Rheinpfalz Auf den ersten hundert Metern so rasant wie ein Lamborghini

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Elegant umkurvt das schnittige Wägelchen die grünen Hütchen, saust mit erstaunlichem Tempo im Doppelrund der Strecken-Acht herum. Auf den doch arg kurzen Geraden beschleunigt der flotte, flache Flitzer immens. Satt dröhnt der Motor... Moment mal, fehlt da nicht was? Gedröhne? Heulen? Keine Spur. Sanft surrt der Electronyte 16 übers Parkplatz-Pflaster. Das verwundert aber auch nicht: Verbrennen Rennwagen sonst reichlich Kraftstoff, so kommt die rasante Entwicklung des Kaiserslautern Racing Teams (KaRaT) mit Elektromotoren auf Touren.

Der Electronyte 16 ist laufende – oder besser: flitzende – Nummer neun aus der Fahrzeugschmiede der Lauterer Studenten. 2007 hat sich das „Formula Student Team“ formiert, im Jahr darauf erstmals einen selbstentwickelten und eigens konstruierten Rennwagen zur Startlinie rollen lassen. Der Prototyp ’16 ist allerdings schon nicht mehr neu. Denn er hat die Saison bereits hinter sich. Die Studenten werkeln bereits am Nachfolger. Tüfteln an Konstruktionsplänen, feilen an Verbesserungen. Im Januar soll’s in der Werkstatt richtig losgehen. Am Donnerstag haben die Mitstreiter von KaRaT ihr „Auslaufmodell“ aber noch einmal in Aktion präsentiert. Die Demonstrationsfahrten auf der kleinen improvisierten Strecke auf dem Parkplatz an TU-Gebäude 64 allerdings haben nur erahnen lassen, wie immens leistungsstark dieser Formelrennwagen doch ist. „Auf den ersten hundert Metern kann er mit einem Lamborghini locker mithalten“, kommentiert Nils Brand nicht ohne Stolz die Beschleunigung. Der Bad Kreuznacher, Zweiter Vorsitzender der Racing-Team-Hochschulgruppe, kann das auch in Zahlen fassen: „In ungefähr 3,66 Sekunden von null auf hundert“, verdeutlicht Nils Brand. Vergleichsweise gering mutet die Höchstgeschwindigkeit an: Schon bei Tempo 120 sei Schluss, erklärt Jan Pantenburg, der auf der Strecke die Testfahrt kommentierte. Klar: Es geht den Jung-Konstrukteuren vor allem um die Beschleunigung. Seine Renntauglichkeit hat Electronyte 16 in der Rennsaison 2015/2016 unter Beweis gestellt. Bei Formula-Student-Spektakeln auf dem Hockenheimring sowie in Barcelona hat das Team verschiedene Aufgaben bewältigt. Gefragt sind bei dem internationalen Konstruktionswettbewerb für Studenten-Gruppen zum einen dynamische Disziplinen. Da gilt es beispielsweise, beim 22-Stunden-Dauerrennen die Belastbarkeit der Entwicklung zu beweisen. Statische Disziplinen fordern zudem, beispielsweise einen Businessplan vorzulegen, Vermarktungs-Konzepte für die eigene Konstruktion vorzustellen. Eins wird dabei deutlich: Bei KaRaT tummeln sich nicht etwa Rennsport-Liebhaber, die gern Vorlesungen schwänzen und lieber am Wägelchen schrauben. Sie arbeiten mit klaren Vorgaben, müssen auf den Punkt fertig sein, zielgerichtet zu Werke gehen. „Wichtig ist vor allem die Teamfähigkeit“, sagt Pantenburg; die sei in der Arbeitswelt gefragt. „Die Sponsoren unterstützen uns nicht von ungefähr.“ Die Unternehmen der Branche wüssten, dass aus solchen Konstrukteursgruppen verlässliche, kompetente Nachwuchskräfte zu rekrutieren seien; Absolventen, die bereits weitgehend fit für die Praxis sind. Ihnen wird indes auch was abverlangt: Mindestens zehn bis 20 Stunden pro Woche müssten die Mitglieder schon aufwenden. Ohne Sponsoren geht’s gar nicht: Denn der Electronyte ist einen mittleren sechsstelligen Eurobetrag „schwer“; nicht eingerechnet ist der Wert der Entwicklungsarbeit. Tobias Jauch fungiert als Vorsitzender des annähernd 40 Mitglieder starken KaRaT-Rennstalls samt eigener Konstruktionsabteilung. Technische Universität und Hochschule kooperieren, Studenten unterschiedlichster Fachrichtungen von hier wie dort mischen mit. Mit dem aktuellen, gut 200 Kilo schweren Flitzer haben die Konstrukteure übrigens zum fünften Mal auf Elektroantrieb gesetzt. Zwei E-Motoren treiben beide Hinterräder separat an. Bis 2011 liefen die Prototypen aus der Lauterer Rennwagenschmiede mit Verbrennungsmotoren. Info Mehr Informationen und Kontakt finden sich auf www.karat-racing.de.

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