Kultur Südpfalz „Bitterböse Persiflage auf angesagte Lebensformen“

„Der Stripper“ ist der Titel einer musikalischen Komödie, die ab 28. September im Kammertheater Karlsruhe zu sehen sein wird.
»Der Stripper« ist der Titel einer musikalischen Komödie, die ab 28. September im Kammertheater Karlsruhe zu sehen sein wird.

Das Kammertheater Karlsruhe bereitet sich auf die neue Spielzeit 2018/2019 vor. In der werden fröhliche Spitzen gegen die Auswüchse des Zeitgeistes ausgeteilt, ob es um Männer in der Midlife-Crisis, die Latte-Macchiato-Mütter im hippen Berlin oder Dating-Portale im Internet geht. Die erste Premiere heißt „Wir sind mal kurz weg“, was nicht zufällig an den ähnlichen Buchtitel von Hape Kerkeling erinnert.

Ab dem 21. September geht es im K2, sozusagen dem Kleinen Haus des Kammertheaters, um Selbstfindung auf dem Jakobsweg. „Vier verlorene Herren finden den Weg nicht mehr“, so fasst Ingmar Otto, der Intendant des Kammertheaters, den Inhalt des Stücks zusammen. Eva Brunner, die sich bereits mit der Inszenierung von „Spanisch für Anfängerinnen“ als Kennerin der männlichen Psyche und pointensichere Regisseurin erwiesen hat, bringt die vier Männer auf den Weg beziehungsweise die Bühne. „Wir sind mal kurz weg“ stammt vom gleichen Autorentrio wie die Erfolgsstücke „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“. Es darf sicher gelacht werden. Darauf folgt ab dem 23. November im K2 „Mamma Macchiato“. Hier handelt es sich nicht um die zigste Abba-Revue, sondern um ein satirisches Musical über bewusst lebende Hipster und Mütter, die gegen Fleisch, Gluten und andere „böse“ Lebensmittel kämpfen. Ein Berliner Café entwickelt sich zum Szenetreff, dank eines besonders leckeren Macchiato. Der enthält eine geheime Zutat, Grundlage seiner Beliebtheit. Doch der Erfolg bringt ein Problem mit sich, denn diese geheime Zutat, die hier nicht verraten werden soll, ist nicht im Supermarkt erhältlich, und würde all diese guten, gesundheitsbewussten Menschen vermutlich erschauern lassen. Ingmar Otto bezeichnet das Musical, das bisher in Hamburg und Berlin gespielt wurde, als „bitterböse Persiflage auf angesagte Lebensformen“. Die diesjährige Weihnachts-Premiere steht am 12. Dezember auf dem Spielplan. Im Kammertheater findet „Weihnachten auf dem Balkon“ statt. Man beobachtet sozusagen von außen, über die Balkone, zwei benachbarte Familien und ihre aus dem Ruder laufenden Weihnachtsfeiern. Sechs Darsteller spielen zwölf Rollen, vom dreijährigen Kind bis zum Opa, der sich zum Kiffen zurückzieht, während zum Fest-Menü finstere Familiengeheimnisse serviert werden. Tayfun Baydar, bekannt aus der Fernsehserie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und Susanne Pätzold, die in der Comedy-Sendung „Switch Reloaded“ mitspielte, gehören zum Ensemble dieser Produktion. An Silvester und Neujahr ergründet das Kammertheater die Geheimnisse von „Dinner for one“. Wer waren eigentlich die verstorbenen Herren, die alljährlich von Butler James dargestellt werden? In welcher Beziehung standen sie zu Miss Sophie? Die Jungreporter Leni und Björn dringen in Miss Sophies Villa ein, um das heraus zu finden. Christian Kühn wird sich in diesem Stück als Verwandlungskünstler zeigen, der Sir Toby, Mr. Pomeroy, Mr. Winterbottom und Admiral von Schneider zum Leben erweckt. Im Februar stehen gleich zwei Premieren an. Im K2 geht es in „Glorious“ um die berühmteste schlechte Sängerin der Welt, um Florence Foster Jenkins. Sie hatte weder Stimme noch Gehör, aber Begeisterung und Geld, und so wurden ihre Konzerte im New York der 1940er-Jahre Kult. Eva Brunner übernimmt die Rolle der eigensinnigen Heldin, die in „Glorious“ durch die Augen ihres Pianisten gesehen wird, der nach erstem Entsetzen anfängt, sie zu mögen. In „Achtung Deutsch!“ geht es um eine internationale Studenten- Wohngemeinschaft, die als „Familie Schlüter“ eine günstige Unterkunft im sozialen Wohnungsbau gefunden hat. Als sich das Amt zur Überprüfung ankündigt, müssen Rudi aus Österreich, Virginie aus Frankreich, Enzo aus Italien und Tarik aus Syrien eine „normale“ deutsche Familie darstellen. Aus internationalen Missverständnissen und der Suche nach dem, was „typisch deutsch“ ist, schlägt Regisseur und Kabarettist Jochen Busse komödiantische Funken. Ingmar Otto schreibt das Stück für die letzte Premiere der kommenden Spielzeit selbst. Ab dem 5. April geht es um die Suche nach Liebe und das Gefälle zwischen der virtuellen Welt und der Realität. Während der Recherche zu „Tinder – das Musical“ habe sich die Dating-App von einem One Night Stand-Portal zu einer Partner-Börse gewandelt, sagt Otto. In seinem Stück will Otto die Geschichten von sechs Personen ineinander verweben. Da sind unter anderem der Bank-Azubi und seine Chefin, die, ohne zu wissen, wer der jeweils Andere ist, im Internet eine Sado-Maso-Beziehung unterhalten, und eine Hausfrau, die den Mailverkehr ihres Mannes entdeckt und so viel über ihre Ehe erfährt. Info Kammertheater Karlsruhe, Herrenstraße 30/32, Telefon 0721 24133, im Internet www.kammertheater-karlsruhe.de

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