünglich geplante Sinfonie denn eine Serenade im klassischen Sinne. Andererseits hatte sich Brahms während der Entstehungszeit von op. 11 nicht nur mit Haydn-Sinfonien beschäftigt, der Beginn des Finales der 104. Sinfonie hat Spuren beim Hauptthema des Kopfsatzes der Serenade hinterlassen, sondern auch mit Serenaden von Mozart. So hat der sinfonische Ansatz sich ebenso wie eine „Wiederbelebung“ der klassischen Serenade in op. 11 niedergeschlagen. Aus gutem Grund hat Brahms die Endfassung der D-Dur-Serenade für großes Orchester umgearbeitet, die kammermusikalische Fassung der Uraufführung ist nicht überliefert. Jorge Rotter hat diese „Urfassung“ von 1859 rekonstruiert – im aktuellen Brahms-Handbuch bei Bärenreiter finde dieser Versuch indes nicht einmal eine Erwähnung. Zum Abschluss der diesjährigen Landauer Meisterkonzerte im Alten Kaufhaus, die Johannes Brahms gewidmet waren, musizierten der Cellist Alexander Hülshoff, zugleich Leiter der Landauer Meisterkonzerte und der Geiger Friedemann Eichhorn diese „Urfassung“ der Serenade mit hochtalentierten Stipendiaten der „Villa Musica“. Von Friedemann Eichhorn emphatischem Geigenspiel vorangetrieben boten die zuverlässige, aber etwas zurückhaltend agierende Bratschistin Julie Risbet, Hülshoff mit abgerundet-voluminösem Celloton, die Kontrabassistin Anna-Lena Cech, Anna Pajak Flöte, die Hornistin Margherita Lulli, Ujeong Kim, Fagott, sowie die Klarinettisten Christian Claus und Sebastian Lastein einen von jugendlicher Frische und hoher technischer Kompetenz geprägten Blick auf das Werk. Besonders das Spiel der jungen Stipendiaten der Villa Musica Rheinland-Pfalz, bei der Alexander Hülshoff Künstlerischer Leiter ist, hinterließ im gut besuchten Alten Kaufhaus dank ihrer Spontanität und hörbaren Spielfreude einen sehr positiven Eindruck, auch wenn im Vergleich zur Endfassung der Serenade – die Balance zwischen Streichern und Bläsern überzeugte im Konzert nur sporadisch – verständlich wurde, warum Brahms diese frühe kammermusikalische Fassung überarbeitet hat. Nach der Pause erklang dann mit dem h-Moll-Klarinettenquintett op. 115 eines der zentralen Kammermusikwerke von Brahms. Sebastian Lastein übernahm hier mit sehr flexiblen, warmen Ton den Klarinettenpart, zu Eichhorn, Risbet und Hülshoff stieß noch Johanna Pichlmair (2. Violine) hinzu. Auch wenn die Streicher nicht die Homogenität des Klanges und der Gewichtung der musikalischen Linienführung wie ein eingespieltes Streichquartett offerieren konnten, ihr ausdrucksstarkes Spiel und der sehr variable Klarinettist boten eine warm abgetönte, sehr geschlossene wirkende Brahms-Interpretation. Dabei wurde die leise Melancholie dieses Spätwerks von 1891 immer wieder aufgebrochen. Das Temperament, das die Musiker um den Primarus Eichhorn hier an den Tag legten, erwies sich als ebenso angebracht wie der immer wieder geschärfte Blick auf Details. Nicht zu zu vergessen die Klarinettenkunst von Lastein, der sich hier manch älterem, erfahrenerem Vertreter seines Fachs als ebenbürtig erwies. (gt)

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