Sport Olympia-Tagebuch: Der Wecker am Mattenrand

Es war um 8 Uhr, als Elina de Oliveira (mir scheint dies ein brasilianischer Nachname zu sein wie bei uns Müller, Maier, Schmitt) an der Schleuse zum Olympiapark und zum Hauptpressezentrum MPC, was für Main Press Center steht, aus voller Brust ihre Begrüßung herausschrie. Good Morning, buon giorno, buenos dias, Guten Morgen! Da war die ganze lange Schlange wach. Viele hatten ein leises „bom dia“ auf den Lippen, was wiederum Elina in ihrem Tun bestärkte. Wenn sie ein Grüezi gerufen hätte, hätte ich mich aber, glaub’ ich, weggeschmissen. Olympia steht für Völkerverständigung. Auch und vor allem unter Journalisten. Das Miteinander, man kann auch sagen: das Aufeinander, ist grenzenlos. Herzlich und hilfsbereit. Der ägyptische Judoka Islam El Shehaby (34) dagegen trat die olympische Idee der Völkerverständigung mit Füßen. Ich war, als ich auf Jasmin Külbs’ Kampf wartete, gespannt, was da im Kampf gegen den Israeli passierte. Und in der Tat, El Shehaby verweigerte dem Sieger Or Sasson (25) den Handschlag, wich zurück, winkte ab. Wütende Buh-Rufe der Zuschauer in der vollen Judohalle begleiteten ihn auf dem Weg aus der Halle. Ein Eklat. Da war ich endgültig wach. Ich weiß nicht, was mich geritten hatte, als ich mir die Copacabana noch mal gab. War’s der Caipi? Oder doch eher die Britta, das Rotbäckchen? Nicht dass der Ein-Stunden-Trip (einfache Fahrt) schlecht gewesen war, nein, aber es wurde spät. Verdammt spät. Ich hatte einfach nicht auf der Rechnung, dass Britta Büthe um Mitternacht zum Lucky-Loser-Match ranmusste, als ich mich mit unserer RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Katja Sturm auf den Weg gemacht hatte. Um zwei Uhr war ich im MPC und musste, weil ich meinen Laptop am Beach nicht dabei hatte, zum Spind, das kleine, bisher sehr zuverlässige Ding noch mit der morgendlichen Online-Meldung aus Rio quälen. Die vor allem der Regionalität gerecht werden soll und die die Online-Leser dann ins gedruckte „Blatt“ führen soll. Im MPC übrigens gähnende Leere. Vereinzelt schafften ein paar, und einzelne Köpfe und Oberkörper lagen auf den Tischen ... Um drei war ich daheim. Bernhard und Anne, das schwer schaffende Fotografenduo, wusste ja nicht, dass ich auf Tour war. Sie hatten mich ausgeschlossen. Unsere beiden Schlüssel müssen wir uns dreiteilen, weil Anne ja, allerdings bei voller Kost und Verpflegung (und hervorragender Betreuung durch uns Männer), inkognito bei uns wohnt. Gut, ich kam rein. Leider auch Bernhard zu mir ins Zimmer. Um sieben Uhr! Ob ich frühstücken gehen wolle? Hat der Probleme, dachte ich und hätte ihn killen können. Ich war wach, bin raus und habe dann ein insofern unvergleichliches Erlebnis gehabt, als ich innerhalb von acht Stunden zwei Böhl-Iggelheimerinnen bei Olympia in den Mixed Zonen interviewte. Die fünf Jahre jüngere Jasmin Külbs und Britta Büthe kennen sich aus gemeinsamen Zeiten im Schifferstadter Gymnasium. Ein bisschen wenigstens. Und dann war ja mittags auch noch die „Miri“ dran. Nebenan im Velodrom. Ihretwegen und ihrer Familie wegen hatten wir uns für den Abend im Deutschen Haus angemeldet. Dort haben wir, in der gerade vergangenen Nacht, auf unsere heutigen Geburtstagkinder „Winne“ Doll sowie die Barbara, die Irmgard und die Vroni angestoßen und eben diesen Schluck unseres eigenen Forster Kirchenstücks gespart. Herzlichen Glückwunsch!

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