Rheinpfalz „An die B 270 müsste eine Querungshilfe“

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KAISERSLAUTERN. Ob auf dem Rennrad, dem Mountainbike oder Stadtrad: Radfahren liegt im Trend. Doch nicht überall im Landkreis sind die Voraussetzungen dafür optimal. Wo gibt es gefährliche Stellen oder Verbesserungsmöglichkeiten? Und: Wo hapert es in der Kommunikation zwischen Radlern und Autofahrern? Darüber hat sich RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Sophie Lacher mit Bernd Köppe, Koordinator im Kreisverband Kaiserslautern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), unterhalten.

Wie bewerten Sie die Radwege im Landkreis? Und fällt Ihnen spontan eine Stelle ein, wo es um die Sicherheit von Radfahrern schlecht bestellt ist?

Die beschilderten Wege im Landkreis sind sehr, sehr gut. Das muss man schon sagen. Aber es gibt schon auch noch Verbesserungsmöglichkeiten. Ein solcher Punkt, der mir spontan in den Sinn kommt, ist auf der „Tour de Süd“ der Abschnitt zwischen Karlstal und Schweinstal. Dort muss der Radler die viel befahrene B 270 überqueren, was sehr gefährlich ist. Hier müsste unbedingt eine Querungshilfe hin. Doch leider tut sich nichts. Der ADFC betont besonders ein Miteinander von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Wie soll das Verständnis geschaffen werden? Insgesamt lässt sich beobachten, dass viele Autofahrer im Vergleich zu vor 20 Jahren viel verständnisvoller geworden sind. Man sieht genau, welcher Autofahrer auch selbst Rad fährt. Am wichtigsten ist es immer, Blickkontakt aufzunehmen. Viele Fußgänger überqueren einen Zebrastreifen, ohne vorher nach links oder rechts zu gucken. Auch auf den so genannten „unechten Einbahnstraßen“, wo Radfahrer auch in entgegengesetzter Richtung fahren dürfen, muss man sich durch Blickkontakt verständigen. Wenn man eine Lücke sieht, kann man auch mal selber hineinfahren und den Autofahrer vorbeiwinken. Welche Probleme sehen Sie noch bei der Kommunikation zwischen Rad- und Autofahrern? Es hat sich bei vielen Autofahrern die Unsitte eingeschlichen, nicht mehr zu Blinken. Diese Blinkfaulheit zieht sich durch alle Altersschichten. Ich frage mich , ob die Fahrschulen ihren Schülern nicht mehr beibringen, zu blinken. Sie setzen sich für das Abschaffen der Benutzungspflicht von Radwegen ein. Warum? Oft ist es so, dass die Radwege gemeinsam mit Fußgängern genutzt werden. Das Problem dabei ist der große Geschwindigkeitsunterschied. Zudem ändern Fußgänger ihre Bewegungsrichtung sehr schnell und unvorhersehbar. Autofahrer und Radfahrer dagegen bewegen sich in dieselbe Richtung. Trotzdem stehen an vielen Radwegen die blauen Schilder, die ein Gebotsschild darstellen und somit eine Benutzungspflicht symbolisieren. Wenn sich auf dem Schild ein waagrechter Streifen mit Fußgängern oben und Radfahrern unten befindet, stellt der Weg einen gemeinsamen Fuß- und Radweg dar. Hier haben beide die gleichen Rechte. Wenn ein senkrechter Strich die Symbole für Radfahrer und Fußgänger trennt, zeigt es an, auf welchen Seiten des Weges die Personen sich jeweils bewegen sollen. Wir setzen uns für die Wahlfreiheit ein. Unsichere, langsame Radfahrer wählen immer den Radweg. Bei schnellen, sicheren Radfahrern stellen gemeinsame Geh- und Radwege oft ein Sicherheitsrisiko dar. Welche Lösungen gäbe es für das Mitbenutzen der Straßen durch Radfahrer? Es gibt sogenannte Schutz- und Radfahrstreifen. Schutzstreifen haben eine gestrichelte Linie, die ausnahmsweise überfahren werden darf, wenn sich vor dem Pkw-Fahrer kein Radfahrer befindet. Wenn vor dem Auto ein Radfahrer fährt, muss das Auto bei Gegenverkehr natürlich bremsen. Der Schutzstreifen hat eine Breite von mindestens 1,25 bis 1,50 Meter im Ein-Richtungsverkehr. Der Radfahrstreifen dagegen ist durch eine durchgezogene Linie von der Straße abgetrennt und darf nicht überfahren werden. Auch Halten oder Parken ist verboten. Bei einer Breite von mindestens 1,50 Meter können sich Radfahrer auch gegenseitig überholen. das ist vor allem bergauf wichtig, da hier die Radfahrer viel langsamer als Autos sind. Beim Begegnungsverkehr sollte der Radweg eine Breite von mindestens drei Metern haben. Die meisten bei uns im Kreis sind zwei bis 2,50 Meter breit. Da muss man sich wieder mit den Entgegenkommenden verständigen. Außerorts setzt sich der Landesbetrieb für Mobilität, der für die Planung aller Radwege außerhalb geschlossener Ortschaften zuständig ist, vor allem bergauf für Schutzstreifen ein. So sind Autofahrer und Motorradfahrer informiert, dass sich zum Beispiel hinter einer Kurve ein Fahrradfahrer befinden könnte. Vor etwa zwei Jahren kam es bei Frankenstein zu einem tödlichen Unfall, weil sich der Motorradfahrer in eine Rechtskurve legte, hinter der sich ein Radfahrer befand. Beide kollidierten und starben. Welche Ideen haben Sie, um gemeinsame Rad- und Gehwege zu verbessern? Wegen der Sehbehinderten muss der Übergang zur Straße mindestens einen Höhenunterschied von drei Zentimetern aufweisen. Das ist für Radfahrer natürlich unpraktisch. Eine Lösung wären sogenannte taktile Leitsysteme. Steine mit Rillen und Noppen zeigen den Wechsel von Geh-/Radweg auf die Straße an. Hier in der Region gibt es das zum Beispiel an der Autobahnauf- und abfahrt bei Bruchmühlbach. Allerdings ist dieses System mit hohen Kosten verbunden. Würden Sie trotz alledem sagen, dass sich Radwege in den vergangenen Jahren verbessert haben? Auf jeden Fall. Im Jahr 2000 gründete sich eine Gruppe beim Landesbetrieb Mobilität. Diese hat bis heute sehr positive Arbeit verrichtet. Radwege wurden beschildert und es gibt ein gutes Radwegenetz. Unter www.radwanderland.de kann man im Internet einen Routenplan nutzen oder sich über Themenradwege und Fernradwege informieren.

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