Eisenberg Abschied von den 70 „letzten Kindern der 90er“

Der letzte Jahrgang, der vor der Jahrtausendwende zur Welt gekommen ist: die 2018er Abiturienten an der IGS Rockenhausen.
Der letzte Jahrgang, der vor der Jahrtausendwende zur Welt gekommen ist: die 2018er Abiturienten an der IGS Rockenhausen.

„Daumen hoch“, sagte Schulelternbeirat Matthias Klein mit einem Strahlen. Lobend reckte er am Rednerpult die beiden Finger den jungen Menschen entgegen, die einen vorzüglichen Grund zum Feiern hatten – ihre Hochschulreife: 70 Abiturienten sind am Freitag in der Donnersberghalle von der Integrierten Gesamtschule (IGS) Rockenhausen verabschiedet worden. Besonderheit: Sie sind – wie ihr Motto auch verkündete – die „Last 90’s Kids“, also der letzte Abschlussjahrgang, der vor der Jahrtausendwende zur Welt kam. Das „beste Kind“ war Nico Spuhler aus Rockenhausen: Er erreichte einen Notendurchschnitt von 1,4.

In der Dunkelheit der Donnersberghalle wurden die Besucher für ein paar Momente in eine andere Zeit versetzt. Alle drehten ihre Köpfe gen Tür, verdutzt, manche verwirrt. Dicke Vorhänge sorgten dafür, dass es finster war – und der düstere Rap-Rhythmus wurde lauter und lauter. Viele Besucher wanderten im Kopf um Jahre zurück – „Gangsta’s Paradise“ von Coolio. Ein Hauch der 90er Jahre wehte durch den Saal und verdrängte für ein paar Momente das festliche Ambiente. Stilecht mit Ghettoblaster marschierten die 70 Abgänger der IGS in die Halle. Coolios Hit ist zwar älter als sie selbst – doch sie unterstrichen mit der Musikauswahl, dass sie die letzten Abi-Kinder der 90er sind. Eine neue Zeit bricht an. Als die Abiturienten zur Welt kamen – 1998 oder 1999 –, erschütterte gerade Clintons Lewinsky-Affäre das Weiße Haus, die Ära Merkel war noch in weiter Ferne, Frauen trugen ihre Tops in Ballonröcken mit Gummizug und Buffalo-Schuhen, statt auf Smartphones wurde auf dem Gameboy gezockt und der 1. FCK war amtierender Deutscher Meister. Schmunzelnd, aber auch mit Wehmut erinnerten die Abiturienten am Freitagmittag daran. „Zittern, hoffen und bangen ist endlich vorbei – aber was nun?“, stellte Schulleiter Dirk Melzer, der seine Rede humorvoll, aber dennoch mit ernstem Unterton hielt, die obligatorische Frage. Und gab, zumindest aus ethischer Perspektive, die passende Antwort: Seinen Platz in der Gesellschaft habe jeder – egal, ob er nun studiere, eine Ausbildung beginne oder zuerst durch die Welt bummele. Worte wie Elite verwende er nicht. „Jeder hat seine Funktion. Mensch ist Mensch“, so Melzer, der bedauerte, „zum wiederholten Male“ den Landrat nicht als Gast begrüßen zu dürfen. Lacher erntete der Lateinlehrer für sein Fazit: „Ich entlasse offene, angenehme junge Menschen – auch wenn in der Abi-Zeitung viele Latein als Hassfach angegeben haben.“ Die knapp zweistündige Feier, durch die Stefanie Haupt und Saskia Augenreich führten, waren ein kurzweiliges Vergnügen: Das Orchester „One Moment In Time“ und der Schulchor „An die Freude“, jeweils dirigiert von Uwe Rogge, leiteten den Reigen der musikalischen Beiträge ein, Abiturienten und Musikpreisträgerin Yasmin Eichler sorgten mit Yann Tiersens „Comptine d’une autre été: L’après-midi“ für eindringliche Gänsehaut-Momente, während der Dirty-Dancing-Klassiker „Time Of My Life“ der Musikkurse