Rheinpfalz „Betonorgie überflüssig“

„Welch Quantensprung in der Mobilität, welch grandioser Meilenstein an Straßenbau-Forstschritt“ sei mit der Freigabe des „B-10-Wurmfortsatzes Walmersbach“ in den pfälzischen Sand gesetzt“ worden, nur um den Pkw-Fahrern 38 Sekunden und dem Lkw-Verkehr zwischen Rotterdam und Genua 16 Sekunden Zeitgewinn zu verschaffen. Mit dieser Feststellung reagiert Werner Schreiner aus Wernersberg, Sprecher der Bürgerinitiative Queichtal, auf den RHEINPFALZ-Bericht „22 Millionen Euro für 38 Sekunden Zeitgewinn“ vom 31. Oktober.

Der Leiter des Landesbetriebs Mobilität Speyer, Kurt Ertel, habe 40 Hektar Biosphärenreservat Pfälzerwald in die Bagger-Schaufel genommen, ganze Felsmassive abgeräumt und einen für den Pfälzerwald einzigartigen Talkessel für immer unter Beton und Asphalt platt gemacht. Die Staatssekretäre Norbert Barthle aus Berlin und Günter Kern aus Mainz rechtfertigten das „Monsterbauwerk am Eingang des Biosphärenreservats“ mit dem Hinweis, dass die Kapazitäten der B 10 damit „erheblich gesteigert“ würden. Genannt wurden bis zu 35.000 Fahrzeuge täglich im Jahr 2020. „Dabei würde Barthle mit Blick in die Verkehrsprognosen seines eigenen Hauses schnell erkennen, dass die Betonorgie am Teufelstisch eigentlich überflüssig wie ein Kropf ist und die bisher 22 Millionen Euro Steuergelder sinnlos verbraten wurden“, so Schreiner. Laut Bundesverkehrsministerium, so der BI-Sprecher, nimmt die Verkehrsbelastung bei Hinterweidenthal von 18.500 Fahrzeugen am Tag im Jahr 2010 auf 16.000 im Jahr 2030 ab. Eine Größenordnung, die deutlich unter der aktuellen Verkehrsbelastung von 20.000 Fahrzeugen im Tunnelbereich bei Annweiler liege und dort bereits seit Jahren zweispurig bewältigt werde. „Dass auch die lokale Politprominenz, vornehmlich aus dem eigentlich der Bewahrung der Schöpfung angetanen schwarz-christlichen Lager in die Lobeshymnen für eine vierspurige B-10-Autobahn einstimmt, macht das Spektakel dann völlig grotesk und noch absurder“, findet Schreiner. Diese Politiker seien noch vor kurzem gegen „die angebliche Zerstörung“ des Pfälzerwaldes durch 15 Windräder eingetreten und propagierten erste zarte Überlegungen für eine zukunftsfähige Ertüchtigung des Queichtal-Schienenverkehrs durch Elektrifizierung und Bau eines zweiten Gleises auf der vorhandenen Trasse als „Horrorszenario für die Anlieger“. „Wie heuchlerisch man dabei unterwegs ist“, zeige sich daran, dass allein die 40 Hektar große Baufläche bei Hinterweidenthal die Standfläche von 40 Windrädern benötige. Zehn bis 15 solcher „Megabaustellen“ würden im Falle eines durchgängigen vierspurigen B-10-Ausbaus bis Landau noch notwendig, rechnet Schreiner vor. (ugo)

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