Rheinpfalz Bißbort: Kreis „unterstützt Verstöße gegen Jagdgesetz“

„Gesetze und Verordnungen sind keine Spielwiese“, verdeutlichte Anna Neuhof, wald- und jagdpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, in Großsteinhausen bei einem Fachgespräch über das dort praktizierte Wald- und Jagd-Konzept. Ortsbürgermeister Volker Schmitt sagte, seiner Meinung nach sei das neue Landesjagdgesetz von 2010 im Kreis Südwestpfalz noch nicht angekommen.

Auf Initiative des Grünen-Landtagsabgeordneten Fred Konrad fand das Gespräch über die von der Landesregierung angepeilte Waldwirtschaft und die Umsetzung des Landesjagdgesetzes statt. „Für den Staatswald musste das Land in der Vergangenheit jedes Jahr über eine Million Euro für die Kosten von Verbiss- und Fegeschutz aufbringen“, so Neuhof, Sprecherin für Forsten, Ländlicher Raum, Jagd und Tierschutz. Notwendig sei dies wegen der hohen Wildtierdichte und den daraus resultierenden Schäden an Jungpflanzen. Mit der neuen Landesjagdverordnung, seit Herbst 2013 gültig, habe die Landesregierung aus volkswirtschaftlicher Verantwortung gegengesteuert. Dem Wald soll die Möglichkeit gegeben werden, natürlich nachzuwachsen. Dem Bedürfnis des Wildes werde durch Schutz- und Ruheräume Rechnung getragen und dadurch, dass Jagd- und Schonzeiten synchronisiert wurden. Auch wenn das Jagdgesetz vom Grundsatz „Wald vor Wild“ bestimmt werde, so fördere das Gesetz die Artenvielfalt sowohl der Pflanzen als auch der Tiere. Neuhof: „Es gibt den Auftrag, dass gejagt werden muss.“ Es könne auch waidgerecht eine große Jagd durchgeführt werden. Jagdpächter Uli Osterheld, Mitglied im Ökologischen Jagdverband, war wegen der hohen Abschusszahlen von den Mitgliedern des klassischen Jagdverbandes scharf angegriffen worden. Da er das Jagdgesetz umgesetzt habe, stünden er und die Jagdgenossenschaft am Pranger. Er forderte: „Es fehlt nur eine Aussage, nämlich dass alles in Ordnung war.“ Zu einer Aussage, damit Großsteinhausen „aus der Schusslinie kommt“ – wie Schmitt es ausdrückte –, ließ sich Neuhof aber nicht verleiten. Dass es viele Hürden von Seiten alteingesessenen Jäger gebe, sei ihr bekannt. Uwe Bißbort, Vorsitzender der Fachgruppe Jagdgenossenschaften im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd und Kreisvorsitzender des Bauernverbandes, pflichtete ihr bei: „Wenn man Mainz verlässt, kommt man zum Denken wie vor 30 Jahren.“ Die Kreisverwaltungen seien von der alteingesessenen Jägerschaft geprägt. Mit dem neuen Jagdkonzept sei man noch nicht am Ziel. Er schlug vor, auf Kreisebene Bürgermeister, eventuell auch Gemeinderäte, einzuladen, um ihr Bewusstsein für den Wald zu schärfen. Deutliche Worte kamen von Berthold Lauer, erster Beigeordneter in Großsteinhausen. Er habe festgestellt, dass die Kenntnisse der Jäger, was Zusammenhänge betrifft, extrem gering seien. „Die Untere Jagdbehörde holt sich Rat beim Kreisjagdmeister. Wenn der meint, es braucht sich nichts zu ändern, so bleibt alles so, wie es ist“, kritisierte das Vorstandsmitglied der Jagdgenossenschaft. Bisher berücksichtige die Behörde nur die Jagd. Daher solle man ihr Forstleute zur Seite stellen. Neuhof betonte, dass die Landesregierung bei der Umsetzung des Gesetzes Rückendeckung biete, denn „wer nach dem Gesetz handelt, macht alles richtig“. Sie werde den Fall Großsteinhausen im Umweltministerium vorstellen. Vertreter der kritisierten Zweibrücker Jäger und der Kreisverwaltung Südwestpfalz waren bei der Diskussion nicht dabei. (urr)

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