Rheinpfalz An der Schule fliegen alle aus dem Bus

Die älteren Schüler, die eigentlich Richtung Schulzentrum Dahn weiterfahren wollten, trauten nach den Herbstferien ihren Ohren kaum. An der Felsland-Grundschule in Bruchweiler hieß es plötzlich „Alle raus!“, obwohl der Bus bislang stets nach Dahn weiterfuhr. Das tut er weiterhin. Und die verstoßenen Schüler durften auch wieder in den Bus einsteigen – nach einem Fußmarsch an die nächste Haltestelle.

Was sich grotesk anhört, ist der Versuch der Kreisverwaltung Südwestpfalz, den Grundschülern aus dem unteren Wieslautertal mehr Platz im Bus zu verschaffen. Denn die nutzen, wie auch die älteren Schüler, als Beförderungsmittel zu ihrer Schule den regulären Linienbus. Die morgendliche Fahrt mit der Nummer 206 auf der Linie 252 (Weißenburg-Hauenstein) macht daher eigens einen kleinen Schlenker von der Bruchweilerer Hauptstraße durch die Otto-Muck-Straße zur Grundschule, um den Erst- bis Viertklässlern ein gefahrloses Aussteigen direkt vor ihrer Schule zu ermöglichen. Zwar fährt der Bus dann ebenfalls weiter nach Dahn, „aber für die Schüler, die dort das Schulzentrum besuchen, sind eigentlich die Fahrten 204 und 206 gedacht“, erläutert die Pressesprecherin des Landkreises Südwestpfalz, Ulla Eder. Erstere beginnt um 7.08 Uhr in Bundenthal und führt über Bruchweiler, Schindhard und Reichenbach nach Dahn; zweitere startet zwei Minuten später in Bobenthal und sammelt unterwegs die Schüler in Niederschlettenbach, Bundenthal und Bruchweiler ein, ehe das Dahner Schulzentrum angesteuert wird. Nur: Kurz darauf kommt eben auch der „Grundschulbus“ in diese Dörfer. Und weil Zeit kostbar ist und gerade morgens beim Nachwuchs jede Minute zählt, haben nach und nach die älteren Schüler diese Transportmöglichkeit für sich entdeckt. Es geht zwar letztlich nur um vier Minuten, aber immerhin, diese hat man in der Früh schon mal gewonnen ... „Am Anfang war das kein Problem. Aber in letzter Zeit häuften sich die Beschwerden, dass in diesem Bus, der vor allem für die Grundschüler gedacht war, diese nicht nur kleinen Sitzplatz mehr finden, sondern der Bus auch bei den Stehplätzen voll belegt ist“, verdeutlicht Eder. Deswegen sah man beim Kreis, der für die Schülerbeförderung zuständig ist, Handlungsbedarf. Der sieht nun in Absprache mit der Queichtal-Nahverkehrsgesellschaft (QNV) so aus, dass die „Grundschulfahrt“, die bislang schon mit der Nummer 208 um 7.26 Uhr an der Grundschule Bruchweiler endete, zwar auch künftig als Fahrt Nummer 210 nach Dahn weiterführt. Der Beginn dieser zweiten Fahrt, die bislang kaum als solche zu erkennen war, wurde von der Haltestelle „Grundschule“ in Bruchweiler etwa 200 Meter weiter an die Haltestelle „Otto-Muck-Straße“ in der Hauptstraße verlegt. Indem alle Schüler an der Endhaltestelle Grundschule aussteigen müssen und die knapp 200 Meter zur nächsten Haltestelle laufen müssen, hofft die Kreisverwaltung, diese Busverbindung für die älteren Schüler unattraktiv zu machen. „Wir appellieren da auch an die Schüler, die Busse entsprechend zu nutzen“, so Eder. Insgesamt reichen laut ihrer Aussage die drei Busse aus, um alle Schüler aus diesem Bereich ordnungsgemäß zu ihren Schulen zu transportieren. Nur: Die Schüler wie auch deren Eltern haben von alledem nichts mitbekommen. „Das hätte man ja wenigstens mal bekanntmachen müssen“, finden sie. Tatsächlich aber wurde das Schulzentrum Dahn etwa 14 Tage vor den Herbstferien per Mail von der Kreisverwaltung über die Fahrplanänderung informiert, bestätigte dort der federführende Leiter des Schulzentrums, Thomas Neuberger. Die Änderung sei auch gleich am Schwarzen Brett bekanntgemacht worden. Aber offensichtlich haben es die betroffenen Schüler nicht registriert. Ein Schreiben an die Eltern sei in solchen Fällen nicht üblich, hieß es bei der Kreisverwaltung. Aber neben den Schülern hätte auch die Öffentlichkeit über den geänderten Startpunkt der betreffenden Fahrt informiert werden müssen. Immerhin handelt es sich um eine Tour im regulären QNV-Liniennetz. Wieso das nicht geschehen ist, dafür hat QNV-Betriebsleiter Winfried Becker die Erklärung: Derzeit laufe voraussichtlich bis zu den Weihnachtsferien erst eine Testphase. Wenn sich die Maßnahme mit dem Verlegen des Startpunkts bewährt hat, müsse sie vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) genehmigt werden. Erst dann würden auch die Fahrpläne geändert. Wie Becker außerdem informiert, seien die Busfahrer angehalten, Schüler, die mit einem Spurt an die nächste Haltestelle versuchen, diese neue Regelung zu umgehen, nicht mitzunehmen. In der Frage, ob sich dies an einer öffentlichen Haltestelle einer öffentlichen Linie rechtlich überhaupt umsetzen lässt, verwies Becker an die Kreisverwaltung.

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