den Schlussakkord setzte. Eine willkommene Abwechslung zu den obligatorischen Grußworten, die gleichwohl mit einigen bemerkenswerten Botschaften aufwarteten. „Leider denken zu viele Leute noch so, dass man immer den Daumen drauf drücken muss“, mahnte beispielsweise Schulelternbeirat Matthias Klein, selbst Pädagoge, sich nicht zu viel Druck auferlegen zu lassen. „Menschen lernen besser, wenn man an sie glaubt und sie lobt“, so Kleins wohlmeinende Worte, die er den Abiturienten mit auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt gab. Fast 13 Jahre lang sind die 70 Absolventen zur Schule gegangen. Die Oberstufe, betonten Rebecca Hinkel und Alina Kaufhold in der Abi-Rede, sei – typisch 90er eben – wie Tetris: Kurse stapeln, kombinieren, alles muss passen fürs nächste Level. „Und zwischendurch hat man das Gefühl, es droht ein Gameover.“ Manche hat auch tatsächlich das vorzeitige Ende ereilt – denn 2015 waren 87 Schüler in die MSS gestartet. Eines können die letzten Kinder der Neunziger Jahre – natürlich augenzwinkernd – allerdings mit Fug und Recht behaupten: „Dass nach uns nur noch Nullen kommen“ ... Die Abiturienten 2018 Alexander Arapow, Winnweiler; Franziska Arendt, Bolanden; Céline Augenreich, Sippersfeld; Saskia Augenreich, Schiersfeld; Moritz Bayer, Münchweiler; Tim Michael Bellin, Alsenz; Lisa-Marie Johanna Christmann, Rockenhausen; Cedric Cullmann, Rockenhausen; Julia Dautermann, Münchweiler; Daniel Degen, Seelen; Lea Deißler, Gauersheim; Lisa Dembowski, Gerbach; Jordan Abigail Edwards, Pleitersheim; Yasmin Eichler, Winnweiler; Melina Henriette Eikerling, Marienthal; Alina Erb, Rüssingen; Patrick Falkenberg, Schweisweiler; Andreas Fischer, Marnheim; Rebecca Föller, Morschheim; Constanze Gass, Rockenhausen; Caroline Geib, Reichsthal; Vivien Gross, Münchweiler; Angeline Groß, Alsenz; Melanie Gruner, Imsweiler; Vanessa Guth, Winnweiler; Larissa Emilie Haas, Münsterappel; Sandro Hatzfeld, Biedesheim; Stefanie Haupt, Rockenhausen; Jan-Luca Hausmann, Gauersheim; Niklas Max Henn, Relsberg; Rebecca Hinkel, Mörsfeld; Jan Oliver Hüge, Bolanden; Jonas Jerhof, Kerzenheim; Max Jopp, Wattenheim; Vanessa Junge, Winnweiler; Alina Kaufhold, Kriegsfeld; Nicolas Klein, Göllheim; Nikolas Klein, Reipoltskirchen; Martin König, Rockenhausen; David Kraus, Obermoschel; Jonas Krell, Orbis; Marvin Kremb, Gerbach; Pascal Michael Sascha Kutscher, Bolanden; Robert Friedrich Julius Leber, Kirchheimbolanden; Alena Venus Lenz, Rockenhausen; Luca Timon Maas, Gonbach; Marvin Mahler, Rockenhausen; Kira-Katharina Meggers, Rockenhausen; Hannah Michels, Kirchheimbolanden; Josephine Miess, Rockenhausen; Kristina Morasch, Alsenbrück-Langmeil; Chantal Mork, Dörnbach; Jonas Moxter, Unkenbach; Antonia Müller, Rockenhausen, Leif Thorben Opdenacker, Bisterschied; Darleen Michelle Paul, Reipoltskirchen; Stephanie Reiser, Börrstadt; Sabrina Rieder, Höringen; Lea Saam, Altenbamberg; Max Schädrich, Dörnbach; Paula Schmidt, Albisheim; Justin Sirclum, Winnweiler; Nico Spuhler, Rockenhausen; Rebecca Steiner Münsterappel; Emilie Stripling, Rockenhausen; Lucas Joshua Thimm, Breunigweiler; Jacqueline Thron, Lautersheim; Marco Timm, Rockenhausen; Justin Walter, Rockenhausen, Joshua Wesely, Gerbach.

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