Rheinpfalz Auf dem Weg zum Traumberuf

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Vom Fliegen kann sie nicht genug kriegen. Mit 13 hat Laura Schmidt auf dem Landeplatz Pottschütthöhe mit dem Segelflug begonnen, mittlerweile steuert sie Motorflugzeuge und – wenn alles gut geht – bald auch richtig dicke Brummer. Denn Ende des Jahres wird sie ihre Ausbildung als Berufspilotin bei der Lufthansa beenden und danach ihre Typenberechtigung erwerben – vielleicht für einen Airbus 320, eines der meistgeflogenen Flugzeuge.

Auf der Pottschütthöhe fühlt sich die 23-Jährige immer noch wie Zuhause – kein Wunder, der Verkehrslandeplatz ist sozusagen ihre fliegerische „Kinderstube“. Hier hat sie mit 13 ihren Segelflugschein begonnen – heute erst mit 14 möglich –, hier hat sie mit dem Flieger-Nachwuchs beim Aero-Club viel Freizeit verbracht, hier hat sie auf dem Tower in der Flugleitung Dienste geschoben und tut es noch, wenn es ihr möglich ist. Sehr viel Raum für andere Hobbys, etwa das Reiten, blieb da nicht mehr. Und das, obwohl die Zweibrückerin familiär noch nicht mal „vorbelastet“ ist, wie sie lachend erzählt: „Meine Eltern sind beide Fußgänger.“ Sie seien eben oft in Urlaub geflogen und ihr Berufswunsch habe schon früh festgestanden: Pilotin. Auf dieses Ziel hat die junge Frau hingearbeitet, dabei auch versucht, möglichst viel vom Flugbetrieb mitzubekommen. Neben der Segelfliegerei hat sie etwa als Schülerin zweimal ein Praktikum beim Flughafen Zweibrücken gemacht – bei der Abfertigung auf dem Vorfeld, wo zum Beispiel Formalitäten vor und nach dem Abflug erledigt wurden. Und gleich nach dem Abitur in Zweibrücken hat sie sich 2012 parallel beworben: bei der Airbus-Gruppe für ein duales Studium Elektrotechnik oder Maschinenbau sowie bei der Lufthansa um eine Ausbildung zur Verkehrspilotin. Der Test bei der Lufthansa ist kein Durchmarsch. Das kann Laura Schmidt bestätigen. Im ersten Teil wurde zum Beispiel am Computer räumliches Vorstellungsvermögen getestet, Merkfähigkeit, dazu Mathe, Physik, Englisch – kein Problem für eine naturwissenschaftlich orientierte Abiturientin. Im zweiten Teil ging es um Verhaltensweisen, etwa in Gruppenspielen und Streitgesprächen. Der dritte Teil konzentrierte sich auf Medizinisches. Laura Schmidt bestand den Test – glücklicherweise, sagt sie, schließlich sei die Pilotenausbildung ihre erste Wahl gewesen. Start der Ausbildung an der Flugschule Bremen war erst im Dezember 2014. Fast zwei Jahre waren zu überbrücken. Die angehende Pilotin entschloss sich, in dieser Zeit weitere Erfahrungen zu sammeln: in der Kabine als Flugbegleiterin. Sie bewarb sich und wurde nach einem sechswöchigen Kurs bei Germanwings eingesetzt. Europaweit, was bedeutete, dass sie zwar abends meist wieder daheim war, aber privat vom Zielort selbst wenig sah. Ein interessanter, aber zeitweise auch stressiger Job mit nicht nur angenehmen Begegnungen. Die meisten Passagiere seien höflich und freundlich, stellt sie fest. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Wenn ein Passagier auf die Frage, was in seinem Paket sei, antworte: „’ne Bombe, was sonst?“, dann sei das auch in einem deutschen Flugzeug kein Scherz mehr, erinnert sich Laura Schmidt an eine Begegnung der unangenehmen Art. Die übrigens Folgen hatte: Der „Scherzbold“ wurde letztlich von der Crew hinausgebeten. Zwei Jahre hat sie als Flugbegleiterin gearbeitet – eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte. Weil sie Einblicke in technische und organisatorische Abläufe erhielt, aber auch in das, was in der Kabine geschieht: Wer später im Cockpit sitze, bekomme vieles gar nicht mehr so mit, stellt sie fest. Ins Cockpit ging es auch in der Flugschule in Bremen noch nicht gleich: Dort stand erst ein halbes Jahr Theorie auf dem Lehrplan. Denn nicht jeder angehende Berufspilot bringt einen Flugschein für Segel- oder Motorflugzeug mit. Sichtflug war das erste Thema – kaum Neues für eine geübte Segelfliegerin. Spannender wurde es danach: Vier Monate ging es in die USA zur praktischen Ausbildung in Arizona. Da lernten die Schüler, eine Beach Bonanza F 33 zu fliegen. Damit erwarb Laura Schmidt zugleich den Motorflugschein. Auch hier kamen ihr die Erfahrungen aus dem Segelflug zugute; dort lerne man, sauber zu fliegen, stellt sie fest. Eine Notwendigkeit etwa bei der Koordinierten Kurve, bei der das Flugzeug einen Vollkreis in zwei Minuten fliegt. So viel Spaß ihr all das auch bereitete: Ein Zuckerschlecken waren die Übungsflüge über der Wüste nicht – bei bis zu 50 Grad Innentemperatur. Insgesamt seien sie immer „gut beschäftigt“ gewesen, meint sie. Denn ihr Ausbildungsbetrieb führe regelmäßig Tests durch. Ihre erste große Abschlussprüfung hat sie vor kurzem bestanden: beim Luftfahrtbundesamt Braunschweig, wo 14 Fächer abgeprüft wurden wie Luftrecht, Aerodynamik, Technik, Flugplanung, Navigation. Nun beginnt die zweite praktische Flugphase: der Instrumentenflug. Hier lernen die Schüler, einen kleinen Business-Jet zu fliegen, so wie einen Airbus. Ergänzt wird die Pilotenausbildung durch eine Typenberechtigung, also eine Zulassung für einen Flugzeugtyp, zum Beispiel A 320. Und danach? Einsatzmöglichkeiten – zunächst als Co-Pilotin – gebe es viele, sagt die angehende Berufspilotin: Germanwings, Eurowings, Lufthansa und mehr. Lufthansa wäre schon toll, meint sie – „aber ich bin flexibel“. Hauptsache Fliegen. Vom Fliegen kriegt die 23-Jährige jedoch auch in ihrer Freizeit nicht genug. Wenn es passt, hebt sie selbst auf der Pottschütthöhe ab. Oder sie setzt sich in ein Verkehrsflugzeug – als Passagierin. Gerade war sie in der Karibik, danach in Kanada unterwegs. Von der Welt hat sie schon einiges gesehen, hat aber auch noch viele Wunschziele. Australien, Neuseeland, Afrika, Südamerika, Nordkap, Hawaii. Sie komme gerne nach Zweibrücken, meint sie, aber sie reise ebenso gerne. „Ich kriege schon die Krise, wenn ich mal vier Tage Zuhause sitze.“

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