Rheinpfalz Angst vor mehr Lärm durch Güterverkehr

Mannheim. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht für Mannheim den Ausbau der Bundesautobahn 6 und zwei Bauprojekte für Schienenstrecken der Deutschen Bahn vor. In der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Gemeinderats hat die Stadtspitze Auskunft über ihre Position zu Fragen der Streckenplanung gegeben. Hauptsorge: eine mögliche Zunahme der Lärmbelastung durch mehr Güterverkehr.

Es ist ein gewisses Dilemma. Einerseits soll der ICE-Knoten Mannheim mit dem Hauptbahnhof nach dem Willen von Stadt und Gemeinderat unbedingt seine Bedeutung behalten und kein ICE ohne Halt einfach an Mannheim vorbeifahren. Andererseits soll aus Umweltgründen zur Verbesserung der CO2-Bilanz möglichst viel Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden. Und der Mannheimer Rangierbahnhof ist der zweitgrößte seiner Art in ganz Deutschland nach Hamburg-Maschen und stellt die Drehscheibe der Bahn für den ganzen Südwesten dar. Schon vor einiger Zeit wurde in der „Korridorstudie“ ein Engpass im Schienenverkehr zwischen Mannheim und Frankfurt festgestellt. Dieser soll als „vordringlicher Bedarf“ nach dem neuen Bundesverkehrswegeplan mit einer zweigleisigen Neubaustrecke beseitigt werden. Die Stadtverwaltung begrüßt dies grundsätzlich. „Dieser Ausbau darf aber nicht zu Lasten der Bürger gehen“, sagte Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU). Aus Sicht der Stadt ist ein optimaler Lärmschutz erforderlich. Die Rede ist von einer Tunnellösung. Dazu schlägt die Stadtverwaltung vor, die Strecke mit Personenverkehr tagsüber und Güterverkehr nachts zu nutzen. „Es werden 250 bis 300 Güterzüge mehr kommen als bisher“, prognostizierte Specht. CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen kritisierte die seiner Ansicht nach zu lasche Formulierung im Zusammenhang mit der Tunnellösung, die er klar bevorzugt. Andere Stadträte teilen diese Kritik. „Die Formulierung macht politisch keinen Unterschied, das können wir gern ändern“, erwiderte Peter Kurz (SPD). Der OB befürchtet aber, dass es sehr schwierig werden dürfte, die Bahn von einer teuren Tunnellösung zu überzeugen. Das beste Argument könnte das Thema Strecken-Kapazität sein. „Wenn die nicht reicht, kommt ein Tunnel auf die Tagesordnung“, sagte Kurz. Ein zweites Projekt sieht vor, das zweite Gleis der Östlichen Riedbahn ab Käfertal zu reaktivieren. Üblicher Lärmschutz sei hier geplant, eine Tunnellösung hier wegen dem Anschluss des Hafens und der S-Bahn-Nutzung ausgeschlossen, sagte Specht. Ob das zweite Gleis tatsächlich reaktiviert wird, hängt offenbar vom Ergebnis einer weiteren Studie ab. Nach Angaben der Stadt plant die Bahn eine neue Untersuchung des Netzknotens Mannheim. In der Diskussion um die Bahn ging eine Nachricht fast unter: Der Bundesverkehrswegeplan sieht als „vordringlichen Bedarf“ auch einen sechsspurigen Ausbau der A6 zwischen dem Autobahnkreuz Mannheim und der Ausfahrt Schwetzingen/Hockenheim vor. Wann das Projekt beginnt, ist offen. (büg)

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